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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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hast du denn überhaupt in der Bank angefangen? Wenn du eigentlich Ärztin werden wolltest?«
    »Na, meinst du, ich mach eine Ausbildung zur Arzthelferin oder zur MTA? Nee, echt nicht. Da hab ich als Bankkauffrau doch bessere Perspektiven. Mein Chef hat mir gerade einen Superdeal angeboten. Ich kann studieren und nebenher als Controllerin in der Bank arbeiten.«
    »Herzlichen Glückwunsch. Da hast du ja nun keinen Grund mehr, sauer auf Tom zu sein.«
    Julia kaute auf ihrem Kaugummi und schwieg. »Ich wär eine gute Ärztin geworden«, sagte sie schließlich. »Das war mein absoluter Traum. Und Tom hat ihn mir verbaut. Weil er mich nicht mochte. Weil ich nicht seinem Frauenbild entsprach. Doch, ich geb’s zu, das macht mir immer noch zu schaffen.«
    »Na ja, jetzt ist er ja tot.«
    »Wodurch wir bei deiner eigentlichen Frage wären«, sagte Julia. »Ich hab Tom nicht umgebracht. Vor zwei Jahren, okay, da stand ich kurz davor. Wenn er mir zufällig vors Auto gelaufen wäre, hätte ich vermutlich Gas gegeben. Aber jetzt? Ich hab mich arrangiert.«
    »Das glaube ich auch«, sagte Cara. »Du wirst es noch weit bringen.«
    »Du musst gar nicht so tun«, meinte Julia kühl. »Ich will nicht mein Leben lang Banker bleiben und Boni kassieren und Millionen scheffeln, auch wenn das vielleicht zu deiner Vorstellung passt. Für mich ist die Bank nur ein Sprungbrett.«
    »Wo willst du denn hin?«, fragte Cara.
    »Weiß ich noch nicht. Mal sehen. Vielleicht geh ich ja in die Politik.«
    »Bei der CDU empfangen sie dich bestimmt mit offenen Armen.«
    Julia lächelte. »Würden sie, ja, da bin ich mir sicher. Aber ich bin bei den Grünen.« Sie erhob sich, strich sich wieder den knitterfreien Rock glatt, dann die Haare. »Der Schein trügt manchmal. Das als kleine Anregung für deine Detektivarbeit. Grüß Helena, wenn du sie siehst. Ich denk an sie. Und ich drück die Daumen, dass sie bald wieder rauskommt.«
    »Mach ich.« Cara winkte der Kellnerin. »Ich möchte zahlen.«
    »Ich hol mir noch ein Sandwich an der Theke«, sagte Julia und wollte los.
    »Warte mal«, sagte Cara. »Kennst du noch andere, die Wut auf Tom hatten? Vielleicht eine Frau, der er den Kopf verdreht und die er dann verlassen hat. Eine, die Grund gehabt hätte, sich an ihm zu rächen.«
    »Keine Ahnung«, sagte Julia nachdenklich. »Da war, glaub ich, mal was mit einer Referendarin. Aber das war vor Helenas Zeit.«
    »Wie hieß die Frau?«
    »Die Referendarin? Weiß ich nicht mehr.« Julia zog die Brauen zusammen. »Elker, Eller oder so was in der Art.«
    »Frau Ehlers?« Cara erinnerte sich vage an eine hübsche Dunkelhaarige, die sie ein paar Monate lang in Englisch unterrichtet hatte. Dann hatte sie die Schule wieder verlassen.
    »Das könnte es gewesen sein. Ich hab mal gehört, dass sie mit Tom zusammen war. Aber ob es stimmt?« Julia blickte auf die Uhr. Zum Teufel aber auch, war das wirklich ihre einzige Sorge – dass sie zu spät in die Bank kam? Sie hatte höchstens eine Viertelstunde Pause gemacht.
    »Sonst kein Verdacht?«, bohrte Cara trotzdem weiter.
    »Schon mal drüber nachgedacht, ob es nicht vielleicht doch Helena war? Dieser Filmriss spricht doch dafür, dass sie etwas verdrängt.«
    »Na ja. Sie hatte zwei Komma eins Promille im Blut. Da hätte ich auch einen Filmriss.«
    »Sie hat ihn umgebracht und sich dann volllaufen lassen. Tut mir leid, ich weiß, das passt dir nicht, aber ich befürchte, so war’s. Das heißt aber nicht, dass ich Helena jetzt verurteile oder gar fallen lasse. Ich bin ihre Freundin und bleib es, auch wenn du mir das nicht abnimmst.«
    »Wer kann mir mehr über Tom sagen?«, fragte Cara. »Oder über Helena?«
    Julia blickte wieder auf die Uhr. »Frag mal unsere sixtinische Madonna.«
    »Viola, hatte die auch was mit Tom?«
    »Nee. Für einen Seitensprung mit dem eigenen Lehrer ist die doch viel zu abgehoben. Aber frag sie mal, wie sie so zu Helena steht. Ganz schlechtes Thema zurzeit.«
    »Ich versteh kein Wort, Julia«, sagte Cara. »Kannst du mir das bitte mal erklären?«
    Julia lächelte bedauernd. »Ich muss jetzt wirklich los.« Und dann drehte sie sich um und eilte aus dem Café, ohne sich zu verabschieden. Sie hatte offensichtlich auch ganz vergessen, dass sie sich noch ein Brötchen kaufen wollte.
    Die Arbeit rief. Und Julia folgte.
    Als Cara nach Hause kam, saß ihre Mutter mit rot geweinten Augen in der Küche.
    »Was gibt’s?«, fragte Cara erschrocken und musste plötzlich wieder an die Reporter vor dem

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