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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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gesagt. »Wir machen eine Schwestern-WG auf.« Aber dann hatte sie Tom kennengelernt und die WG-Idee war gestorben.
    Wenn Helena schwanger ist, brech ich die Ausbildung ab und helf ihr, überlegte Cara. Je länger sie darüber nachdachte, desto besser gefiel ihr die Vorstellung, dass Helena schwanger war. Ein Baby würde sie ablenken. Sie hätte gar keine Zeit mehr, Tom nachzutrauern.
    Zusammen würden sie es schaffen.
    »Ein Uhr«, sagte Vitali, der plötzlich neben ihr stand. »Mittag.«
    Sie fuhren zu einem Schnellimbiss und aßen Currywurst mit Pommes.
    Cara dachte noch darüber nach, ob sie Vitali von Toms Tod erzählen wollte, als er sie selbst darauf ansprach. »Hab übrigens gehört, was passiert ist. Mit dem Verlobten deiner Schwester«, sagte er. »Tut mir echt leid.«
    »Woher weißt denn du das?«
    »Na, hör mal. Geldern ist ein Kaff. Da spricht sich so was doch sofort rum. Renzo hat’s mir erzählt, als ich heute Morgen zur Arbeit gekommen bin.«
    »Renzo, echt?« Ihr gegenüber hatte sich ihr Chef nichts anmerken lassen. »Und? Was hat er gesagt?«
    »Man munkelt wohl, dass es Mord war.«
    »Munkelt man das, ja?«
    »Wie geht es deiner Schwester?«, fragte Vitali. »Sie ist bestimmt am Ende.«
    »Natürlich ist sie am Ende.« Helena hatte am Tag zuvor so viel geweint, dass ihre Mutter mit ihr in die Notfallambulanz gefahren war, wo man ihr ein Beruhigungsmittel gespritzt hatte. »Es ist der totale Horror.«
    »Kann ich mir vorstellen. So kurz vor der Hochzeit. Scheiße.« Vitali spießte ein neues Wurststückchen auf, ließ es dann aber in der Pappschale liegen. »Weiß man denn schon, wer’s war?«
    »Nein. Die Polizei verdächtigt Helena.«
    »Deine Schwester? Wie kommen die denn darauf?«
    »Sie war ziemlich betrunken. Also sozusagen total breit. Wir haben auch irgendwelche Pillen eingeworfen … Jedenfalls kann Helena sich an nichts mehr erinnern.«
    »Aber das ist doch kein Grund, sie zu verdächtigen. Das passiert schon mal, wenn man gefeiert hat.« Vitali schien sich da auszukennen.
    »Eine von Helenas Freundinnen hat sich ziemlich danebenbenommen.«
    »Wie denn?«
    »May hat erzählt …« Cara suchte nach Worten. »Dass sie auch schon mal was mit Tom hatte. Und sie wollte Helena weismachen, dass Tom sie die ganze Zeit betrügt. Mit seinen Schülerinnen und so.«
    »Und? Stimmt das?«
    »Natürlich nicht.« Cara schob ein paar Pommes in den Mund. Sie schmeckten wie nasser Karton. »May hat irgendwelche Gerüchte nachgeplappert, für die es keine Beweise gibt.«
    »Aber sie selbst war mit ihm im Bett. Oder meinst du, dass sie das auch nur erfunden hat?«
    »Nee, wie ich May kenne, stimmt das. Aber es ist passiert, bevor Helena mit Tom zusammen war.«
    »Trotzdem. Deine Schwester hat eine Woche vor ihrer Hochzeit davon erfahren.« Vitali nickte und schwieg. Man konnte fast sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete. Wie er eins und eins zusammenzählte und seine Schlüsse zog. »Und ein paar Stunden später war er tot.«
    »Hör mal. Man bringt doch keinen um, nur weil da vor Jahren mal was mit einer anderen gelaufen ist.«
    »Nee«, sagte Vitali. »Aber vielleicht ist deine Schwester nach der Party zu ihm und hat ihn zur Rede gestellt und plötzlich kamen noch andere Sachen ans Licht.«
    »Selbst wenn. Dann hätte sie ihn noch lange nicht getötet.«
    »Wie ist er eigentlich gestorben?«
    »Keine Ahnung. Die Polizei erzählt nichts.«
    Vitali kaute.
    »Helena war das nicht.«
    Er nickte. Und glaubte ihr kein Wort.
    Das machte sie wütend. Dass er ihr nicht glaubte. Dass er seine Pommes aß und die Currywurst und so tat, als wüsste er Bescheid. Als hätte er auch nur den Hauch einer Ahnung, was Samstagnacht passiert war. Was in Helena vorging. Cara wischte sich mit der Serviette den Mund ab, knüllte sie zusammen und warf sie auf ihre Pommes, obwohl sie ihr Essen kaum angerührt hatte.
    »Wir müssen los. Ist schon fast zwei.«
    Er kaute ruhig weiter und sagte nichts mehr, bis er aufgegessen hatte. »So hilfst du ihr nicht«, sagte er, als sie zurück zum Auto gingen. »Das weißt du.«
    Lass mich doch in Ruhe, dachte Cara.
    Sie versuchte ein paarmal, Helena anzurufen, aber sie ging nicht dran. Und antwortete auch nicht auf Caras SMS.
    Kurz nach drei hielt Cara es nicht mehr aus. »Mir ist irgendwie nicht gut«, sagte sie zu Renzo.
    »Ist schon in Ordnung«, sagte er. »Geh nach Hause. Kein Problem.«
    Kein Problem. Das wäre schön.
    Aber so war es nicht. Vor ihrem Haus wurde Cara von vier

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