Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
Vom Netzwerk:
telefoniert habe, hab ich ihre Armbanduhr gesehen.«
    »Und?«
    »Die Zeit stimmte nicht. Bei uns war es halb acht. Und bei Isy auch. Obwohl sie angeblich in den USA war.«
    Vitali schlug mit beiden Händen aufs Steuerrad. »So eine Schlampe. Die ist ja total abgebrüht.«
    »Was will Isy hier? Meinst du, sie hatte auch was mit Tom?«
    »Ich weiß nicht. Der Typ scheint ja mit der halben Stadt geschlafen zu haben. Aber warum sollte sie ihn umbringen, wenn sie Helena mit ihm betrogen hat? Da hätte doch eher Helena Isy umgebracht.«
    »Stimmt auch wieder. Warum darf keiner wissen, dass sie in Deutschland ist?«
    »Das kannst du sie ja gleich selber fragen.«
    »Das sagst du so. Erst mal muss ich zu ihr durchdringen.«
    »Du musst ihre Mutter unter Druck setzen.«
    »Wie denn? Soll ich ihr Daumenschrauben anlegen?«
    »Droh ihr mit der Polizei. Frag sie nach dieser Frauenarztpraxis. Mach ihr die Hölle heiß.«
    »Die nächste links«, sagte Cara. »Und dann das dritte Haus auf der rechten Seite.«
    Vitali nickte und setzte den Blinker.
    »Schicke Hütte«, sagte er, als sie vor dem Haus mit dem Grasdach hielten. »Soll ich mit reinkommen?«
    Sie sah ihn an und sah ihn mit den Augen von Isys Mutter. Ein großer muskulöser, unrasierter Typ in einem dreckigen Overall.
    »Ich könnte sie ein bisschen anknurren«, bot er an. »Das wirkt manchmal Wunder.«
    »Echt? Darauf komm ich vielleicht noch zurück. Aber fürs Erste versuch ich es allein«, sagte Cara und sprang aus dem Wagen.
    Sie klingelte und starrte wieder durch das Türglas in den Flur. Wartete. Und wartete. Diesmal öffnete keiner.
    »So ein Mist.« Sie trat einen Schritt zurück und blickte nach oben. Eines der Fenster im ersten Stock stand sperrangelweit auf. Vielleicht hatte Frau von der Stein vergessen, es zu schließen, als sie das Haus verlassen hatte. Vielleicht saß sie aber auch im Wohnzimmer und starrte auf den Verbrecherbildschirm und wartete darauf, dass Cara endlich wieder abhaute.
    Da kannst du lang warten, dachte Cara. Und drückte noch einmal auf die Klingel und dann noch mal. Und verschränkte die Arme vor der Brust und starrte mit finsterem Gesicht in die Kamera.
    Nach dem vierten Klingeln gab Isys Mutter auf. Diesmal wirkte ihr Lächeln nicht mehr so herzlich wie am Mittag. »Stehst du schon länger draußen? Ich war im Garten und hab die Klingel nicht gehört. Sorry. Was gibt’s denn noch?«
    »Ich hab noch mal nachgedacht«, sagte Cara. »Ich bin mir jetzt ganz sicher, dass ich Isy in der Stadt gesehen habe. In der Egmondstraße am Park.«
    »Cara.« Frau von der Stein verschränkte die schlanken Seidenblusenarme vor der Brust und seufzte. »Ich weiß langsam wirklich nicht mehr, was ich noch sagen soll. Isy ist nicht hier in Geldern. Ganz bestimmt nicht. Du hast dich getäuscht. Glaub mir, es kann nicht sein.«
    »Der Frauenarzt von der Stein – ist der mit Ihnen verwandt?«
    Frau von der Stein verzog keine Miene. Aber in ihrem Augenwinkel zuckte ein Nerv. Ganz schnell, kaum merklich, dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle. »Was soll das, Cara?«, fragte sie. »Ich habe in einer Viertelstunde einen Termin beim Steuerberater, ich habe einfach keine Zeit für diesen Blödsinn. Zum allerletzten Mal. Isy ist nicht hier.« Eine Pause nach jedem Wort im letzten Satz. Isy. Ist. Nicht. Hier.
    »Also gut«, sagte Cara. »Wie Sie möchten. Dann geh ich eben direkt zur Polizei.«
    Frau von der Stein schloss die Augen, nickte ergeben. »Tu das. Wenn du dich danach besser fühlst.«
    Sie ist eisenhart, dachte Cara. Ich komme keinen Zentimeter, keinen Millimeter weiter. Ihr fiel auch keine Drohung mehr ein.
    Das Zucken in Frau von der Steins Augenwinkel, als Cara den Frauenarzt erwähnt hatte. Vielleicht war das ein Ansatzpunkt.
    »Die sollen sich diesen Frauenarzt mal vornehmen«, sagte sie. Und wandte sich zum Gehen.
    »Warte«, sagte Frau von der Stein in scharfem Ton.
    »Was?«
    »Du lässt meinen Schwager aus dem Spiel.«
    Cara fühlte sich plötzlich schwindlig. Die Treppe schien sich zu bewegen wie eine Rolltreppe, bei der die Stufen nicht nach oben, sondern zur Seite glitten. »Aus welchem Spiel?«, zischte sie. »Das ist doch kein Spiel, Mann. Helena sitzt in U-Haft, für einen Mord, den sie nicht begangen hat. Ich bin mir ganz sicher, dass Isy etwas damit zu tun hat. Und ich will wissen, was das ist. Und ich krieg das auch raus, verlassen Sie sich drauf. Und wenn ich …« Sie unterbrach sich, weil sie fast umgekippt wäre. Kein

Weitere Kostenlose Bücher