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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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und gegen Toms Kopf schmetterte. Mit ihren dünnen Armen.
    Das passte nicht zu ihr. Ronja brachte keinen um. Ronja hätte sich eher selbst getötet.
    Julia wäre so was zuzutrauen. Aber ihr fehlte das Motiv. Niemand beging einen Mord, nur weil er den Numerus clausus für seinen Wunschstudiengang nicht erreicht hatte. Noch nicht einmal Julia.
    Es ist zu früh, um Schlüsse zu ziehen, ermahnte Cara sich dann. Sie musste erst auch die anderen Freundinnen unter die Lupe nehmen. Das gesamte Bild. Darauf kam es an.
    Viola.
    Frag sie mal, wie sie so zu Helena steht .
    Und die Referendarin, mit der Tom angeblich zusammen gewesen war. Frau Ehlers.
    Und wenn ihn keine von ihnen auf dem Gewissen hatte?
    Sie ging in Helenas Zimmer und setzte sich an ihren Schreibtisch. Auf der Schreibunterlage sah man noch die Abdrücke von Helenas Laptop, der bei der Polizei war.
    Cara betrachtete die Bilder an der Wand. Helena und Isy im Sandkasten. Isy alleine. Helena und die Mädels bei einem Hiphop-Auftritt. Helena und Cara. Helena und Tom. Tom. Tom. Tom.
    Er lächelte Cara verschwörerisch an, als wollte er ihr etwas mitteilen. »Wer warst du wirklich?«, fragte Cara. Das Foto antwortete nicht.
    Erst als sie das Zimmer wieder verließ, fiel ihr auf, dass das Brautkleid nicht mehr da war. Am Samstag hatte es noch auf einem Bügel vor dem Schrank gehangen. Wahrscheinlich hatte ihre Mutter es in ihrem Zimmer versteckt, damit Helena es nicht mehr ansehen musste. Vielleicht hatte Helena es auch eigenhändig in den Altkleidersack gestopft und in den Keller gebracht. Da lag es nun zwischen Helenas alten Inline-Skatern und Caras Fahrradhelm. Ein Stück Vergangenheit.

 
    meine zelle (3)
     
    marion
    49
    130 kilo
    knallrotes haar
    3 kinder
    2 enkel
    verdacht auf betrug
     
    yasmin
    36
    platinblond
    falsche brüste
    3 kinder
    ex-junkie
    ex-alki
    ex-frau
    ex-geliebte
    ex-nutte
    verdacht auf drogenhandel und hehlerei
     
    und ich
    die mörderin

10
    Cara ließ sich auf ihr Bett fallen, griff zur Fernbedienung und schaltete ihren Fernseher an. Niederrhein TV. Zu jeder vollen Stunde gab es Regionalnachrichten, aber bis zur nächsten Sendung dauerte es noch eine Dreiviertelstunde. Sie schaltete die Glotze wieder aus. Und starrte an die Decke.
    Wie es Helena wohl ging? Sie musste total verzweifelt sein. Sie saß in ihrer Zelle und konnte mit niemandem reden, konnte nicht mal ins Internet. Ich muss sie so schnell wie möglich besuchen, dachte Cara. Aber wie? Auch wenn Helena nur in U-Haft saß, konnte man bestimmt nicht einfach zu ihr reinmarschieren wie in ein Krankenhaus.
    Frau Sonntag. Die Kriminalkommissarin konnte ihr sicherlich sagen, wie man an eine Besuchserlaubnis kam. Auf der Wache hatte sie Cara ihre Visitenkarte mit ihrer Handynummer gegeben. Aber wo war die Karte jetzt?
    Cara sprang wieder auf und suchte nach der Jeans, die sie am Sonntag getragen hatte. Sie fand sie auf ihrem Stuhl und in der hinteren Hosentasche die Karte mit der Nummer.
    »Sonntag.« Die Kommissarin antwortete gleich nach dem ersten Klingeln. »Ah, das ist gut, dass Sie sich melden«, fuhr sie fort, als sie Caras Namen hörte. »Ich hab nämlich noch ein paar Fragen …«
    »Ich möchte keine Aussage machen.«
    »Es geht nur um ein paar Kleinigkeiten. Damit ich mir ein besseres Bild von Ihrer Schwester machen kann …«
    Ein paar Kleinigkeiten. Aber auf diesen Trick war sie einmal hereingefallen, ein zweites Mal würde ihr das nicht mehr passieren. »Nein«, sagte Cara. »Ich werde nichts sagen. Ich rufe nur an, weil Helena nun doch nicht auf Kaution freikommt. Ich möchte sie gerne besuchen und weiß nicht …«
    »Sind Sie zu Hause?«, unterbrach Frau Sonntag sie.
    »Ja. Wieso?«
    »Ich bin ganz in der Nähe. Ich komme vorbei.« Sie legte auf, bevor Cara widersprechen konnte.
    Eine knappe Viertelstunde später klingelte es und dann saß Frau Sonntag mit Cara und Frau Fliedner am Küchentisch. »Meine Tochter möchte keine Aussage machen«, sagte Frau Fliedner, als wäre Cara sechs Jahre alt und könnte nicht für sich selbst sprechen.
    »Ich weiß.« Frau Sonntag lächelte sonnig und dann zwinkerte sie Cara zu, als ob sie ein Geheimnis teilten.
    »Wir möchten Helena gerne besuchen«, sagte Frau Fliedner misstrauisch, der das Blinzeln nicht entgangen war. »Wo bekommen wir eine Besuchserlaubnis?«
    »Die müssen Sie beim Haftrichter beantragen. Das Formular können Sie auf der Internetseite des Amtsgerichts runterladen. Und die Besuchszeiten erfahren Sie in der JVA.

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