In ihrem Blut: Thriller (German Edition)
aufstöbern und ein Exempel an ihnen statuieren. Machen Sie sich keine Sorgen, das passiert nicht wieder. Und außerdem sind die Kerle ja verschwunden.«
»Aber Sie können nicht garantieren, dass sie nicht wiederkommen!«
Doyle stellte sein Glas ab und sah Fernley-Price finster an. »Doch, kann ich, Kumpel. Ich kenn mich aus im Risikomanagement. Und ich bin nicht die Bank von England, Sie können mir also vertrauen.«
Fernley-Price hatte an dem Abend unaufhörlich über die verdammte Observierung gequasselt. Der Kerl war leicht erregbar und ging Doyle so auf die Nerven, dass er weitere Nachforschungen angestellt hatte, damit der Typ endlich die Klappe hielt. Er hatte Fernley-Price zum x-ten Mal klargemacht, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Über seine Kontakte fand er dann heraus, dass es irgendeine Zimtzicke war, die das losgetreten hatte. Und außerdem waren das inzwischen olle Kamellen.
Er fummelte an der Heizung des Mondeo herum, aber die blöde Kiste kam mit diesen Temperaturen nicht klar. Noch etwas, worüber er sich Sorgen machen musste. Er hatte Franks Forderungen so was von satt, genauso wie die endlosen Nächte, in denen er auf den nächsten elenden Morgen wartete. Seit so vielen beschissenen Jahren hatte er nicht mehr richtig schlafen können. Seitdem Nancy ihn verlassen hatte, wenn er ehrlich war.
Er wollte Fernley-Price bei Laune halten, damit der noch mehr Einkaufstüten voll Bargeld ablieferte, Kapital für das gut geölte Doyle-System. »Oily Doyley«. Er musste in sich hineinlachen.
Der Arsch sollte ein stiller Teilhaber sein, doch für Doyles Geschmack war er nicht still genug. Alles, was sich Doyle wünschte, waren ein bisschen Ruhe und Frieden. Dass Fernley-was-auch-immer sich an seinen Teil der Abmachung hielt und seine Nase aus Doyles Angelegenheiten heraushielt und dass Frank ihm ab und zu eine Pause gönnte. War das zu viel?
Er bog scharf nach rechts ab auf den Vorplatz eines Pubs und verursachte dadurch im nachfolgenden Verkehr ein Chaos. Den Hupern streckte er den Stinkefinger entgegen. Scheiße, er brauchte einen Drink.
Frank musste warten.
Als Doyle Chigwell erreichte, lag der Schnee zehn Zentimeter hoch, und alles war dunkel. Er kletterte aus dem Mondeo und kämpfte mit steifgefrorenen Fingern mit den Torflügeln. So schnell es ging, stieg er wieder ins Auto, fuhr weiter und machte sich nicht die Mühe, das Tor wieder zuzumachen. Das Arschloch Frank und seine verdammten Regeln.
Am Ende der Zufahrt stellte er den Motor aus. Die undurchdringliche Schneestille war gespenstisch. Die Haustür öffnete sich nicht.
Etwas unsicher auf den Füßen stolperte er die Stufen hoch und griff nach dem Türklopfer. Die Tür stand einen Spalt offen. Er ließ den Klopfer los, und die Tür schwang auf.
»Fr… Paps? Bist du da?«, fragte er leise.
Er war etwas spät dran, und vielleicht war der alte Knabe eingepennt. Er trat über die Schwelle, und aus der Dunkelheit kam eine Stimme.
»Wie viel Uhr ist es deiner Meinung nach?«
Bevor er antworten konnte, stürzte sich Frank wie ein gottverdammter Werwolf auf ihn und schwang den dicken Ledergürtel. Doyle hörte ihn durch die Luft pfeifen. Im nächsten Augenblick traf er ihn an der Schulter. Er taumelte unter dem Schlag. Bevor er sich aufrichten konnte, schlug Frank wieder zu, diesmal auf seinen Kopf. Er spürte, wie die Schnalle seine Wange traf und Blut über seinen Hals lief. Plötzlich war er wieder fünfzehn. Er schrie auf.
»Paps! Paps, nicht!«
Franks zornrotes Gesicht schien in der Dunkelheit zu glühen, seine Augen traten wie weiße Kugeln aus den Höhlen. Wieder und wieder schlug er zu, bis Doyle auf den Boden sank und schluchzend mit den Armen seinen Kopf schützte.
»Paps! Es tut mir leid! Es tut mir leid!«
Und so plötzlich, wie es angefangen hatte, hörte es auf. Frank zog den Gürtel durch die Hosenschlaufen, ging durch den Flur zurück und ließ ihn liegen.
DRITTER TAG
13
Berlin erwachte mit hämmernden Kopfschmerzen, heftigem Durst und der erdrückenden Einsicht, wie dumm sie gewesen war. Sie schwang die Beine von der Couch, doch als sie die Füße auf den Boden stellte, schrie ihr Knie vor Schmerz auf. Ihr Rücken war steif, ein Auge war zugeschwollen und ließ sich nur mit Mühe öffnen.
Zuallererst überprüfte sie den Brotkasten. In der braunen Tüte steckten noch fünf Ampullen. Nach den Prügeln am Parktor und ihrer Flucht in die Betäubung hatte sie verdammt noch mal nichts getan.
Sie
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