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In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten

In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten

Titel: In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burnside
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umdrehte und zurück zu seinem Häuschen am Strand ging, fast eine Art Vorahnung, dass ihm etwas Schlimmes zustoßen würde und er in einem dunklen Winkel seines Hirns bereits wusste, was auf ihn zukam.
    ***
    Martin Crosbie stand zu seinem Wort; er hatte tatsächlich Kuchen, sogar aus England mitgebrachte Butterkekse und eine Schachtel Gebäck, all das schon auf dem Tisch bereitgestellt, als hätte er jemanden erwartet – und vielleicht hatte er das auch. Vielleicht hatten wir uns gar nicht zufällig getroffen. Vielleicht hatte er mich den Weg herunterkommen sehen und war in den Regen geeilt, um mich abzufangen. Bloß warum? Warum dieser Aufwand, nur damit ich kam und Tee mit ihm trank? Während wir in der Tür der Hytte standen und unsere nassen Mäntel abstreiften, sah ich hinüber zum gedeckten Tisch am Fenster, und ich weiß noch, dass ich dachte, wenn Martin Crosbie zu der Sorte Mensch gehört, die mit sich allein nicht gut zurechtkommt, dann hat er einen großen Fehler begangen, als er nach Kvaløya kam – was nur verrät, wie ahnungslos ich war. Er tat mir nämlich leid, jedenfalls ein wenig. Ihm lag so viel daran, ein guter Gastgeber zu sein, und er war so aufmerksam und rücksichtsvoll, als wir uns setzten, dass er sich bestimmt genauso steif und unbehaglich fühlte wie ich mich selbst. Das Problem war nur, dass er, sobald wir drinnen waren, nicht mehr viel zu sagen hatte, weshalb wir lang einfach stumm dasaßen und versuchten, nicht allzu verlegen dreinzublicken. Als ich mich auf der Suche nach einem möglichen Gesprächsthema umblickte, entdeckte ich ein Buch auf dem Tisch. Es war dasselbe Stück von Ibsen, das er in der Hand gehalten hatte, als er vorgab, T. S. Eliot zu lesen, allerdings nicht dieselbe Ausgabe. Diese hier war in Norwegisch. En folkefiende.
    Ich schaute ihn überrascht an. » Sie sprechen Norwegisch?«
    Einen Moment schien er verwirrt, dann fiel ihm auf, dass ich zum Buch hinübersah. » Ach das«, sagte er und lächelte – entschuldigend, wie ich fand. » Ich bin dabei, es zu lernen.«
    » Zu lernen?« Diesmal war ich diejenige, die lächelte. » Mit Ibsen?«
    » Warum nicht? Er ist ein Meister der Sprache, oder nicht?«
    » Sicher«, sagte ich, » aber En folkefiende ist wohl kaum das beste Buch, um damit anzufangen.« Wir hatten das Stück in der Schule durchgenommen; die Sprache war klar, für einen Anfänger aber viel zu schwierig. » Haben Sie nichts Einfacheres?«
    Langsam schüttelte er den Kopf. » Ich habe Rosmersholm und das da, beide aus einem Laden unweit eines Gletschers irgendwo in den Fjorden im Westen.« Er beugte sich vor und griff nach dem Buch. » Ich habe es auf Englisch gelesen«, fuhr er fort. » Und jetzt versuche ich, es im Original zu verstehen. Ich lese es, dann schreibe ich mir die Wörter heraus, und dann …« Er schlug das Buch auf den letzten Seiten auf und hielt es hoch wie ein Schauspieler bei der Probe. »› Sagen en den‹«, las er vor, »› ser I, at den staerkeste mand i verden, det er han, som står mest alene. ‹« Er schaute mich an und gab sich keine Mühe, seinen Stolz zu verbergen. Der Akzent war grauenhaft. » Also, das heißt – › Ihr seht, der ist der stärkste Mann der Welt‹ – damit ist er gemeint, Stockmann – › der allein steht.‹« Er lächelte. » Stimmt’s?«
    Ich nickte, um ihm zu zeigen, wie beeindruckt ich war – und das war ich tatsächlich. Es war die seltsamste Art, eine Sprache zu lernen, von der ich je gehört hatte, nur glaubte ich nicht, dass ihm wirklich daran lag, Norwegisch zu können. Er spielte ein Spiel, vertrieb sich die Zeit – und was wäre besser, sich die Zeit zu vertreiben, als diese unbeholfene, mühselige Art zu lernen? » Aha«, sagte ich, » En folkefiende hat Ihnen also gefallen. Nehme ich jedenfalls an, da Sie es bis zu Ende gelesen haben. Und was ist mit Rosmersholm?«
    Er gab erst keine Antwort, dann schlug er das Buch zu und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. » Ich hab’s noch nicht angefangen«, sagte er. » Ist es gut?«
    » Ich mag’s«, antwortete ich, » aber mein Lieblingsstück ist Vildanden.«
    Seine Miene hellte sich auf. » Die Wildente.«
    » Exakt!«, rief ich. » Sie kennen es?«
    » Ich hab’s gelesen, aber nur auf Englisch.«
    Ich lachte. Er schien zu glauben, es zähle irgendwie nicht richtig, wenn er den Text auf Englisch las, wohl aber, wenn er das Original Wort für Wort durcharbeitete und sich seine Version zusammenschusterte – inklusive aller

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