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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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überlebenden Angehörigen erstattete jemals Anzeige. Aber die Geschichten verbreiteten sich unter den Migranten mit Bleiberecht und ihren Unterstützern. Anwälte und Bürgerrechtler begannen Informationen zu sammeln. Schließlich ergriffen sie die Initiative und fingen unauffällig mit eigenen Ermittlungen an. Durch anonyme Zeugenbefragungen ließen sich siebzehn Morde nachweisen. Dazu kamen vermutlich acht weitere Fälle, in denen die Ermordeten nie aufgefunden oder von den Überlebenden selbst bestattet worden waren. Der Name des jungen Raoul García war bei dieser zweiten Gruppe aufgeführt.
    Zu dem Untersuchungsbericht gehörte auch eine Karte. Die meisten Überfälle hatten sich innerhalb eines Gebiets mit einer Fläche von rund hundert Quadratmeilen ereignet. Es war ein in Nord-Süd-Richtung verlaufendes lang gestrecktes Gebilde, dessen südliche Ausbuchtung sich größtenteils im Echo County befand. Das bedeutete, dass die Opfer bereits fünfzig oder noch mehr Meilen zurückgelegt hatten.

    »Und?«, fragte Alice.
    Reacher schob die Blätter zusammen und steckte sie in die Mappe zurück. Warf das ganze Paket hinter sich auf den Sitz.
    »Jetzt weiß ich, warum sie in Bezug auf den Ring gelogen hat«, sagte er.
    »Warum?«
    »Sie hat nicht gelogen. Sie hat die Wahrheit gesagt.«
    »Sie hat gesagt, es sei ein Talmiring, höchstens dreißig Dollar wert.«
    »Weil sie geglaubt hat, das sei die Wahrheit. Weil irgendein Juwelier in Pecos ihr erzählt hat, der Ring sei ein Imitat und höchstens dreißig Bucks wert. Sie hat ihm geglaubt. Aber er wollte sie bescheißen, das war alles, wollte den Ring für dreißig Bucks kaufen, um ihn für sechzigtausend zu verhökern. Der älteste Trick der Welt. Genau das ist einigen Migranten in dieser Akte passiert. Ihre erste Erfahrung mit Amerika.«
    »Der Juwelier hat gelogen?«
    Er nickte. »Darauf hätte ich früher kommen müssen, weil es auf der Hand liegt. Wahrscheinlich war sie bei genau demselben Typen wie wir. Ich hatte gleich den Eindruck, dass er nicht ganz koscher ist.«
    »Er hat nicht versucht, uns zu bescheißen.«
    »Nein, Alice, natürlich nicht. Weil Sie eine clever aussehende weiße Anwältin sind und ich ein großer, bulliger Weißer bin. Sie war eine kleine Mexikanerin, allein, verängstigt und verzweifelt. Bei ihr hat er eine Chance gewittert, die er bei uns nicht gehabt hätte.«
    Alice schwieg sekundenlang. »Was heißt das also?«, fragte sie dann.
    Reacher knipste die Innenbeleuchtung aus. Grinste, reckte sich und stemmte die Hände gegen das Handschuhfach.
    »Es bedeutet, dass wir auf dem richtigen Kurs sind«, sagte er, »und Sie schneller fahren sollten, weil wir den Verbrechern
im Augenblick ungefähr zwanzig Minuten voraus sind und ich diesen Vorsprung möglichst lange halten möchte.«
     
    Sie raste in unvermindertem Tempo durch den schlafenden Weiler an der Kreuzung und legte die restlichen sechzig Meilen in dreiundvierzig Minuten zurück, was nach Reachers Ansicht für einen gelben Vierzylinder-Importwagen mit einer Blumenvase neben dem Lenkrad ziemlich gut war. Sie fuhr durch das Ranchtor, bremste scharf und hielt an der Verandatreppe. Die Außenbeleuchtung brannte, und der von dem VW aufgewirbelte Staub umgab sie mit einer Wolke. Es war kurz vor zwei Uhr morgens.
    »Lassen Sie den Motor laufen«, sagte Reacher.
    Er ging mit ihr zur Haustür. Hämmerte laut dagegen. Keine Antwort. Drückte die Klinke herunter. Die Tür war nicht verschlossen. Wozu sollten wir sie absperren? Wir sind sechzig Meilen von der nächsten Straßenkreuzung entfernt. Sie gingen hinein und betraten die rot gestrichene Diele.
    »Halten Sie die Arme auf«, wies er sie an.
    Er nahm die sechs Jagdgewehre aus dem Waffenständer an der Wand und legte sie auf Alices Arme – drei mit der Mündung nach rechts, drei nach links, damit ihr Gewicht gleichmäßig verteilt war. Alice schwankte ein wenig.
    »Bringen Sie sie nach draußen in den Wagen«, befahl er. Sie hörten Schritte über sich und ein Knarren von der Treppe her. Dann tauchte Bobby Greer aus dem Salon auf. Er sah verschlafen aus, war barfuß, trug Boxershorts und ein T-Shirt und starrte den leeren Gewehrständer an.
    »Was zum Teufel soll das?«, schnauzte er.
    »Ich will die anderen«, sagte Reacher. »Ich beschlagnahme eure Waffen. Im Namen des Sheriffs im Echo County. In meiner Funktion als Deputy.«
    »Es gibt keine anderen.«
    »Doch, es gibt welche, Bobby. Kein Redneck, der wie Sie
etwas auf sich hält, gibt

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