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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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Ich glaube, montags von 14 bis 18   Uhr und mittwochvormittags. Und jeden dritten Samstag im Monat. Pro Termin nicht mehr als drei Besucher und nicht länger als eine halbe Stunde.«
    »Mittwochvormittags«, sagte Cara. »Also morgen.«
    »So schnell klappt das mit dem Sprechschein nicht. Leider.«
    »Dann kann ich Helena erst am Montag sehen?«
    »Vielleicht täusche ich mich auch mit den Besuchszeiten. Bitte fragen Sie noch mal in der JVA nach.«
    Cara nickte. »Danke.«
    Die Kommissarin räusperte sich.
    »Ich habe noch eine Frage«, sagte Cara schnell. »Die Nachbarin von Tom, mit der Sie gesprochen haben, die Helena angeblich in der Tatnacht gesehen hat. War das Ula Engel?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »War sie es, ja oder nein?«
    »Das darf ich Ihnen nicht sagen. Aber warum fragen Sie? Kennen Sie Frau Engel?«
    »Sie ist verrückt«, sagte Cara. »Ich war bei ihr, da hat sie mir allen möglichen Blödsinn erzählt. Dass sie in der Mordnacht aufgewacht ist und seltsame Schwingungen gespürt hat. Das kann man doch nicht ernst nehmen.«
    »Das hat sie Ihnen erzählt?« Frau Sonntag lächelte. »Ich sollte mich vielleicht doch einmal mit ihr unterhalten.«
    Also war es nicht Ula gewesen, die Helena gesehen hatte. Es gab noch eine andere Zeugin. Oder das Ganze war wieder eine Finte der Kommissarin. Aber diesmal fall ich nicht darauf rein, dachte Cara.
    »Weiß man denn inzwischen, wann Tom genau gestorben ist?«
    Frau Sonntag zögerte einen Moment. »Der Todeszeitpunkt liegt zwischen vier und fünf Uhr morgens.«
    »Und in dieser Zeit war Helena bei Tom?«
    »Ich darf Ihnen keine Auskünfte geben.«
    »Vielleicht hat die Nachbarin, die sie gesehen haben will, ja selbst Dreck am Stecken.«
    Frau Sonntag zuckte mit den Schultern. »Wie ist denn so Ihr Verhältnis zu Ihrer Schwester?«, fragte sie dann. »Ich habe den Eindruck …«, aber bevor sie den Satz beenden konnte, klingelte es an der Haustür.
    »Das ist wahrscheinlich mein Mann«, murmelte Frau Fliedner. »Mein Exmann«, korrigierte sie sich hastig, als sie Caras irritierten Blick auffing.
    »Papa? Was will der denn schon wieder hier?«
    Frau Fliedner zuckte mit den Schultern, aber Cara hatte bereits verstanden. »Du hast ihn angerufen«, sagte sie. »Er will verhindern, dass ich irgendwelchen Blödsinn sage, so ist es doch?«
    »Cara, Liebes«, flüsterte Frau Fliedner. »Ich dachte eben, es sei besser … Vielleicht sprechen wir später darüber.« Sie erhob sich, um zu öffnen.
    »Ich will aber nicht reden«, sagte Cara und sprang ebenfalls auf. »Mit dir nicht und mit der Polizei nicht und mit Papa schon gar nicht. Für euch ist es doch sowieso beschlossene Sache, dass Helena schuldig ist! Es ist euch ganz egal, wer es wirklich war!« Sie rannte aus der Küche, ohne sich von Frau Sonntag zu verabschieden. Knallte die Tür hinter sich zu und polterte die Treppe nach oben, trotzig wie ein kleines Mädchen.
    Und schämte sich für den Auftritt. Einerseits. Andererseits war sie voller Schadenfreude. Weil sie wusste, dass ihr Vater Frau Sonntag nun alles irgendwie erklären musste. Dass er sich entschuldigen musste. Obwohl er ihr Verhalten nur peinlich und unmöglich fand.
    Sie schloss ihre Zimmertür ab, aber das war gar nicht notwendig. Ihr Vater blieb unten. Sie hörte ihn mit Frau Sonntag reden, ohne genau zu verstehen, was er sagte. »Enormer Stress«, diese beiden Worte drangen zu ihr hoch. Sie fragte sich, ob ihr Vater von ihr sprach oder von sich selbst.
    Dann ging die Haustür. Einmal. Das war Frau Sonntag. Noch einmal, das war ihr Vater. »Ich muss auch noch mal kurz weg, Cara«, rief ihre Mutter zu ihr hoch. »Bin so gegen acht zurück.«
    Klapp! Die Tür fiel ein drittes Mal ins Schloss und Cara war allein.
    Sie druckte gerade den Antrag für die Besuchererlaubnis aus, als es wieder klingelte. Ob ihr Vater noch einmal zurückgekommen war?
    »Ich mach nicht auf.« Cara verschränkte die Arme vor der Brust. Dingdongdingdongdingdong. Wer immer dort unten vor der Tür stand, gab nicht auf. Vielleicht war es auch die Kommissarin. Aber auch mit ihr wollte Cara nicht sprechen.
    Sie ging ins Badezimmer. Wenn man das Fenster öffnete und sich ein kleines Stück rauslehnte, konnte man den Eingangsbereich sehen.
    Dummerweise quietschte das Fenster beim Öffnen. Cara hielt die Luft an und wartete ein paar Sekunden, bevor sie sich nach vorn beugte und einen schnellen Blick nach unten warf. Da stand Vitali und schaute nach oben, direkt in ihr

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