Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: In ihrem Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Hauxwell
Vom Netzwerk:
und dem man schon vor Jahren die Zulassung hätte entziehen sollen. Was für ein Haufen Trottel, dachte Dempster. Der DCI hatte ihm unumwunden mitgeteilt, dass Lazenby es ohnehin früher oder später von seinen beschissenen Patienten besorgt bekommen hätte. Man erntet, was man sät.
    Vom Lazenby-Team waren bereits zwei Beamte wegen des verdächtigen Todes eines Kleinkinds abgezogen worden, für das seine bedröhnte Mutter das Badewasser in einem Blechtopf auf dem Herd hatte erwärmen wollen. Mitsamt dem Baby.
    Dempster sah, wie eine junge Mutter die Straße überquerte. Sie sah aus wie eine etwa Vierzehnjährige mit einem Kleinkind im Kinderwagen. Sie blieb stehen, um mit einer Bekannten zu reden, und das Kind bestrafte sie, indem es seinen Teddy auf die Erde warf und losheulte, als sie ihn nicht aufhob und ihm zurückgab.
    Er sog den Rauch tief in die Lungen und spürte, wie sein Hirn in Gang kam. Er versuchte, die Puzzleteile zusammenzusetzen. Eine tote Frau umklammerte eine Spielzeugpistole, ein Arzt wurde mit einer echten Waffe erschossen. Sie starb in einem Handgemenge, als sie entwaffnet werden sollte, aber er starb während eines Raubüberfalls. Es gab keine Kampfspuren. Jemand kam herein, pustete ihn aus, nahm die Drogen und verschwand durch die Hintertür.
    Die Leiche hatte die Tür zum Wartezimmer blockiert, aber wer immer das getan hatte, wusste, dass man durch das Zimmer, in dem sich die Süchtigen die Spritzen gaben, schnell verschwinden konnte. Catherine Berlin blieb es überlassen, die Tür aufzustoßen und die Leiche zu bewegen.
    Er sann über Berlins Rolle in dem Ganzen nach. Von vornherein war klar gewesen, dass sie Lazenby nicht ermordet hatte, es sei denn, sie wäre so geistesgegenwärtig gewesen, durch die Hintertür raus- und durch die Vordertür wieder reinzurennen, um es so erscheinen zu lassen, als wäre sie erst nach seinem Tod gekommen. Außerdem hatte es den Handabdruck gegeben. Kein Mörder stieg über eine Leiche und hinterließ einen Abdruck auf einer blutbespritzten Wand.
    Aber es war nützlich gewesen, dass sie – wenn auch nur einen Augenblick lang – gedacht hatte, sie würde verdächtigt. Das hatte sie gerade so lange aus dem Gleichgewicht gebracht, dass er sie in die Richtung drängen konnte, wo er sie haben wollte. Ihrem Ruf nach ließ sie sich nicht so leicht dirigieren.
    Seine Gedanken kehrten zu Merle Okonedo zurück. Er konnte einfach nicht glauben, dass es schierer Zufall war, der sie just an dem Tag auf die Galerie im Rathaus gebracht hatte, an dem Lazenby ermordet wurde. In der Debatte war es um die Versorgung der Süchtigen im Stadtteil gegangen. Bonnington hatte sich sehr dafür eingesetzt, dass Lazenby ein für alle Mal die Lizenz entzogen wurde. Wenn Okonedo Lazenbys Vorgehensweise so feindlich gesinnt war, warum hatte sie dann nicht einfach bis zur Abstimmung gewartet? Falls er verlor, war eh alles vorbei.
    Na gut, sie hatte nicht klar denken können. Schließlich hatte man sie wegen – er blätterte in der Akte – schwerer Depression infolge des Tods ihres Junkie-Bruders behandelt. Aber sie konnte klar genug denken, um zu wissen, dass das Herumwedeln mit einer Startpistole im Rathaus ihrem Anliegen – das auch Bonningtons Anliegen war – maximale Publicity verschaffen würde.
    Dempster glaubte nicht, dass Merle vorausgesehen hatte, dass eine Pistolenattrappe zu ihrem Tod führen würde. Ein Dutzend Augenzeugen hatte zugesehen, wie Bonnington ihr in einem heroischen Kampf die Waffe zu entreißen versuchte, und während der Rauferei war sie über das Galeriegeländer gestürzt. Es war ein Unfall.
    Er sah, wie das Kind im Kinderwagen seinen Teddy wieder rauswarf, und diesmal hob die schwer geprüfte Mutter es aus dem Kinderwagen und setzte es sich auf die Hüfte. Das Kind freute sich. Es hatte erreicht, was es wollte.
    Der Trick mit dem Teddy war nur ein Ablenkungsmanöver gewesen. Wer ist die Attrappe?
    Na klar, dachte er.
    Dempster ließ die Kippe fallen und trat sie fluchend auf dem Beton aus.
    Das bin ich .
    29
    Berlins Handy klingelte. Sie nahm das Gespräch an, während der Wind ihr die Haare in die Augen peitschte.
    »Was ist das für ein Lärm?«, fragte Dempster.
    »Die Wellen brechen sich auf dem Kies.«
    »Sie sind also nicht in Bethnal Green?«
    »Korrekt.«
    »Brighton?«
    »Ich dachte, ich schnapp ein bisschen frische Luft und erledige gleichzeitig die Drecksarbeit für Sie.« Sie hob einen glatten schwarzen Stein auf und warf ihn in die graue See.

Weitere Kostenlose Bücher