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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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nicht clever genug. Sie war näher herangekommen und hatte sich dann wieder entfernt. Jetzt würde sie sich ihm wieder annähern, um den Abstand beim nächsten Mal nicht etwa zu vergrößern, sondern
noch mehr zu verringern. Sie rechnete damit, dass er ihr Verhaltensmuster erkennen und von einem Zurückweichen ausgehen würde. Aber sie würde stattdessen noch näher herankommen. Um ihn auf dem falschen Fuß zu erwischen. Sie schoss gern aus nächster Entfernung. Da sie auf Kopfschüsse spezialisiert zu sein schien, schätzte er ihre bevorzugte Schussentfernung auf weniger als drei Meter.
    Reacher sprang auf, spurtete nach links hinten und beschrieb dabei einen weiten Bogen. Er brach durchs Gebüsch wie ein in panischer Angst flüchtendes Tier, machte riesige Sätze, sprang über Mesquitebüsche, platschte durch Pfützen und rutschte im Schlamm aus. Wie viel Lärm er dabei machte, war ihm egal. Schon in einem Meter Entfernung würde davon nichts mehr zu hören sein. Jetzt kam es nur darauf an, wie schnell er war. Er musste sie ausmanövrieren, bevor der nächste Blitz herabzuckte.
    Er rannte wie wild, wurde dann langsamer, schlitterte durch den Schlamm und erreichte die Felskante der Mesa sieben bis acht Meter nördlich der Stelle, wo er die Frau zuletzt gesehen hatte. Sie war nach Süden ausgewichen und zurückgekommen, sodass sie jetzt wieder in südlicher Richtung unterwegs sein würde. Sie musste jetzt ungefähr zehn Meter vor ihm sein. Genau vor ihm. Er schlenderte hinter ihr her, als mache er einen Stadtbummel. Blieb ganz locker. Versuchte zu erraten, wann der nächste Blitz herabsausen würde, und war darauf vorbereitet, sich in den Schlamm zu werfen.
     
    Der kleine dunkelhaarige Mann sah erneut auf seine Armbanduhr. Ellie blieb unter der Bettdecke.
    »Schon über drei Stunden«, sagte der Mann.
    Ellie sagte nichts.
    »Kennst du die Uhr?«
    Ellie setzte sich im Bett auf und zog langsam die Decke herunter, bis ihr Mund frei war.

    »Ich bin sechseinhalb«, sagte sie.
    Der Mann nickte. »Sieh her«, sagte er.
    Er streckte den Arm aus und verdrehte das Handgelenk.
    »Noch eine Stunde«, sagte er.
    »Was dann?«
    Der Mann sah weg. Ellie betrachtete ihn noch einen Augenblick und zog sich dann wieder die Bettdecke über den Kopf. Blitze zuckten herab, und der Donner grollte fast ununterbrochen.
     
    Der nächste Blitz erhellte die Landschaft in einem weiten Umkreis. Der Donnerschlag ertönte fast gleichzeitig. Reacher ging in die Hocke und starrte nach vorn. Sie ist nicht da. Sie war nirgends zu sehen. Der Blitz erlosch, aber der Donner grollte weiter. Reacher fragte sich, ob der Schusskanal ihrer Pistole ihn übertönen würde. Werde ich ihn hören? Oder würde er nur den entsetzlichen Einschlag einer Kugel spüren? Er ließ sich der Länge nach in den Schlamm fallen und lag still. Spürte, dass der Regen seinen Körper wie mit tausend winzigen Hämmern bearbeitete. Okay, lass dir die Sache noch mal durch den Kopf gehen. Hatte sie ihn ausmanövriert? Vielleicht hatte sie seinen Bogen spiegelbildlich nachvollzogen. Dann wären sie weit ausholend in entgegengesetzte Richtung gespurtet und hatten im Prinzip nur die Positionen getauscht. Sie konnte sich aber auch in einer Doline oder einem Felsspalt versteckt oder den Jeep gefunden haben. Hatte sie sich umgesehen, während ein Blitz die Landschaft erhellte, hätte sie ihn entdecken können. Dass Reacher irgendwann dorthin würde zurückkehren müssen, war klar. Wie sollte er sonst von hier wegkommen? Vielleicht lauerte sie ihm also dort auf. Vielleicht lag sie darunter, was bedeutete, dass ihr jetzt eine Winchester mit zwei Originalpatronen zur Verfügung stand.
    Er blieb im Schlamm liegen und überlegte fieberhaft. Den
nächsten Blitz ignorierte er völlig. Blieb nur an den Boden gepresst liegen. Den Gedanken an ein Umgehungsmanöver verwarf er rasch. Das hätte militärischen Instinkt erfordert. Er hatte es mit einer Straßenkämpferin, nicht mit einem Infanteristen zu tun. Also hatte sie vielleicht versucht, den Jeep zu erreichen. Er drehte sich im Schlamm liegend um hundertachtzig Grad, hob den Kopf und wartete.
    Der nächste Blitz war ein wild flackernder Flächenblitz. Der Jeep stand weit entfernt, und falls sie dort war, stellte sie keine unmittelbare Gefahr dar. Also drehte er sich wieder um und kroch nach Süden weiter. Abschnitt für Abschnitt kontrollieren und säubern. Er bewegte sich langsam auf Knien und Ellbogen kriechend. Drei Meter, fünf, zehn. Er kam

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