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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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Haus denken. Die Frau, die sie zur Seite geschubst hatte. Ob die Aufnahmen bereits gesendet worden waren?
    »Papa hat gerade angerufen«, schluchzte Frau Fliedner. »Helena bleibt in U-Haft. Sie kommt nicht mal auf Kaution raus.«
    »Was? Wieso das denn?«
    »Es gibt wohl eine neue Zeugenaussage, die Helena schwer belastet. Eine Nachbarin hat sie in der Tatnacht gesehen. Wie sie in Toms Wohnung gegangen ist. Sie hat Tom bedroht. Sagt die Nachbarin.«
    Eine Nachbarin. »Wie heißt die Frau? Ula Engel?«
    »Keine Ahnung.« Ihre Mutter riss ein Stück Küchenpapier von der Rolle neben dem Herd und putzte sich die Nase. »Wie kommst du auf den Namen?«
    »Ich kenne sie. Die ist total durchgeknallt.« Aber das konnte der Polizei doch nicht entgangen sein, dass Ula nicht zurechnungsfähig war. Das mussten sie bemerkt haben! »Die können Helena doch nicht einsperren, nur weil diese Spinnerin Halluzinationen hat!«
    »Du weißt ja gar nicht, ob es wirklich diese Ulla war. Da wohnen ja schließlich noch andere Leute im Haus.« Ihre Mutter schniefte. »Es war ja auch nicht der einzige Grund, der gegen ihre Entlassung sprach.«
    »Was war denn sonst noch?«
    »Das Gepäck in ihrem Zimmer.«
    »Welches Gepäck?«
    »Bei der Hausdurchsuchung haben die Beamten eine gepackte Reisetasche entdeckt.«
    »Na und? Das ist die Tasche mit der sauberen Wäsche, die Helena immer mit nach Münster nimmt. Hast du ihnen das nicht gesagt?«
    »Und die Einreisegenehmigung für die Staaten haben sie auch gefunden. Helena und Tom wollten doch in den Flitterwochen zu Isy. Und die beiden haben in den letzten Wochen so viel miteinander telefoniert …«
    »Haben die Helenas Telefon abgehört?«
    »Quatsch. Die Verbindungsnachweise genügen doch. Auf jeden Fall gehen sie davon aus, dass sie fliehen wollte, um sich der Strafverfolgung zu entziehen.«
    »Das ist doch absurd!«
    »Das finde ich auch«, sagte ihre Mutter düster. »Aber Papa sagt, das sei ganz normal.«
    »Normal. Dass seine Tochter in U-Haft sitzt, findet er normal.«
    »Natürlich nicht. Volker tut doch, was er kann, um Helena da rauszuholen. Das musst du ihm schon zugestehen.«
    »Ich muss gar nichts«, sagte Cara und wollte in ihr Zimmer, weil ihr Kopf dröhnte, weil sie es einfach nicht fassen konnte. Helena hinter Gittern. In einem Haus, vielleicht sogar in einer Zelle mit Mörderinnen, Diebinnen, Junkies.
    »Ach übrigens«, sagte ihre Mutter, als sie schon an der Tür war, »vorhin hat diese Kommissarin hier angerufen. Frau Sonntag.«
    »Und? Was wollte sie?«
    »Du sollst dich noch mal bei ihr melden.«
    »Warum?«
    »Keine Ahnung. Dein Vater sagt, dass du die Aussage verweigern sollst. Das ist dein Recht als Angehörige.«
    »Soll ich die Sonntag denn jetzt zurückrufen oder nicht?«
    »Ist wahrscheinlich besser, oder?«
    »Woher soll ich das wissen?«, fragte Cara. »Am besten, du rufst Volker an und bittest ihn um genaue Instruktionen. Nicht dass wir am Ende noch was falsch machen.«
    May hatte nicht auf Caras Mail geantwortet. Und als sie Violas Eltern anrief, teilte ihre Mutter ihr mit, dass Viola schon am Sonntagabend zurück nach Düsseldorf gefahren war. Sie gab Cara Violas Telefonnummer, aber in der Wohnung meldete sich nur ein Anrufbeantworter.
    »Hi! Du willst Viola oder Benny sprechen? Geht grad nicht! Ruf später wieder an oder sag deine Nummer, dann rufen wir zurück.« Das war Violas fröhliche Stimme. Eine Nachricht aus besseren Zeiten, dachte Cara. Als Viola und Benny noch ein Paar gewesen waren. Inzwischen war Benny vielleicht schon ausgezogen. Oder sie suchten beide eine neue Wohnung.
    Sie hinterließ eine Nachricht, dann holte sie den Block wieder aus der Schreibtischschublade und las die Fragen, die sie am Abend zuvor aufgeschrieben hatte. Hat eine von Helenas Freundinnen etwas mit Toms Tod zu tun?
    Ronja. Tom hatte sie ausgenutzt, missbraucht, zerstört. Er war schuld an ihrer Krankheit. Cara versuchte, sich vorzustellen, was in Ronja vorgegangen war, als sie erfahren hatte, dass Helena und Tom ein Paar waren. Dass Helena bekommen würde, wovon Ronja immer geträumt hatte.
    Warum hatte sie geschwiegen? Warum hatte sie niemandem davon erzählt, dass Tom sie fast in den Selbstmord getrieben hatte?
    Ich hab mich geschämt. War das der wahre Grund oder war sie nach der Party zu ihm gefahren? Um ihm die Haarnadel ins Auge zu stechen, um ihm den Schädel einzuschlagen? Cara schloss die Augen und versuchte, sich auch das vorzustellen. Wie Ronja die Hantel schwang

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