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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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sich vor wie in der Grundausbildung. Er kroch weiter und weiter, bis er plötzlich Parfüm roch.
    Aus irgendeinem Grund verstärkte der Regen diesen an sich nur schwachen Duft. Er bemerkte plötzlich, dass die ganze Wüste anders roch. Der Regen hatte sie verändert. Er konnte Erde und Pflanzen riechen, aber damit vermengt war deutlicher Parfümduft. Oder war das ein natürlicher Geruch, vielleicht von einer nur nachts blühenden Pflanze, die im Gewitter aufgegangen war? Nein, hier roch es eindeutig nach Parfüm. Keine Frage. Er verharrte und blieb bewegungslos liegen.
    Reacher hörte, wie die Mesquitebüsche sich bewegten, aber das war nur der Wind. Der Regen schien ein wenig nachgelassen zu haben, und aus Süden wehte ein kräftiger Wind. Um ihn herum war es absolut dunkel. Er hob die Pistole, konnte sie aber nicht sehen.
    In welche Richtung schaut sie? Nicht nach Osten. Da sie bestimmt auf der Erde kauerte, gab es im Osten außer der gut einen halben Meter hohen Felskante der Mesa nichts zu sehen. Blickte sie nach Süden oder Westen, kein Problem. Schaut sie nach Norden, sieht sie genau in meine Richtung,
kann mich aber nicht erkennen. Zu dunkel. Und sie kann mich auch nicht riechen, weil ich im Lee von ihr bin. Reacher stützte sich auf den linken Unterarm und zielte mit der Pistole geradeaus nach vorn. Blickte sie nach Süden oder Westen, konnte er sie mühelos in den Rücken schießen. Aber im schlimmsten Fall sieht sie nach Norden, und wir liegen uns genau gegenüber, vielleicht nur anderthalb Meter voneinander entfernt. Jetzt kommt es also darauf an, wer schneller ist. Wer reagiert zuerst, wenn der nächste Blitz herabzuckt?
    Er hielt den Atem an. Wartete auf den nächsten Blitz. Es dauerte eine Ewigkeit. Das Gewitter wurde schwächer, der Regen nicht. Er ließ Schlamm und Steinchen in sein Gesicht spritzen. Peitschte die Büsche. Kleine Bäche flossen gurgelnd an seinem ausgestreckten Körper entlang. Er lag halb im Wasser, und er fror.
    Dann endlich zuckte ein gewaltiger verästelter Blitzstrahl herab, dessen ohrenbetäubender Donner fast gleichzeitig über die Mesa hinwegrollte. Sein grellweißes Licht beleuchtete die Wüste heller als die Sonne. Die Frau lag mit dem Gesicht nach unten einen Meter vor Reacher. Sie war mit Schlamm bespritzt und wirkte klein und hilflos. Sie hatte die Knie leicht angezogen. Ihre Arme befanden sich unter dem Körper. Die Pistole war ihr aus der Hand gefallen und lag neben ihrer rechten Schulter. Eine Browning Hi-Power. Er nutzte das letzte Flackern des Blitzes, um sie aus dem Schlamm zu wühlen und in einem großen Bogen wegzuwerfen. Dann erlosch das grelle Licht, und Reacher tastete blind nach dem Puls am Hals der Frau.
    Er fand keinen. Sie war schon ziemlich kalt.
    Schießen mit Vorhalt. Sein dritter Schuss, bei dem er instinktiv auf einen Punkt dicht vor dem Körper der Flüchtenden gezielt hatte. Sie musste direkt in die Schussbahn gelaufen sein. Er ließ die Finger an ihrem Hals, weil er fürchtete,
sie sonst zu verlieren. So wartete er auf den nächsten Blitz. Sein linker Arm begann zu zittern. Er redete sich ein, das komme von seiner unnatürlichen Haltung. Dann begann er zu lachen. Sein Lachen wurde lauter – wie zuvor der Regen. Er hatte die letzten zwanzig Minuten damit verbracht, sich an eine Frau heranzuschleichen, die er bereits erschossen hatte. Versehentlich. Er lachte unkontrolliert, bis sein Mund voll Regenwasser lief und er wild prustend husten musste.
     
    Der Mann stand auf und ging zum Sideboard hinüber. Griff nach seiner Pistole, die auf dem polierten Holz lag. Beugte sich zu seinem schwarzen Nylonkoffer hinunter und nahm einen großen schwarzen Schalldämpfer heraus. Setzte ihn sorgfältig auf die Mündung der Pistole. Ging zu seinem Stuhl zurück und nahm wieder Platz.
    »Es ist Zeit«, sagte er.
    Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. Ellie spürte sie durch die Bettdecke hindurch. Sie entwand sich ihm. Kroch ans Fußende und rollte sich dort zusammen. Sie musste pinkeln. Sehr dringend.
    »Es ist Zeit«, wiederholte der Mann.
    Er schlug die Bettdecke zurück. Ellie krabbelte von ihm weg und hielt den unteren Saum der Decke fest zwischen ihren Knien. Erwiderte seinen Blick.
    »Du hast eine Stunde gesagt«, erklärte sie. »Die ist noch nicht rum. Das sage ich dieser Dame, die dein Boss ist.«
    Der Blick des Mannes wurde ausdruckslos. Er drehte sich um und sah kurz zur Tür. Dann wandte er sich wieder an Ellie.
    »Okay«, stimmte er ihr zu. »Du

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