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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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haben es gerade gehört«, sagte Jacky anstelle einer Begrüßung.
    »Das ist so furchtbar«, flüsterte May. Sie trug eine Sonnenbrille, obwohl der Himmel bedeckt war.
    »Da«, erklärte Tessi. »Gag.« Sie saß in ihrem Buggy und hielt in der rechten Hand eine Plüschmaus, in der linken ein aufgeweichtes Rosinenbrötchen und lutschte abwechselnd an beidem.
    »Helena schläft«, sagte Cara.
    »Nicht mehr«, sagte Helena, die gerade die Treppe herunterkam und jetzt neben Cara trat.
    »Die Polizei war bei uns«, sagte Jacky. »Stimmt das? Ist das wirklich wahr?«
    »Ich weiß überhaupt nichts mehr.« Helena wühlte durch ihre Haare. Ihre Augen waren schwarze Löcher in ihrem blassen Gesicht. Sie sah noch fertiger aus als am Morgen. »Wollt ihr reinkommen?«
    »Wenn das okay ist?« Jacky hievte Tessi aus dem Wagen und trug sie in den Flur. May folgte ihr mit dem Buggy.
    »Wie geht’s dir denn jetzt?«, fragte Jacky, als sie alle auf dem Sofa saßen, nur Tessi saß davor auf dem Boden und schmierte ihr Rosinenbrötchen in den Teppich.
    »Beschissen«, sagte Helena. Sie rang ihre Hände, umklammerte dann die Tischkante, suchte Halt und fand keinen. »Tom ist tot. Mein Tom. Und ich habe echt keine Ahnung, was ich letzte Nacht gemacht habe. Ich wollte ihn doch noch anrufen. Hab ich ihn angerufen?«
    Sie hob ihr blasses Gesicht und sah Cara fragend an, die hilflos mit den Schultern zuckte. »Ich glaube schon.«
    »Erinnerst du dich an überhaupt nichts mehr?«, fragte Jacky.
    »Ich bin auf einer Parkbank hinter dem Seehotel aufgewacht. Mehr weiß ich nicht.«
    »Krass«, murmelte Jacky.
    »Und als ich nach Hause kam, war die Polizei da und sie haben mir gesagt …« Ihre Stimme versagte.
    »Ach, Lenchen!« May rückte näher und legte ihren Arm um Helenas Schultern und zog sie an sich. »Es tut mir so leid.« Sie schluchzte hemmungslos und konnte sich gar nicht mehr beruhigen, während Helena ganz ruhig blieb. Ihre Hand streichelte sanft über Mays Rücken. Als ob May ihren Bräutigam verloren hätte und nicht sie selbst.
    »Ich fühl mich so beschissen, Helena. Ich hab mich gestern unmöglich benommen.« Jetzt nahm May zum ersten Mal die Sonnenbrille ab. Ihre Augen waren rot und verschwollen. Als hätte sie den ganzen Tag geheult. Oder die Nacht durchgesoffen.
    Jacky räusperte sich. »Und du … erinnerst dich echt an nichts mehr, Helena?«
    »Nee. Nach der Party ist alles weg.« Helena starrte über Mays Schulter ins Leere. »Die glauben, dass ich das war.«
    »Ach Quatsch«, sagte May. »Das ist doch Blödsinn.«
    »Die Frage ist allerdings – wo warst du letzte Nacht, wenn du nicht bei Tom warst?«, murmelte Jacky.
    Helena nickte, aber sie schien gar nicht richtig zugehört zu haben. »Wie soll ich denn jetzt weiterleben? Ohne Tom? Alles, was ich geplant habe, alles, was ich mir gewünscht habe, ist vorbei. Mein Leben ist vorbei.« Sie schob May zurück und stand auf. »Ich geh wieder nach oben«, sagte sie mit belegter Stimme. »Ich kann nicht mehr.«
    »Soll ich mitkommen?«, fragte Cara, aber Helena schüttelte nur den Kopf. Und ging mit kleinen unsicheren Schritten zur Tür und dann hörten sie, wie sie die Treppe hochstieg.
    May putzte sich die Nase. Jacky seufzte. Tessi saugte an ihrem Brötchen.
    »Vielleicht war sie ja doch bei ihm und es gab Streit«, sagte Jacky. »Und da ist sie irgendwie … ausgerastet.«
    Cara starrte Jacky ungläubig an. »Wie meinst du das?«
    »Na ja«, sagte Jacky.
    »Traust du Helena das zu?«, fragte Cara. »Dass sie Tom umbringt? In blinder Wut?«
    Jacky zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Also, wenn ich herausfinden würde, dass mein Freund mit einer meiner Freundinnen gepennt hat … Selbst wenn das vor ihrer Zeit war, er hätte es ihr erzählen können.«
    »Helena ist doch nicht gewalttätig. Sie hat sich noch nie geprügelt. Sie ist überhaupt nicht der Typ für so was.«
    »Sie war blau.«
    »Aber Alkohol macht Helena nicht aggressiv. Im Gegenteil, sie wird eher ruhiger, wenn sie getrunken hat.«
    Helena hasste Streit und Auseinandersetzungen. Sie hatte es auch immer geschafft, den Wutausbrüchen ihres Vaters zu entgehen. Im Gegensatz zu Cara.
    Tessi ließ ihr nasses Brötchen fallen und krabbelte zum CD-Regal. Nun riss sie eine CD nach der anderen aus den Fächern und warf sie auf den Boden. Jacky machte keinerlei Anstalten einzugreifen, vielleicht war so etwas ja vollkommen normal für sie.
    Erst als eine CD aus der Hülle rutschte und über den Teppich auf sie

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