Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: In ihrem Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Hauxwell
Vom Netzwerk:
hatte er sich fast totgefroren. Er hatte seinen Schaffellmantel angezogen, der vielleicht ein Schaf warmhielt, aber bei diesen arktischen Verhältnissen völlig unzureichend war. Er war nicht glücklich. Er sah Fernley-Price an einem Ecktisch sitzen und hob grüßend eine Hand. Der Trottel tat so, als würde er ihn nicht kennen. Was denn, dachte er etwa, sie wären in einem verdammten James-Bond-Film?
    Doyle ließ sich auf den Stuhl plumpsen und griff nach der Speisekarte. »Was ist bloß los mit Ihnen, Kumpel? Sie sehen ja aus, als hätten Sie zehn Euro verloren und nur einen Cent wiedergefunden.«
    Fernley-Price sah ihn verärgert an. »Ich habe verdammt viel mehr verloren, das kann ich Ihnen sagen.«
    Doyle roch den Alkoholatem über den Tisch. »Schon, aber nichts davon hat Ihnen gehört, oder?«
    Fernley-Price lief rot an.
    Doyle betrachtete ihn ohne eine Regung. Das Arschloch hörte das nicht gern, der wollte nicht daran erinnert werden, dass er eine Menge Ersparnisse von anderen Leuten in den Sand gesetzt hatte.
    Doyle ließ die Speisekarte auf den Tisch fallen, und als die Bedienung kam, sah er sie nicht an.
    »Einen Tee und ein Stück Rosinenkuchen«, sagte er. Die Frau schlich davon.
    »Ich will meine Investition zurück«, sagte Fernley-Price.
    »Hä?«
    »Ich will mein Geld.«
    Doyle lehnte sich zurück und faltete die Hände im Schoß. Er konnte sehen, dass Fernley-Price kurz vorm Zusammenbrechen war. Trotz der Kälte schwitzte er.
    »Nun mal ganz ruhig, Kumpel. Was ist denn passiert?«
    Fernley-Price konnte nur noch krächzen, als er sich über den Tisch beugte. »Die Polizei ist bei mir gewesen.«
    »Das sollten Sie mir mal genauer erzählen.«
    »Einer meiner Kunden ist unter mysteriösen Umständen gestorben.«
    »Warum sind sie zu Ihnen gekommen?«
    »Er hat mich angerufen.«
    »Ist das alles?«
    »Na ja, mehrmals. An seinem Todestag.« Fernley-Price fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Doyle fiel auf, dass es ungepflegt war.
    »Ja und? Was hat das mit mir zu tun?«
    »Ich hab Ihnen das Dezernat vom Leib gehalten! Für Sie war es Business as usual, nicht wahr? Aber mir wird das langsam unangenehm. Ich habe eine Risikoanalyse gemacht, und jetzt ist der Augenblick gekommen, wo ich meine Optionen auslote.«
    Allmählich wurde Doyle ernsthaft sauer. Er war meilenweit – mindestens drei – in der Eiseskälte marschiert, um jetzt in diesem Scheißhaus zu sitzen und sich eine Menge Kacke von dem Arschloch anzuhören. Doch äußerlich blieb er ruhig. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Fernley-Price zitterte wie Espenlaub. Doyle war ein ziemlich guter Menschenkenner und merkte, wenn einer kurz vor dem Zusammenbruch stand. Oft genug hatte er jemanden dahin gebracht. Dieser Kerl hatte nicht nur Angst, er hatte Todesangst. Weshalb?
    Fernley-Price bemühte sich, die Hysterie aus seiner Stimme zu verbannen. »Als Sie mir von der Observierung erzählt haben, habe ich bei der Polizei ein paar Beziehungen spielen lassen und erreicht, dass die verdammte Untersuchung eingestellt wurde.«
    Die Bedienung stellte den Kuchen und eine Tasse mit warmer Flüssigkeit – angeblich Tee – vor Doyle auf den Tisch. »Danke«, sagte er, rührte sich aber nicht. Er saß da und starrte Fernley-Price an.
    »Die Untersuchung wurde wegen meines Kontaktmanns zur Polizei abgebrochen«, sagte Doyle.
    »Nein. Das war mein Mann, Nestor. Ludovic Nestor.«
    Doyle fiel wieder ein, dass Fernley-Price völlig außer sich gewesen war, als er ihm von den zwei Typen in dem Auto vor seiner Wohnung berichtet hatte. Er konnte einfach nicht glauben, dass der sich dann einfach eingemischt hatte. Verdammte Amateure.
    »Aber ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich das erledigt habe«, sagte Doyle mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Ich bin aber gewohnt, mir selbst zu helfen. Das überlasse ich nicht anderen«, schnarrte Fernley-Price.
    Doyle riss sich zusammen. »Und was wollen Sie mir damit sagen? Was ist das für eine Verbindung? Dieser Nestor war einer von Ihren Kunden und hat dort gearbeitet, ja? Haben Sie das so gedeichselt?«, fragte er in dem vernünftigsten Ton, den er sich abringen konnte.
    »Er hat nicht nur dort gearbeitet. Er war der Chef.« Fernley-Price schnaubte.
    Das Schnauben sprach Bände. Es verriet Doyle, dass ein Fernley-Price sich nie mit niederen Chargen abgab.
    Mittlerweile war es in dem Café sehr still. Irgendwas tief in Doyles Bauch fühlte sich an wie Blei. Er versuchte sich den Ablauf der Ereignisse ins Gedächtnis

Weitere Kostenlose Bücher