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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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sagst mir einfach, wann du glaubst, dass die Stunde vorbei ist.«
    Er ließ die Bettdecke los, und Ellie wickelte sich wieder in sie ein. Steckte den Kopf unter die Decke und hielt sich die Ohren zu, um das Donnergrollen nicht zu hören.

    Der nächste Blitz war wieder ein Flächenblitz. Reacher wälzte die Leiche auf den Rücken, nur um ganz sicherzugehen. Riss ihr Jacke und Bluse auf. Der Schuss hatte sie unter der linken Achsel getroffen, den Oberkörper durchschlagen und war auf der gegenüberliegenden Brustseite ausgetreten. Wahrscheinlich hatte er Herz, Lunge und Rückgrat tödlich verletzt. Ein Geschoss Kaliber 40 hatte gewaltige Durchschlagskraft. Die Einschusswunde war ein kleines, sauberes Loch. Die Austrittswunde sah hingegen weniger schön aus. Der Regen wusch sie aus. Verdünntes Blut, das aus der Wunde quoll, wurde augenblicklich weggeschwemmt. Ihr Brustraum füllte sich mit Wasser. Die Austrittswunde sah wie aus dem Lehrbuch aus. Er hätte seine ganze Hand hineinstecken können.
    Sie war mittelgroß. Ihr blondes Haar war klatschnass und voller Schlamm, wo es unter der FBI-Mütze hervorquoll. Er schob den Mützenschirm nach oben, um ihr Gesicht zu sehen. Ihre Augen standen offen und starrten blicklos zum Himmel. Ihr Gesicht kam ihm vage bekannt vor. Er hatte sie schon einmal gesehen. Wo? Der Blitz erlosch, und vor seinem inneren Auge blieb ihr Bild zurück: Der Schnellimbiss. Die Schwimm-Cokes. Freitag, nach Schulschluss, ein Crown Victoria, mit drei Personen besetzt. Und er hatte sie für Vertreter gehalten. Wieder ein Fehler.
    »Okay«, sagte er laut. »Das Spiel ist aus.«
    Reacher steckte Alices Pistole in den Hosenbund und ging in Richtung Jeep. Es war so dunkel, dass er gegen die Seite des Jeeps prallte, bevor er wusste, dass er ihn erreicht hatte. Er tastete sich mit einer Hand an der Motorhaube um den Wagen herum und fand die Fahrertür. Öffnete und schloss sie, öffnete sie noch mal, nur um die Freude darüber zu genießen, dass die Innenbeleuchtung funktionierte: eine Beleuchtung, die er selbst kontrollieren konnte.
    Es war nicht einfach, wieder auf die Mesa hinaufzukommen. Der grobe Sand, auf dem die Räder hätten Halt finden
können, war jetzt glitschiger Schlamm. Er schaltete den Allradantrieb ein, aber es dauerte eine Weile, bis die Vorderräder griffen und der Wagen es über die Felskante schaffte. Dann fuhr er in weitem Bogen über das Hochplateau zur Sieben-Uhr-Position. Als er zweimal hupte, tauchte Alice aus den Mesquitebüschen auf. Auch sie war klatschnass. Die Haare klebten ihr am Kopf, und man konnte sehen, dass sie leicht abstehende Ohren hatte. Sie rannte um das Auto zur Beifahrertür.
    »Dies dürfte das Unwetter sein, von dem alle Leute immer geredet haben«, sagte er.
    Draußen blitzte es wieder. Dann dumpfes Donnergrollen. Das Gewitter zog rasch nach Norden ab.
    Sie schüttelte den Kopf. »Dieser kleine Schauer? Der ist nur ein Vorgeschmack. Warten Sie nur bis morgen!«
    »Morgen bin ich fort.«
    »Wirklich?«
    Er nickte. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Ich wusste nicht, wann ich schießen sollte.«
    »Sie haben Ihre Sache gut gemacht.«
    »Was ist passiert?«
    Er fuhr wieder an, steuerte den Jeep im Zickzack nach Süden, damit seine aufgeblendeten Scheinwerfer die Mesa ableuchteten. Zehn Meter vor dem zerschossenen VW entdeckte er die Leiche des ersten Kerls. Sie lag zusammengekrümmt im Regen. Er blendete ab und sprang aus dem Wagen. Der Mann, groß und athletisch gebaut, war tot. Die Kugel der Winchester hatte ihn in den Bauch getroffen. Er war nicht sofort gestorben. Seine Mütze fehlte, und er hatte seine Jacke aufgerissen und versucht, an die Wunde heranzukommen. Er war ein ziemliches Stück weit gekrochen. Reacher drückte ihm die Augen zu und erinnerte sich wieder an die Szene in dem Schnellimbiss. Drei Personen an der Kasse. Eine Frau, zwei Männer. Einer groß und blond, einer klein und
schwarzhaarig. Dann ging er zum Jeep zurück und rutschte hinters Lenkrad. Der Ledersitz war klatschnass.
    »Zwei Tote«, sagte er. »Das ist passiert. Aber der Fahrer ist entkommen. Haben Sie ihn sich genau angeschaut?«
    »Sie sind hergekommen, um uns zu ermorden, stimmt’s?«
    »So ist es. Haben Sie den Fahrer genau gesehen?«
    Sie schwieg.
    »Das ist sehr wichtig, Alice«, sagte er. »Um Himmels willen. Wir haben keine ›Zunge‹. Sie sind beide tot.«
    Sie sagte nichts.
    »Haben Sie ihn gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht«, antwortete sie.

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