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In kalter Absicht

In kalter Absicht

Titel: In kalter Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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sie. »Ich untersuche nur derzeit einen anderen Fall, einen alten Kriminalfall von … egal. Das hat wirklich nichts miteinander zu tun. Ich glaube, den Klempner kannst du vergessen.«
    »Das glaube ich auch«, nickte er. »Dann sind wir uns einig. Warum eigentlich?«
    »Weiß ich nicht so recht.«
    Sie ließ ihren Finger noch einmal über den Bogen wandern. Unter der Überschrift »Bezug« hielt sie inne.
    »Vielleicht, weil er mit den Vätern zu tun hatte. Er ist der einzige von allen hier, der nur mit den Vätern zu tun hatte. Mit Tønnes Selbu, Emilies Vater. Mit Lasse Øksøy, Kims Vater. Aus irgendeinem Grund glaube ich eher, daß es bei unserem Fall um die Mütter geht. Oder … ich weiß nicht. Schau her. Er hat Tønnes Selbu bei einer Übersetzung geholfen, und sie sind einander nicht einmal persönlich begegnet. Eine reichlich vage Verbindung.«
    »Komisch, mit einem Klempner über einen Roman zu reden«, sagte Yngvar in seinen Becher hinein.
    »Vielleicht spielt ein Klempner darin die Hauptrolle«, sagte sie trocken. »Wer weiß. Aber sieh dir das an! 23.   Juli 1991!«
    »Was denn? Wo?«
    »Lena Baardsen hat angegeben, daß sie 1991 ein Verhältnis mit Karsten Åsli hatte. Dieses Verhältnis muß ja einen tiefen Eindruck hinterlassen haben. Sie weiß sogar noch, an welchem Tag sie ihn zuletzt gesehen hat, obwohl es fast zehn Jahre her ist. Am 23.   Juli 1991. Kannst du dich an so was erinnern?«
    Er saß zu dicht neben ihr. Sie spürte seinen Atem in ihrem Gesicht, Kaffeeatem mit warmer Milch. Sie setzte sich gerade hin.
    »Ich war tatsächlich nur mit meiner Frau zusammen«, sagte er. »Schon auf dem Gymnasium. Also …«
    Er lächelte, und sie hielt es auf diesem Sofa einfach nicht mehr aus.
    »… in dieser Hinsicht kann ich nicht mitreden«, sagte er jetzt und sah ihr nach, als sie in die Küche ging. »Aber ich glaube, Frauen können sich solche Details ohnehin immer besser merken. Glaube ich eben.«
    Als sie zurückkam, ohne etwas geholt zu haben, setzte sie sich auf der anderen Seite des Glastisches in einen Sessel. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten.
    Sie begriff ihn nicht. Einerseits legte er ein fast zudringliches Interesse an den Tag. Das nicht nur fachlich begründet sein konnte. Nicht so, wie er sie bedrängte: Zuerst, indem er sie fast mit Gewalt in sein Büro hatte bringen lassen, dann, wie er sie in den USA ausfindig gemacht hatte, und schließlich, daß er sie ausgerechnet im Supermarkt aufspürte. Er hatte Interesse. Aber weil er dann nie etwas unternahm, einfach nur kam, sie aufsuchte, redete, kam sie sich …
    … blöd vor, dachte sie. Ich begreife dich nicht. Ich lade dich zum Essen ein. Du läufst in meinem Hemd mit meinem Namen durch meine Wohnung, du deckst mein Kind zu, Yngvar. Warum passiert eigentlich nichts?
    » Ich finde das seltsam«, sagte sie leichthin. »Sich an so ein Datum zu erinnern.«
    Die Tabelle lag zwischen ihnen.
    »Ich habe Fotografen schon immer zutiefst mißtraut«, sagte Yngvar lächelnd. »Sie verdrehen die Wirklichkeit und nennen das dann echt.«
    »Und ich den Gynäkologen«, sagte sie, ohne ihn anzusehen. »Denen fehlt es oft an der elementarsten Form von Mitmenschlichkeit. Die Gynäkologinnen sind meistens ein wenig besser.«
    »Aus deinem Mund klingt das ziemlich nach einem Vorurteil. Und was hältst du von Jugendbetreuern?«
    Sie lachten beide ein wenig. Es war gut, daß sie für sich allein saß. Er machte kein Aufhebens davon. Machte es sich einfach etwas bequemer, als finde er es angenehm, das ganze Sofa für sich zu haben.
    »Seid ihr in bezug auf die Todesursachen bei Kim und Sarah weitergekommen?«
    »Nein.«
    Er leerte seinen Becher.
    »Wenn wir davon ausgehen, daß es wirklich eine Todesursache gibt«, sagte Inger Johanne, »dann …«
    »Natürlich gibt es eine Todesursache. Hier ist die Rede von zwei gesunden, kräftigen Kindern!«
    Wenn er die Stirn runzelte, sah er älter aus. Viel älter. Als sie.
    »Könnten sie … vor Angst gestorben sein oder so?«
    »Nein. Meines Wissens nicht. Glaubst du überhaupt, daß das möglich ist? Menschen mit gesundem Herzen zu Tode zu erschrecken?«
    »Keine Ahnung. Aber wenn unser Mann eine Tötungsart gefunden haben sollte, die keinerlei Spuren hinterläßt …«
    Wieder überzog kalte Gänsehaut ihren Nacken. Sie raffte ihre Haare zusammen und fuhr sich mit den Fingern durch den Pony.
    »Dann bedeutet das, daß er die ultimative Kontrolle hat. Was zu seinem Profil passen würde.«
    »Zu

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