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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Windschutzscheibe klatschen. Er war so groß wie ein Silberdollar.

16
    Sie fuhren im Konvoi fünf Meilen weit durch die Dunkelheit. Es gab keinen Mondschein. Kein Sternenlicht. Die geschlossene Wolkendecke hing tief, aber der Regen bestand zunächst nur aus einzelnen Tropfen, die in unregelmäßigen Abständen auf seiner Windschutzscheibe zerplatzten. Reacher betätigte für jeden einzelnen den Scheibenwischer. Er fuhr etwa vierzig Meilen schnell und folgte der Fahrspur durch das Gestrüpp. Sie brach mal links, mal rechts aus, führte aber im Prinzip nach Süden, dem aufziehenden Gewitter entgegen. Der unebene Boden ließ den Jeep holpern und schwanken, und der VW hatte Mühe, ihm zu folgen.
    Fünf Meilen vom Haus entfernt war das Gewitter noch immer nicht losgebrochen, und die Fahrspur wurde zwischen Mesquite und zerklüftetem Kalkstein allmählich enger. Das Gelände veränderte sich. Zu Anfang waren sie über eine weite Wüstenebene gefahren, die vor einem Jahrhundert noch Grasland gewesen sein mochte. Jetzt stieg das Gelände stetig zu einer kleinen Mesa hin an. Im Scheinwerferlicht ragten auf beiden Seiten Felsblöcke auf, zwischen denen sie nach Südosten fuhren. Bestände mit höheren Mesquitebüschen drängten heran und engten sie weiter ein. Bald hatten sie nur noch zwei tief ins Geröll eingegrabene Fahrspuren vor sich. Felsbänder, Dolinen und weite Flächen bedeckende Dornenbüsche ließen ihnen keine andere Wahl, als diesen Spuren zu folgen.
    Dann führte die Fahrspur eine letzte Steigung hinauf und verlief dann plötzlich schnurgerade wie ein Highway über eine kleine Mesa. Hier bildete der Kalkstein ein fast ovales Hochplateau von der Größe eines Footballfelds: ungefähr hundertzwanzig Meter lang und achtzig breit. Diese Fläche war völlig unbewachsen. Reacher fuhr mit dem Jeep einen
weiten Kreis, um mit aufgeblendeten Scheinwerfern den Rand der Mesa zu inspizieren. Das Hochplateau fiel auf allen Seiten mindestens einen Meter zu mit Geröll bedecktem Felsengelände ab. Verkümmertes Buschwerk wucherte überall, wo seine Wurzeln etwas Halt fanden. Nach einer zweiten Runde war Reacher mit dem zufrieden, was er sah. Die kleine Mesa war kahl wie ein flacher Teller, der auf einem vertrockneten Stück Rasen lag. Er lächelte zufrieden in sich hinein. Überschlug in Gedanken den zeitlichen Ablauf. War mit der Lösung, die sich ihm aufdrängte, zufrieden.
    Reacher fuhr bis zum entferntesten Rand des kleinen Hochplateaus und hielt an der Stelle, wo die Fahrspur wieder abfiel und durch loses Geröll weiterführte. Alice hielt neben ihm. Er sprang aus dem Jeep und beugte sich zu ihrem Fenster hinunter. Alice betätigte einen Schalter und ließ ihr Fenster herunter.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Bis jetzt schon«, antwortete sie.
    »Sie wenden hier und stoßen bis an die Kante zurück«, sagte er. »Ganz bis zur Kante, damit die Spur blockiert ist.«
    Sie legte den Rückwärtsgang ein und lenkte den Wagen so weit nach hinten, bis er mit den Hinterrädern dicht an der Felskante stand. Die Motorhaube zeigte jetzt nach Norden, wo sie hergekommen waren. Er stellte den Jeep neben dem VW ab und öffnete die Heckklappe.
    »Motor und Scheinwerfer aus!«, rief er. »Und geben Sie mir die Gewehre.«
    Alice reichte ihm die vier großen Winchester einzeln hinaus. Er legte sie nebeneinander in den Laderaum des Jeeps. Dann gab sie ihm die Gewehre, und er schleuderte sie, so weit es ging, in die Büsche. Zuletzt händigte sie ihm die beiden Schachteln mit der 30-30-Munition aus. Er legte sie neben die Gewehre. Dann lief er nach vorn und stellte den Motor ab. Das Brummen des großen Sechszylinders verstummte.
Reacher horchte angestrengt in die Nacht und suchte den nördlichen Horizont ab. Unsichtbare Insekten summten und zirpten. Vereinzelte Regentropfen trafen seine Schultern. Das war alles. Ringsum nur tiefste Schwärze und absolute Stille.
    Er öffnete die Schachteln mit Munition. Beide waren voller Patronen, die mit den Geschossspitzen nach oben in den Schachteln standen. Die Winchesterpatronen waren neu und glänzend hell. Bobbys Patronen waren leicht abgestoßen und verkratzt. Wieder verwertete Hülsen. Reacher nahm eine heraus und begutachtete sie im Licht der Innenbeleuchtung des Jeeps. Ich hab sie selbst gefüllt , hatte Bobby gesagt. Mehr Treibladung . Was nur logisch war. Warum hätte ein Faulpelz wie Bobby sich sonst die Mühe gemacht, Patronen selbst zu füllen? Bestimmt nicht, um ihnen weniger

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