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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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ihres Bettes und beobachtete sie.
    »Hi, Kid«, sagte er.
    Ellie schwieg.
    »Kannst wohl nicht schlafen?«
    Ellie sah zur Decke. »Regen«, sagte sie. »Der ist so laut.«
    Der Mann nickte und sah auf seine Armbanduhr.
     
    Sie verfehlte ihn. Unmöglich festzustellen, um wie viel. Der Blitz erlosch und stürzte die Welt wieder in tiefe Dunkelheit. Reacher gab einen Schuss in die Richtung ab, in der er sie entdeckt hatte, und horchte angestrengt. Nichts. Wahrscheinlich daneben geschossen. Dann kam der Donner als tiefes Poltern, das den Erdboden erbeben ließ. Reacher ging wieder in die Hocke. Er hatte noch neun Schuss. Dann entschied er sich für einen Bluff. Sie wird glauben, dass ich mich bewege, deshalb tue ich’s nicht. Er blieb, wo er war. Wartete auf den nächsten Blitz. Der würde ihm zeigen, wie gut sie war. Eine Amateurin würde sich von ihm entfernen, eine Profikillerin sich näher an ihn heranarbeiten. Eine wirklich gute Profikillerin würde seinen Bluff neutralisieren, indem sie wie er an ihrem Platz verharrte.

    Unterdessen regnete es wie aus Kübeln. Reacher war bis auf die Haut durchnässt. Er fror. Die Temperatur war in weniger als zwanzig Minuten um zehn bis fünfzehn Grad gefallen. Um ihn herum spritzte das Wasser vom Boden hoch. Der Lärm war ohrenbetäubend. Blätter und Stiele wurden von den Büschen gerissen und wirbelnd fortgeschwemmt. Sie bildeten an zahlreichen Stellen kleine Dämme zwischen den Felsen. Der harte, grobkörnige Staub war zu einer knöcheltiefen Schlammschicht geworden, in der seine Füße versanken. Seine Pistole war tropfnass. Aber eine Heckler & Koch schießt auch nass. Eine Browning oder SIG leider auch.
    Der nächste Blitz zuckte herab. Er war bereits näher und heller. Reacher suchte das Gebiet links von sich ab. Die Frau, noch immer an den Rand der Mesa gepresst, war näher herangekommen und etwa achtzehn Meter von ihm entfernt. Gut, aber nicht wirklich gut. Sie schoss auf ihn und verfehlte ihn um eineinviertel Meter. Das war ein hastiger Schuss, bei dem ihr Arm von Süden herüberschwenkte. Von Süden? Sie hat damit gerechnet, dass ich abhauen würde. Reacher war leicht gekränkt, als er die Waffe hochriss und zurückschoss. Der einsetzende Donner übertönte den Schussknall. Wahrscheinlich daneben. Noch acht Schuss.
    Jetzt musste er wieder überlegen. Was wird sie tun? Was denkt sie, dass ich tue? Beim letzten Mal hatte sie sich getäuscht. Deshalb wird sie diesmal mehr riskieren. Sie wird vermuten, dass ich näher komme. Also wird sie das ebenfalls tun und sofort versuchen, den tödlichen Schuss abzufeuern.
    Reacher blieb in der Hocke, genau dort, wo er war. Wieder ein Bluff. Er führte seine Hand mit der Waffe von links nach rechts in die Richtung, in die sie sich theoretisch bewegen musste. Wartete auf einen Blitz. Der kam früher als erwartet, und schlug knapp eine halbe Meile von ihm entfernt ein. Der Donner folgte fast unmittelbar darauf. Der Blitzstrahl
war gleißender als die Sonne. Reacher starrte mit zusammengekniffenen Augen nach vorn. Die Frau war fort. Er warf sich nach links und sah etwas Blaues in Gegenrichtung davonhuschen. Er gab instinktiv einen Schuss ab. Dann erlosch der Blitz, und Dunkelheit, Donnergrollen und Chaos brachen über ihn herein. Noch sieben Schuss. Er lächelte. Aber jetzt brauche ich nur noch einen.
     
    Das Donnergrollen machte ihr Angst. Es klang wie damals, als Joshua und Billy das Dach der Maschinenhalle erneuert hatten. Dafür hatten sie große Blechpaneele verwendet, die sich dröhnend und krachend bogen, wenn sie getragen, und grässlich schepperten, wenn sie angemacht wurden. Donner glich Tausenden Blechtafeln, die sich zur gleichen Zeit am Himmel dröhnend und krachend bogen. Sie steckte den Kopf unter die Decke und beobachtete, wie das grellweiß aufzuckende Licht von Blitzen den Raum erhellte.
    »Hast du Angst?«, fragte der Mann.
    Sie nickte unter der Decke, aber sie wusste nicht, ob der Mann ihre Kopfbewegung erkennen konnte.
    »Hab keine Angst«, beruhigte sie der Mann. »Das ist nur ein Gewitter. Große Mädchen haben keine Angst vor Gewittern.«
    Sie schwieg. Er sah erneut auf seine Uhr.
     
    Ihre Taktik war durchsichtig. Sie war gut, aber nicht gut genug, um wirklich unberechenbar zu sein. Sie folgte dem Rand der Mesa, weil er scheinbar Sicherheit bot. Und sie hatte sich offenbar für die Ran-weg-ran-ran- Methode entschieden. Ein doppelter, ein dreifacher Bluff, alles nur, um unberechenbar zu erscheinen. Clever, aber

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