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In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: In ihrem Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Hauxwell
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da unten bei dem Becken gehörte damals zu Doyles Revier. Ziemlich wörtlich. Frank Doyle war … eine Art Patriarch, wenn Sie so wollen. Wahrscheinlich ist er tot.«
    Deswegen war Berlin hierhergekommen, für die Geschichte zwischen den Zeilen. Marks war jetzt nicht mehr zu bremsen.
    »Ich kannte die Familie ziemlich gut, obwohl Franks Frau ihn schon vor meiner Zeit verlassen hatte. Frank lebte mit seinem Sohn zusammen, der aus irgendeinem Grund immer nur Doyle genannt wurde. Er war immer Doyle, und sein Vater war immer Frank Doyle, als wäre sein Sohn nur ein Stückchen, das man von ihm abgeknipst hatte.«
    Er trank einen Schluck Tee und blickte wieder hinüber zu den Beileidskarten.
    »Nancy wohnte natürlich auch da, Doyles Frau – sie waren nicht verheiratet –, und ihr kleines Mädchen. Eigentlich wohnten sie bei Frank. Die Wohnung war damals eine Sozialwohnung, und ich glaube, Doyles Mutter war die ursprüngliche Mieterin.« Er seufzte und schüttelte bedauernd den Kopf. »Nancy kannte ich am besten. Nancy. Sie war eine sehr nette Frau, aber sie hatte ihre Schwächen. Heute würde man wohl Probleme dazu sagen.«
    »Sie ging auf die Straße«, sagte Berlin.
    Marks nickte. »Sie war nicht jede Nacht draußen. Aber sie verdiente ganz gut beim Haymarket, an den Wochenenden, Feiertagen, solchen Gelegenheiten. Sie ging sehr sparsam mit ihrem Geld um, trank nicht und warf nicht damit um sich. Einmal hat sie mir erzählt, dass sie etwas beiseitegelegt hätte, eine Art Notgroschen, damit sie und Doyle sich irgendwann eine eigene Wohnung leisten konnten, mit einem kleinen Garten für Georgina, zum Spielen.«
    Plötzlich brach er ab, vielleicht hatte er gemerkt, dass er sich wie einer dieser alten Knacker benahm, die sich endlos über die guten alten Zeiten ausließen. »Sie interessieren sich bestimmt nicht für diese Nebensächlichkeiten«, sagte er schnell.
    »Doch, ganz im Gegenteil. Die sind sehr wichtig für Hintergrundinformationen. Bitte sprechen Sie weiter, Harvey.«
    Sie nahm sich noch einen Keks, um ihr Interesse zu beweisen. »Darf ich?«
    »Aber gern. Es fiel mir immer schwer zu glauben, dass Nancy abhauen und ihr Kind verlassen würde. Andererseits – was weiß man schon, was die Menschen umtreibt? Doyle schien okay, er hielt sich bedeckt, obwohl keiner von ihnen ein sichtbares Einkommen hatte. Man weiß ja nicht, was sich hinter verschlossenen Türen abspielt.«
    »Glauben Sie, dass er von dem Geld lebte, das sie als Prostituierte heimbrachte?«
    Marks schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich. Er war ein schwacher Charakter, immer in Franks Schatten, aber er kam mir nicht wie ein Zuhälter vor.«
    »Wie war Frank denn?«
    »Oh, das war ein gewalttätiger Kerl, immer bereit sich zu prügeln.«
    »Haben sich Doyles Kunden jemals über ihn beschwert?«
    »Kunden?«
    »Die sich von ihm Geld geliehen haben. Das Kredithai-Geschäft.«
    Marks sah verwirrt drein. »Nicht dass ich wüsste. Ich hätte bestimmt mitgekriegt, wenn er jemanden bedroht hätte oder so. Ich hätte als Erster einen Kredit gebraucht.« Der Witz war nicht komisch. »Nein, damals hatte er mit Kreditgeschäften garantiert nichts zu tun. Frank auch nicht. Der war ganz einfach ein Ganove. Meistens Diebstähle. Sie müssen nach meiner Zeit in das Kreditgeschäft eingestiegen sein. Kurz nach Nancys Verschwinden wurde ich in ein anderes Revier versetzt. Ich habe gehört, dass Frank nach Chigwell rausgezogen ist. Es hieß, er würde eine Art Einsiedlerleben führen.«
    Berlin sah, dass Marks’ Tee kalt geworden war.
    »Aber ich verrate Ihnen etwas«, er beugte sich vor, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Doyle hat keinen Schritt gemacht, ohne dass Frank es ihm gesagt hätte. Bei allen ungesetzlichen Sachen steckte garantiert Frank dahinter.«
    Marks brachte sie mit Bedauern zur Tür.
    »Wollen Sie nicht doch noch etwas bleiben? Ich könnte uns ein Omelette machen. Sie sehen so aus, als ob Sie eine gute Mahlzeit brauchen könnten.«
    Er lächelte. Sie hatte den ganzen Teller mit den Bourbon-Schokokeksen leer gegessen.
    Berlin wäre fast versucht gewesen zu bleiben, aber sie würde sich bei ihrer Verabredung verspäten, wenn sie sich nicht auf den Weg machte. Eine Verabredung, die sie nicht verpassen durfte.
    Sie wusste auch, dass Marks sie früher oder später nach ihrem Dienstgrad fragen würde und wo sie arbeitete. Dann würde es peinlich werden. Sie wollte ihn nicht anlügen. Für Coulthard war das noch nie ein Problem gewesen, der

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