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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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andere Kerl war ein Lehrer«, fuhr Billy fort. »Hat weit über die Stränge geschlagen. Also sind wir mit ihm hergefahren und nach hinten auf den Hof gegangen. Wir haben uns ein Schlachtmesser besorgt und ihn von ein paar Kerlen festhalten lassen. Dann haben wir ihm gedroht, ihn zu kastrieren. Er hat gejammert und geflennt und sich voll gepisst. Uns versprochen, von der Ranch zu verschwinden. Uns angefleht, ihm nichts zu tun. Aber wir haben ihm trotzdem ein bisschen was getan, nur so aus Spaß. Er hat geblutet wie ein Schwein. Dann haben wir ihn laufen lassen. Aber wir haben ihm gedroht, wenn er sich noch mal auf der Ranch blicken lässt, würden wir ihm alles abschneiden. Und weißt du was? Er hat sich nie wieder blicken lassen.«
    »Es hat also funktioniert«, fügte Josh hinzu. »Echt gut funktioniert. Das einzige Problem war, dass er von dem Schnitt fast verblutet wäre. Wir hätten den Krankenwagen vorher anfordern sollen. Deshalb haben wir uns vorgenommen, beim nächsten Mal daran zu denken. Leben und lernen, sagen wir immer. Also haben wir diesmal einen gerufen. Speziell für dich. Dafür solltest du uns dankbar sein.«
    »Ihr habt den Kerl mit dem Messer geschnitten?«, fragte Reacher.

    »Allerdings.«
    »Darauf seid ihr wohl auch noch stolz?«
    »Wir tun, was nötig ist. Wir sorgen für die Familie.«
    »Und das gebt ihr offen zu?«
    Josh nickte. »Warum denn nicht? Ich meine, wer zum Teufel bist du schon?«
    Reacher zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls kein Lehrer.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das heißt, dass ihr im Krankenwagen landet, falls ihr euch mit mir anlegt.«
    »Meinst du?«
    Reacher nickte. Er sah einen nach dem anderen ruhig an. Selbstbewusstes Auftreten konnte in einer Situation wie dieser Wunder bewirken. Und er war zuversichtlich. Seine Zuversicht gründete sich auf Erfahrung.
    »Ihr habt die Wahl«, sagte er. »Lasst mich in Ruhe, sonst landet ihr im Krankenhaus.«
    »Nun«, meinte Josh lächelnd, »ich glaube, wir bleiben bei unserem Plan. Auch wenn du dich für einen Mordskerl hältst, sind wir diejenigen, die hier drin einen Haufen Freunde haben. Du nicht.«
    »Eure gesellschaftliche Situation interessiert mich nicht«, sagte Reacher.
    Aber es stimmte offensichtlich, dass die beiden hier Freunde besaßen, irgendwelche unterschwelligen Signale dämpften das Stimmengewirr im Raum, machten die Leute unruhig und wachsam. Sie sahen zu ihnen herüber und wechselten dann viel sagende Blicke. Die Atmosphäre begann sich aufzuladen. Die Billardspieler beendeten ihre Partie. Reacher fühlte die wachsende Spannung fast körperlich. Das verräterische Schweigen. Die herausfordernden Blicke. Unter Umständen war das Zahlenverhältnis noch ungünstiger.
    Billy lächelte. »Uns macht nichts so leicht Angst«, sagte er. »Das ist beruflich bedingt.«

    Josh und Billy steigen mit Bullen in den Ring, die eineinhalb Tonnen wiegen , hatte Bobby gesagt. Die machen sich Ihretwegen keine allzu großen Sorgen . Reacher war noch nie bei einem Rodeo gewesen. Er kannte solche Veranstaltungen nur aus flüchtigen Eindrücken, die er Filmen oder dem Fernsehen verdankte. Soweit er sich erinnerte, hockten die Reiter auf dem Zaun in der Nähe der Viehkoppel und sprangen auf den Rücken des Bullen, wenn er in den Ring getrieben wurde. Dann mussten sie draufbleiben. Für wie lange – acht Sekunden? Taten sie das nicht, konnten sie schlimme Tritte abbekommen oder zertrampelt oder mit den Hörnern aufgespießt werden. Also besaßen diese Kerle einen gewissen Mut. Und Kraft. Und Durchhaltevermögen. Und sie waren Schmerzen und Verletzungen gewöhnt. Aber auch ein bestimmtes Schema. Einen strukturierten Ablauf. Irgendeine Art Countdown, bevor sie dann plötzlich in Aktion treten mussten. Wie das ablief, wusste er nicht genau. Vielleicht eins, zwei, drei, los! Vielleicht zehn, neun, acht. – Jedenfalls waren sie es gewöhnt, auf den entscheidenden Augenblick zu warten, die Sekunden zu zählen, ihre Kräfte zu bündeln, tief durchzuatmen, sich auf ihren Einsatz vorzubereiten.
    »Okay, machen wir’s also«, sagte er. »Gleich jetzt, draußen auf dem Hof.«
    Reacher kam hinter dem Tisch hervor und trat an Josh vorbei, bevor dieser reagieren konnte. Ging voraus, von der Musikbox weg, rechts am Billardtisch vorbei, weiter in Richtung Hinterausgang. Kleine Gruppen von Leuten blockierten seinen Weg, teilten sich dann, um ihn durchzulassen. Er hörte, wie Josh und Billy ihm folgten. Er spürte förmlich, wie sie ihren

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