In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05
Wagens?«
»Nicht weniger als eine, aber nicht mehr als zwei Meilen, sagt mein Mandant.«
»Links von der Straße?«
»Er ist sich ziemlich sicher«, sagte Reacher.
»Geben Sie mir bitte Ihre Telefonnummer?«
»Ich rufe noch mal an«, antwortete Reacher. »In ungefähr einer Stunde.«
Er legte auf. Die Frau mit dem Baby war gegangen. Alice starrte ihn noch immer an.
»Was?«, fragte sie.
»Wir hätten uns schon viel früher auf Eugene konzentrieren sollen.«
»Weshalb?«
»Was ist die einzige feststehende Tatsache in diesem Fall?«
»Welche meinen Sie?«
»Carmen hat Sloop nicht erschossen, die meine ich.«
»Das ist keine Tatsache, sondern Ihre subjektive Überzeugung.«
»Nein, das ist eine Tatsache, Alice. Glauben Sie mir, solche Dinge weiß ich.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Okay, und?«
»Also hat ihn jemand anders erschossen. Daraus ergibt sich die Frage: Warum? Wir wissen, dass Eugene verschwunden und Sloop tot ist. Die beiden hatten als Anwalt und Mandant Verbindung miteinander. Nehmen wir also mal an, Eugene sei ebenfalls tot, nicht nur verschwunden. Rein hypothetisch. Die beiden haben gemeinsam einen Deal ausgehandelt, der Sloop die vorzeitige Entlassung gebracht hat. Einen großen Deal, denn so was ist nicht so einfach zu erreichen. Straferlasse werden nicht wie Bonbons verschenkt. Also muss es um ziemlich brisante Informationen gegangen sein. Um wertvolle Informationen, die jemandem sehr hätten schaden können. Nehmen
wir einmal an, dieser Jemand hätte sie beide beseitigt – aus Rache oder um den Informationsfluss aufzuhalten?«
»Wie kommen Sie denn auf diese Idee?«
»Durch Carmen«, erwiderte er. »Sie hat mir vorgeschlagen, Sloop zu erledigen und die Tat so hinzustellen, als sollte damit der Deal verhindert werden.«
»Carmen hat also ihren eigenen Ratschlag befolgt.«
»Nein, Carmen ist ein Parallelfall«, sagte Reacher. »Sie hat ihn gehasst, sie hatte ein Motiv, sie lügt anscheinend gewohnheitsmäßig, aber sie hat ihn nicht ermordet. Das war jemand anders.«
»Ja, für sie.«
»Nein«, sagte er. »So war’s nicht. Sie hat nur Glück gehabt. Das war ein Parallelereignis. Als wäre er woanders unter einen Lastwagen geraten. Vielleicht freut sie sich über das Ergebnis, aber sie hat es nicht verursacht.«
»Wie sicher sind Sie sich Ihrer Sache?«
»Sehr sicher. Jede andere Theorie wäre lächerlich. Denken Sie mal darüber nach, Alice. Wer so gut schießt, ist ein Profi. Profis planen im Voraus, mindestens ein paar Tage im Voraus. Und wäre sie auf der Suche nach Kerlen wie mir kreuz und quer durch Texas gefahren, wenn sie Profis anheuern wollte? Und warum sollte sie zulassen, dass Sloop in ihrem eigenen Schlafzimmer erschossen wird, was sie zur Hauptverdächtigen macht? Mit ihrer eigenen Pistole?«
»Wie ist die Sache denn Ihrer Ansicht nach abgelaufen?«
»Ich glaube, dass irgendwelche Killer Eugene am Freitag ermordet und die Leiche so versteckt haben, dass sie erst aufgefunden wird, wenn die Fährte kalt ist. Dann haben sie Sloop am Samstag erschossen und alles so hingestellt, als ob Carmen die Tat begangen hätte. In ihrem Schlafzimmer, mit ihrer eigenen Pistole.«
»Aber sie war bei ihm. Hätte ihr das nicht auffallen müssen? Hätte sie das nicht gesagt?«
Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht war sie gerade bei Ellie. Vielleicht ist sie ins Schlafzimmer zurückgekommen und hat Sloop ermordet aufgefunden. Oder sie hat unter der Dusche gestanden. Als sie verhaftet wurde, war ihr Haar feucht.«
»Dann hätte sie die Schüsse hören müssen.«
»Nicht unter der Dusche. Die rauscht wie die Niagarafälle. Und eine kleinkalibrige Pistole ist leise.«
»Woher wissen Sie, wo die State Police Eugenes Leiche auffinden wird? Falls Sie Recht haben?«
»Ich hab mir überlegt, wie ich’s machen würde. Sie müssen im Niemandsland dort draußen mit ihrem Wagen eine Autopanne vorgetäuscht, Eugene angehalten und zum Umsteigen gezwungen haben. Dann sind sie mit ihm weggefahren. Aber sie wollten ihn schnellstens loswerden. Zu riskant. Höchstens zwei bis drei Minuten, vermute ich, was etwa ein bis zwei Meilen sind.«
»Wieso nach Norden? Und warum links von der Straße?«
»Ich wäre zunächst nach Norden weitergefahren. Wäre umgekehrt, hätte den rechten Straßenrand erkundet, mich für eine Stelle entschieden und wäre ein paar Meilen zurückgefahren. Dann hätte ich wieder gewendet und dort auf ihn gewartet.«
»Vorstellbar«, sagte sie. »Aber die Sache mit
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