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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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»Warum soll ich mich beschuldigen lassen, ohne den Spaß gehabt zu haben?«
    Er sagte nichts.
    »Ich will nur ein bisschen Spaß, bevor alles wieder losgeht.«
    Er sagte nichts.
    »Ohne irgendwelche Bedingungen. Ich will damit nicht erreichen, dass sich was ändert. Ihren Entschluss, meine ich. Was Sloop betrifft.«
    Er nickte. »Es würde nichts ändern.«
    Sie sah weg. »Also, was sagen Sie dazu?«
    Er betrachtete ihr Profil. Ihr Gesicht war ausdruckslos. Das Gesicht eines Menschen, der sämtliche anderen Möglichkeiten ausgeschöpft hatte und nur noch instinktiv handelte.
    »Nein«, lautete seine Antwort.
    Sie schwieg lange.
    »Bleiben Sie wenigstens bei mir?«, fragte sie dann.
     
    Mitten in der Nacht verlegte das Killerteam seinen Standort fünfzig Meilen näher an Pecos heran. Das taten die drei heimlich, nachdem sie zuvor in ihrem ursprünglichen Motel für eine zweite Nacht gezahlt hatten. Das war die bevorzugte Methode der Frau. Sechs falsche Namen, zwei einander überlagernde Motelbuchungen, gewollte Verwirrung, die ihre Spuren verwischte.
    Die drei fuhren auf der I-10 nach Osten, bis die Kreuzung mit der I-20 hinter ihnen lag, dann weiter in Richtung Fort
Stockton, bis Reklametafeln für Motels am Rand des staatlichen Erholungsgebiets Balmorhea auftauchten. Diese Motels waren weit genug von den eigentlichen Touristenattraktionen entfernt und deshalb anonym und billig. Und sie würden voller Leute sein, die sich äußerlich nicht von ihnen unterschieden. Genau darauf legte die Frau Wert. Sie war ein Chamäleon und hatte einen Instinkt für die richtige Art Unterkunft. Sie entschied sich für das zweite Motel, das sie erreichten, und schickte den kleinen Dunkelhaarigen los, damit er bar für zwei Zimmer bezahlte.
     
    Bei Tagesanbruch am Sonntag wachte Reacher auf Sloops Sofa auf. Er konnte die Dusche im Bad laufen hören und Kaffee riechen.
    Er stand auf und reckte sich. Schlenderte durch den Torbogen ins Schlafzimmer. Er sah Carmens Kleid am Boden liegen. Er trat ans Fenster, um nach dem Wetter zu sehen. Unverändert. Der Himmel war dunstig. Reacher ging ins Wohnzimmer zurück. Auf der Anrichte befand sich eine kleine Kaffeemaschine. Daneben zwei auf dem Kopf stehende Kaffeebecher, Löffel, Sahne und Zucker – wie in einem Hotel. Die Tür zum Bad war geschlossen. Die Dusche dahinter rauschte laut. Er goss sich einen Becher Kaffee ein und spazierte ins Ankleidezimmer hinüber. Dort gab es zwei parallel nebeneinander angeordnete geräumige Kleiderschränke. Nicht begehbar, sondern nur lange, tiefe Nischen, deren Schiebetüren mit Spiegelglas verkleidet waren.
    Er öffnete den linken. Dieser Schrank gehörte Carmen. Eine Metallstange voller Kleider und Hosen auf Bügeln. Eine weitere nur für Blusen. Darunter zwei Reihen Schuhe. Er schob die Tür wieder zu und wandte sich dem anderen zu, der Sloop gehörte. Sein Schrank enthielt ein Dutzend Anzüge und Stapel von zusammengelegten Jeans und Baumwollhosen. Auf Regalbrettern aus Zedernholz lagen T-Shirts,
Hemden und Smokinghemden in Zellophanhüllen gestapelt. Eine Metallstange mit Krawatten. Eine weitere für Ledergürtel mit Zierschnallen. Auf dem Schrankboden eine lange Reihe staubiger Schuhe. Schätzungsweise Größe 44. Er fuhr mit der freien Hand in eine Anzugjacke, um nach dem Etikett zu sehen. Größe 54. Sie würde einem Mann passen, der ungefähr einsfünfundachtzig groß war und neunzig bis hundert Kilo wog. Kein ausgesprochener Riese. Aber einen Kopf größer als seine Frau und doppelt so schwer wie sie. Nicht gerade faire Verhältnisse.
    Auf einem der Hemdenstapel lag ein gerahmtes Foto mit der Bildfläche nach unten. Er drehte es um. Es war ein dreizehn mal achtzehn Zentimeter großes Farbfoto mit einem cremefarbenen Passepartout unter Glas in einem schmalen lackierten Holzrahmen. Das Foto zeigte drei junge Männer so um die siebzehn, achtzehn. Sie standen dicht beieinander an den gewölbten Kotflügel eines alten Pick-ups gelehnt. Alle drei sahen erwartungsvoll in die Kamera. Sie strahlten jugendlichen Elan und Optimismus aus. Das ganze Leben lag noch vor ihnen. Einer der drei war Hack Walker – etwas schlanker, etwas muskulöser, mit viel mehr Haaren. Reacher vermutete, die beiden anderen Jungen seien Al Eugene und Sloop Greer. Jugendfreunde. Eugene war einen halben Kopf kleiner als Sloop und pausbäckig. Sloop sah wie eine jüngere Ausgabe von Bobby aus.
    Als er hörte, dass die Dusche abgestellt wurde, legte er das Foto wieder zurück und

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