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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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warm und roch leicht nach parfümierter Seife. Dann löste sie sich aus seinen Armen und stand mit trauriger Miene auf.
    »Ich muss Ellie suchen«, sagte sie. »Es wird Zeit, dass sie ins Bett geht.«
    »Sie ist im Stall. Sie hat mir gezeigt, wie man das ganze Zeug auf ein Pferd kriegt.«
    Carmen nickte. »Sie ist ein liebes Mädchen.«
    »Ja«, sagte er. »Ohne sie wäre ich aufgeflogen.«
    Sie gab ihm die Bettwäsche.
    »Wollen Sie morgen mit mir ausreiten?«, fragte sie.
    »Ich kann nicht reiten.«
    »Ich bring es Ihnen bei.«
    »Das könnte ein langwieriger Prozess werden.«
    »Dafür ist keine Zeit. Wir müssen zur Mesa hinauf.«
    »Warum?«
    Sie sah zur Seite. »Weil Sie mir etwas beibringen müssen«, entgegnete sie. »Für den Fall, dass Sie am Dienstagmorgen
Ihre Meinung nicht ändern. Ich brauche eine Einweisung im Umgang mit meiner Pistole.«
    Er sagte nichts darauf.
    »Sie können mir nicht das Recht absprechen, mich selbst zu verteidigen.«
    Sie ging wortlos die Treppe hinunter und ließ ihn mit der zusammengelegten Bettwäsche auf den Knien auf seinem Bett sitzen – genau wie er zuvor sie angetroffen hatte.
     
    Reacher bezog sein Bett. Decke und Laken waren dünn und verschlissen, was aber unter den gegebenen Umständen keine Rolle spielte. Die Lufttemperatur betrug noch immer um die fünfunddreißig Grad. Nachts würde sie vielleicht auf etwas unter dreißig Grad absinken. So brauchte er jedenfalls kein warmes Bettzeug.
    Er ging wieder die Treppe hinunter und trat ins Freie. Im Osten wurde der Horizont bereits dunkel. Reacher bog um die Ecke und hatte im Westen den Sonnenuntergang vor sich. Hier im Süden ging die Sonne rasch unter. Sie sah aus wie eine riesige feurige Kugel, und als sie hinter der Mesa versank, leuchtete der Himmel darüber rot auf.
    Dann hörte er vor sich Schritte. Er kniff die Augen zusammen, um gegen die Sonne sehen zu können, und erkannte Ellie, die auf ihn zukam. Kleine, kurze Schritte, steife Arme, das blaue Kleid voller Strohhalme. Ihr von hinten angestrahltes Haar schimmerte rotgolden wie das eines Engels.
    »Ich wollte dir Gute Nacht sagen.«
    Er erinnerte sich an früher, als er auf irgendwelchen Stützpunkten bei Familien zu Gast gewesen war: die in der Ferne verhallenden melancholischen Töne des Zapfenstreichs; wohlerzogene Kinder, die Offizierskameraden ihres Vaters artig Gute Nacht sagten. Man schüttelte ihnen die kleine Hand, und sie verschwanden. Er lächelte.
    »Okay, gute Nacht, Ellie.«

    »Ich mag dich«, sagte sie.
    »Nun, ich mag dich auch«, erwiderte er.
    »Ist dir heiß?«
    »Sehr.«
    »Bald kommt ein Gewitter.«
    »Das sagen alle.«
    »Ich bin froh, dass du Mamis Freund bist.«
    Er sagte nichts, streckte ihr nur die Hand hin. Ellie schüttelte den Kopf.
    »Du sollst mir einen Gutenachtkuss geben«, sagte sie.
    »Wirklich?«
    »Natürlich!«
    »Na gut«, sagte er.
    Ihr Gesicht befand sich ungefähr auf Höhe seiner Taille. Er wollte sich zu ihr hinunterbeugen.
    »Nein, nimm mich auf den Arm«, bat sie.
    Er zögerte einen Augenblick, dann schwang er sie durch die Luft und setzte sie in seine Armbeuge. Küsste sie zart auf die Wange.
    »Gute Nacht«, wiederholte er.
    »Trag mich«, sagte sie. »Ich bin müde.«
    Er trug sie an den Koppeln und am Pferdestall vorbei über den Hof zum Haus. Auf der Veranda wartete Carmen an einer Säule lehnend auf sie.
    »Da bist du ja endlich«, sagte sie.
    »Mami, Mr. Reacher soll mitkommen und mir Gute Nacht sagen«, verlangte Ellie.
    »Nun, ich weiß nicht, ob das geht.«
    »Ich arbeite nur hier«, sagte Reacher.
    »Das braucht niemand zu wissen«, meinte Ellie. »Wir gehen durch die Küche. Dort ist nur das Dienstmädchen. Jenny arbeitet auch hier. Und sie darf ins Haus.«
    Carmen zögerte.
    »Mami, bitte«, sagte Ellie.

    »Vielleicht wenn wir gemeinsam reingehen«, schlug Carmen vor.
    »Durch die Küche«, wiederholte Ellie. Dann verfiel sie in einen lauten Flüsterton, der vermutlich lauter als ihre Sprechstimme war. »Wir wollen nicht, dass die Greers uns sehen.«
    Dann kicherte sie und vergrub den Kopf an seinem Hals. Carmen sah ihn fragend an. Seine Antwort bestand aus einem Schulterzucken. Was kann schon passieren? Er setzte Ellie ab, und die Kleine ergriff die Hand ihrer Mutter. Sie gingen gemeinsam zur Küchentür.
     
    Sonnenuntergang , notierte der Junge und schrieb die Uhrzeit daneben. Die beiden Männer krochen vom Rand der Senke zurück, richteten sich kniend auf und reckten sich. Dienstschluss , schrieb

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