Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

In ihrem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: In ihrem Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Hauxwell
Vom Netzwerk:
hinterlassen hatte. Er hatte ihr auch eine Aufnahme seiner wahrscheinlich letzten Unterhaltung übermittelt.
    38
    Die Central Line wurde von dem üblichen Durcheinander großer und kleiner Dramen einer U-Bahn heimgesucht: Betriebsstörungen, Leichen auf den Schienen, streikende Schaffner. Wie die meisten Londoner war Berlin der Grund völlig egal, sie wollte nur dort ankommen, wo sie hinwollte, die Informationen bekommen und rasch wieder verschwinden.
    Sie betrachtete ihr Spiegelbild in der Scheibe der Schiebetüren und versuchte sich etwas aufzurichten. Sie musste einen guten Eindruck machen.
    Der Weg vom Bahnhof Barkingside führte sie zu einer Reihe hübscher Cottages, die das Glück hatten, dass das nächste Einkaufszentrum nur einen Steinwurf weit entfernt war. An der Ecke gab es einen Pub und etwa hundert Meter weiter einen Asia-Imbiss. Eine Spitzenlage.
    Ein Ziegelweg mit Fischgrätmuster war vom Schnee freigeschaufelt worden, der hier draußen ziemlich hoch lag, und man hatte Split gestreut. Der Weg schlängelte sich durch einen Garten von unberührtem Weiß. Ein bescheidener, makellos sauberer Ford stand in der Auffahrt, ebenfalls ohne Schnee.
    Jemand war zu Hause.
    Der Messingklopfer glänzte. Nachdem sie ihn benutzt hatte, war sie fast in Versuchung, ihn mit einem Taschentuch abzuwischen, um den Glanz nur ja nicht durch ihre Fingerabdrücke zu beeinträchtigen.
    Ein großer, wuchtiger Mann in gebügeltem Hemd und grauer Flanellhose öffnete die Tür. Seine Hausschuhe waren aus braunem Cord und noch kein bisschen ausgelatscht.
    »Senior Constable Marks?«, erkundigte sich Berlin.
    »In Rente. Ihr Anruf hat mich interessiert«, erwiderte er, trat einen Schritt zurück und lud sie ein, hereinzukommen. »Ich helfe immer gern bei Ermittlungen.«
    Die Ansammlung von Pferdeplaketten auf dem Kaminsims war überwältigend. Sie hörte Marks in der Küche, das Klirren von Tassen, die er zweifelsohne aus dem Oberschrank holte. Dann nahm er also das beste Porzellan und nicht die gewöhnlichen Becher, die er täglich benutzte.
    Er hatte nicht gefragt, und sie hatte von sich aus nichts gesagt, sondern ihn einfach in dem Glauben gelassen, dass sie in einer dienstlichen Angelegenheit kam. Sie betete, dass er nicht ihren Ausweis sehen wollte, und fühlte sich unbehaglich. Das war genau die Art hinterfotzige Vorgehensweise, derer sich Coulthard bediente.
    Auf dem Sideboard waren Beileidskarten aufgestellt, und mit einem raschen Blick erfasste sie die Situation, dass Letty Marks kurz vor Weihnachten gestorben war. Dann würde Marks sich auf die Gelegenheit stürzen, mit jemandem zu reden.
    Er kam mit einem Teetablett und Schokoladen-Bourbon-Keksen herein. Ihre Lieblingskekse.
    »Sie interessieren sich also für die Doyles«, begann er. Er stellte das Tablett sorgfältig auf dem Beistelltisch ab und holte Untersetzer, um die Möbelpolitur zu schützen.
    Wenn seine Frau das früher tat, hatte er ihr bestimmt gesagt, sie sollte nicht solche Umstände machen, dachte Berlin.
    »Diese Familie vergisst man nicht so schnell. Ihr Anruf hat alte Erinnerungen wachgerufen. Es passiert schließlich nicht jeden Tag, dass eine Elfjährige aufs Revier kommt und ihren Vater des Mordes bezichtigt.«
    Berlin saß auf der Sesselkante und versuchte, nicht zu viel und nicht zu wenig zu sagen.
    »Sind Sie erkältet?«, fragte Marks.
    Sie merkte, dass sie geschnieft hatte.
    »Tja, es ist halt die Jahreszeit.«
    »Sie sollten es mal mit heißem Zitronensaft versuchen«, sagte Marks fürsorglich. »Ich schwöre darauf.«
    Vielleicht ist es eine Erkältung, dachte sie. Aber irgendwie glaube ich nicht, dass man die mit Zitronensaft kuriert kriegt. Sie holte ein feuchtes Papiertaschentuch heraus und schnäuzte sich.
    »Ich habe in einer alten Akte Ihr Protokoll gelesen«, sagte sie. »Und ich habe mich gefragt, ob da vielleicht noch mehr war, wissen Sie? Irgendwas, was ein erfahrener Kollege wie Sie vielleicht bemerkt, aber nicht in seinen Bericht schreibt, weil es mehr auf einem Bauchgefühl als auf Fakten beruht.«
    Mit Schmeichelei kommt man überall hin.
    »Nennen Sie mich Harvey«, sagte er und tunkte seinen Keks in den Tee. Er lehnte sich im Sessel zurück, und sein Blick wanderte zu den Beileidskarten.
    Berlin hob interessiert eine Augenbraue, um ihn zu ermutigen.
    »Hat das etwas mit der Frau zu tun, die bei der Limehouse-Schleuse aufgetaucht ist?«, fragte er.
    Immer noch ein gewiefter Bulle, dachte Berlin. »Warum fragen Sie?«
    »Die Schleuse

Weitere Kostenlose Bücher