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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Erschöpfung starb. Oder an einem Klapperschlangenbiss.
    »Nein, weniger als ein paar Stunden«, mischte sich Josh ein. »Wir fahren bloß hundert Meilen.«
    Vielleicht waren sie also zu der Bar unterwegs, von der sie gestern gesprochen hatten. Vielleicht hatten sie dort Freunde. Das wäre ihnen nur zu wünschen, dachte Reacher und entspannte sich bewusst. Rang mit einer Entscheidung. Er erinnerte sich an seinen ersten Tag in der High School, nachdem die Familie Reacher für ein halbes Jahr in die Vereinigten Staaten zurückgegangen war. Sie lag in der Nähe von Fort Dix irgendwo in New Jersey. Er rechnete sich aus, dass die
High School in jeder Beziehung größer und besser als die Grundschule sein würde – auch in Bezug auf Raufereien in den Pausen. Deshalb beschloss er, auch dort dem ersten Kerl, der sich mit ihm anlegte, eine Lektion zu erteilen. Damit hatte er immer Erfolg gehabt. Als Erster zuschlagen, kräftig zuschlagen, keine Gegenwehr zulassen. Das machte großen Eindruck. Und an der High School würden natürlich ganz andere Gesetze herrschen.
    Tatsächlich rempelte ihn gleich am ersten Morgen irgendein taffer Mitschüler an. Zehn Minuten später war der Typ auf dem Weg ins Krankenhaus. Dann stellte er fest, dass an seiner neuen Schule in Wirklichkeit ein vornehmer Ton herrschte, sie in einer guten Wohngegend lag und er viel zu drastisch reagiert hatte. Alle hielten ihn jetzt für einen Barbaren. Und er fühlte sich selbst wie einer. Seit damals war er ruhiger geworden. Er hatte gelernt, alle Eventualitäten genau abzuwägen, bevor er sich auf irgendetwas einließ – wenn angebracht, sogar Warnungen auszusprechen.
    »Fahren wir dann gleich wieder zurück?«, fragte er.
    Das war eine taktisch kluge Frage. Sie konnten nicht Nein sagen, ohne ihn zu warnen, oder Ja sagen, wenn sie ein ganz anderes Ziel hatten.
    »Wir gehen erst ein Bier trinken«, entgegnete Billy.
    »Wo?«
    »Wo wir gestern waren.«
    »Ich bin blank«, sagte Reacher. »Ich hab noch keinen Lohn gekriegt.«
    »Wir laden dich ein«, meinte Josh.
    »Hat der Futtermittelladen so lange offen? Auch am Samstag?«
    »Für Großkunden machen sie schon mal’ne Ausnahme«, sagte Billy.
    Vielleicht haben sie eine neue Bezugsquelle. Vielleicht haben sie den Lieferanten gewechselt .

    »Ihr kauft wahrscheinlich viel dort?«, fragte er.
    »Klar, seit wir auf der Ranch sind«, antwortete Josh.
    »Und anschließend fahren wir zurück?«
    »Klar«, sagte Billy. »Zeitig genug, damit du deinen Schönheitsschlaf kriegst.«
    »Das ist gut«, sagte Reacher.
    Er schwieg einen Moment.
    »So mag ich’s nämlich.«
    Legt ihr euch jetzt mit mir an, bekommt ihr, was euch zusteht.
    Billy sagte nichts. Josh lächelte nur und fuhr weiter.
     
    Als sie weiter nach Süden kamen, wurde das Land ganz allmählich flacher. Aus seinem Kartenstudium wusste Reacher, dass der Rio Grande sich von Westen auf sie zubewegte. Sie hatten das Stromgebiet erreicht, in dem der Fluss in vorgeschichtlicher Zeit die Geländeformationen eingeebnet hatte. Josh fuhr weiter gleichmäßig sechzig. Billy sah ohne großes Interesse aus dem Fenster. Die Straße blieb gerade und eintönig. Reacher lehnte seinen Kopf an die Gewehrhalterung hinter dem Sitz und wartete. Warten war etwas, an das er sich gewöhnt hatte, eine Fähigkeit, die man beim Militär rasch lernte.
    Je weiter sie nach Süden kamen, desto schlechter wurde die Straße. Da der Pick-up unbeladen war, hüpften und sprangen seine Hinterräder. Auf manchen Telefonmasten entlang der Straße saßen Geier. Im Westen stand die Sonne schon merklich tiefer. Am Straßenrand stand ein Hinweisschild: Echo 5 Meilen . Es war von Schüssen durchlöchert.
    »Ich dachte, Echo läge im Norden«, sagte Reacher. »Wo Ellie zur Schule geht.«
    »Es ist zweigeteilt«, antwortete Billy. »Eine Hälfte dort oben, eine hier unten. Dazwischen liegen hundertsechzig Meilen Nichts.«

    »Die räumlich größte Stadt der Welt«, erklärte Josh. »Größer als Los Angeles.«
    Als er in einer lang gezogenen Rechtskurve vom Gas ging, tauchte in der Ferne eine Gruppe von kleinen Gebäuden auf – alle niedrig auf den Erdboden geduckt und von der tief stehenden Sonne von hinten beleuchtet. Schon drei Meilen vorher kündigten Reklametafeln an, welche Attraktionen dort zu erwarten waren: eine weitere Tankstelle, ein Gemischtwarenladen und die Longhorn Lounge, die Bar eines gewissen Harley. Sie war das erste Gebäude, das sie erreichten. Es lag dreißig Meter östlich der

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