In ihrem Blut: Thriller (German Edition)
zurückzurufen. Nachdem er die beiden Trottel im Auto vor seiner Wohnung entdeckt hatte, bestätigte ihm sein Kontaktmann, dass die Informantin das Pseudonym Juliet Bravo hatte. Der Kerl schuldete ihm fünf Riesen. Doyle hatte ihm gesagt, er solle die Untersuchung stoppen, und dann würde er ihm die Schulden erlassen.
Als zusätzlichen Anreiz hatte er anklingen lassen, wenn er unterging, würde er den anderen mitreißen. Der Scheißkerl war dreist und machte den Eindruck, als könnte er in seinem Job tun, was ihm beliebte.
Kein Problem, hatte er zu Doyle gesagt. Ich erledige das. Er würde sich persönlich dafür einsetzen, dass Doyle nichts geschehen würde.
Und jetzt erzählte ihm Fernley-Price, dass dieser Nestor der Chef von dem Ganzen war und nicht der Blödmann, den Doyle in der Tasche hatte. Wenn also Doyles Idiot nur ein anderer Knecht war, was hatte er getan, um die Untersuchung zu stoppen?
Doyle fühlte sich wie benommen. Ihn packte die schreckliche Erkenntnis, dass sein Kontaktmann den üblichen Weg genommen und die Untersuchung durch die Erledigung des Informanten gestoppt hatte. Er schluckte schwer und achtete darauf, dass seine Stimme beruhigend klang.
»Lassen Sie uns ein Stück gehen«, sagte er zu Fernley-Price. »Weiter unten gibt es einen netten kleinen Pub, gleich hinter der Brücke.«
Doyle hätte niemals jemandem die Zähne eingeschlagen, bevor er nicht alle Informationen von ihm bekommen hatte. Er stand auf und wollte schon gehen, als er sich noch mal umdrehte und den Rosinenkuchen in die Tasche steckte.
»Sie kümmern sich um die Rechnung, ja?«, sagte er.
Fernley-Price war überrascht, wie schnell ein Mann von Doyles Statur gehen konnte. Zögernd folgte er Doyle, als der von der Liverpool Street scharf in eine enge Straße zwischen einem Baugrundstück und einem Bürogebäude abbog.
»Ich dachte, wir gehen zu einem Pub gleich hinter der Brücke«, sagte er beunruhigt.
»Abkürzung«, sagte Doyle liebenswürdig.
Etwa in der Mitte der Straße verlangsamte Doyle seinen Schritt, und sie liefen nebeneinander her. Dafür war gerade genug Platz. Niemand kam ihnen entgegen. Ein paar Junkies hockten in einem Hauseingang und warteten auf jemanden, den sie ausrauben konnten, doch als sie Doyle sahen, änderten sie ihre Meinung und machten sich davon.
»Und was ist dann passiert, als die Polizei kam?«, fragte Doyle.
»Sie haben mir gesagt, dass Nestor ertrunken ist.«
»Sie sind zu Ihnen gekommen, weil er Ihr Kunde war?«
»Wir waren auf derselben Schule und sind danach auf dieselbe Universität gegangen, aber er war ein paar Jahre älter als ich. Manchmal sind wir uns auf Partys begegnet. Jedenfalls haben sie gesagt, es sähe nach Selbstmord aus, und sie erkundigten sich bei allen seinen Bekannten nach seinem Geisteszustand. Er hatte mich mehrere Male von seinem Handy aus angerufen, am gleichen Tag, als er …«
Doyle ging jetzt noch etwas langsamer und nickte mitfühlend. »Muss ja ein ziemlicher Schock gewesen sein.«
»Es war schrecklich. Einfach schrecklich. Ich weiß nicht, wie sie mich so schnell finden konnten.«
Doyle begriff, dass Fernley-Price von dem Auftauchen der Polente schockierter war als vom Tod seines alten Schulfreunds. Er blieb abrupt stehen und legte eine Hand auf Fernley-Prices Arm. Fernley-Price zuckte zusammen.
»Und es war dieser Nestor, den Sie überredet hatten, die Untersuchung einzustellen?«
Fernley-Price nickte.
»Wie?«
»Sein gesamtes Vermögen war in meine Firma investiert.« Er brach ab und versuchte, Doyle seinen Arm zu entziehen, während der seinen freundlichen Griff verstärkte. »Sehen Sie mal, Doyle, ich muss los, Termine und so. Sind wir uns einig, dass wir die Partnerschaft aufkündigen? Wir sind quitt. Nichts für ungut!«
»Aber klar doch«, sagte Doyle mit besorgter Miene.
Fernley-Price plapperte weiter: »Da bin ich Ihnen aber wirklich dankbar, wissen Sie. Mein Leben ist momentan ganz aus den Fugen geraten. Ich muss weitermachen. Sie wissen ja, wie das ist, wenn alles auffliegt. Das kriegt man nur mit Geld auf die Reihe.«
Doyle sah nach vorn und nach hinten durch die einsame Straße. Mit Auffliegen kannte er sich bestens aus.
Im nächsten Augenblick rang Fernley-Price nach Luft, als Doyles Knie ihm in den Unterleib stieß. Er klappte zusammen, als Doyle ihm einen schnellen Aufwärtshaken versetzte und mit seinen Ringen das weiche Fleisch unter dem Kinn traf. Doyle fühlte, wie der Unterkiefer folgsam brach.
»Scheiße!«, rief
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