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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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schloss die Schiebetür. Ging in den Wohnbereich zurück. Im nächsten Augenblick öffnete sich die Tür zum Bad, und Carmen kam in einer Dampfwolke heraus. Sie war in weiße Frotteetücher gehüllt: ein großes um den Körper gewickelt und das andere als Turban auf dem Kopf. Reacher schwieg, weil er nicht recht wusste, was er sagen sollte.
    »Guten Morgen«, waren ihre ersten Worte.
    »Gleichfalls«, sagte er.

    Sie löste den Turban und schüttelte ihr Haar aus. Es hing nass und gerade herab.
    »Aber er ist keiner, oder?«, fragte sie. »Dies ist ein schlechter Morgen.«
    »Da haben Sie Recht«, erwiderte er.
    »Er könnte in dieser Minute aus dem Tor kommen.«
    Reacher sah auf seine Uhr. Kurz vor sieben.
    »Jedenfalls bald«, meinte er.
    »Die Dusche ist jetzt frei«, sagte Carmen. »Ich muss nach Ellie sehen.«
    »Okay.«
    Er ging ins Bad, das riesig und mit einer Art Kunstmarmor mit goldenen Einsprengseln ausgekleidet war. Es erinnerte ihn an das Bad eines Hotelzimmers, in dem er einmal in Las Vegas übernachtet hatte. Er benutzte das WC, spülte sich am Waschbecken den Mund aus, streifte seine längst nicht mehr frischen Klamotten ab und trat in die ungewöhnlich große und aus bronzefarben getönten Glaswänden bestehende Duschkabine. Über ihm hing ein Duschkopf von der Größe einer Suppenschüssel, und aus den Ecken der Kabine ragten Stehrohre, deren Düsen genau auf ihn gerichtet waren. Als er den Hebel betätigte, setzte ein gewaltiges Brausen ein, dann prasselte von allen Seiten warmes Wasser auf ihn ein. Er kam sich vor, als stehe er unter den Niagarafällen. Die seitlichen Düsen wechselten sich mit heißen und kalten Wasserstrahlen ab, bis er kaum noch klar denken konnte. Er seifte sich rasch ein und wusch sich die Haare. Dann nahm er ein frisches Badetuch von einem Stapel und trocknete sich so gut ab, wie das bei der hohen Luftfeuchtigkeit hier möglich war. Wickelte sich in das Frotteetuch und trat ins Ankleidezimmer. Carmen knöpfte gerade eine weiße Bluse zu. Dazu trug sie eine weiße Leinenhose. Goldschmuck. Weiß und Gold ließen ihre Haut dunkler wirken.
    »Das ist schnell gegangen«, stellte sie fest.

    »Wahnsinnsdusche«, sagte er nur.
    »Die hat Sloop ausgesucht. Ich hasse sie. Bei dem vielen Wasser krieg ich kaum Luft.«
    Sie schob die Kleiderschranktür zu und drehte sich vor den Spiegeltüren, um sich zu betrachten.
    »Sie sehen gut aus«, sagte er.
    »Sehe ich mexikanisch genug aus in diesen weißen Sachen?«
    Er sagte nichts.
    »Keine Jeans heute«, sagte sie. »Ich hab’s satt, immer so tun zu müssen, als sei ich ein in Amarillo geborenes texanisches Cowgirl.«
    »Sie sehen gut aus«, wiederholte er.
    »Sieben Stunden«, sagte sie. »Sechseinhalb, wenn Hack schnell fährt.«
    Er nickte. »Ich seh mal nach, was Bobby macht.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. »Danke, dass Sie bei mir geblieben sind«, sagte sie. »Das hat mir geholfen.«
    Er schwieg.
    »Frühstücken Sie mit uns?«, fragte sie. »In zwanzig Minuten.«
    Dann verließ sie den Raum, um ihre kleine Tochter zu wecken.
     
    Reacher zog sich an und fand einen anderen Weg, der ins Hauptgebäude führte. Durch seine Anbauten und Erweiterungen glich das Red House einem Labyrinth. Er kam durch ein Wohnzimmer, das er bisher nicht gesehen hatte, und erreichte den Vorraum mit Spiegel und Gewehrständer. Er öffnete die Haustür und trat auf die Veranda hinaus. Es war bereits heiß. Die niedrig stehende Sonne warf harte Schlagschatten, die den Hof uneben und pockennarbig aussehen ließen.

    Er ging hinüber zum Pferdestall. Die Hitze und der Gestank dort waren unerträglich. Die Pferde schienen unruhig zu sein. Aber sie waren gestriegelt. Sie hatten Wasser. Ihre Futtertröge waren gefüllt, ihre Boxen ausgemistet. Er entdeckte Bobby in einer leeren Box, in der er auf einem Bett aus sauberem Stroh schlief.
    »Aufstehen, kleiner Bruder!«, rief er.
    Bobby bewegte sich, setzte sich auf und schien nicht gleich zu wissen, wo er sich befand – und weshalb er hier war. Dann fiel es ihm wieder ein, und er nahm eine feindselige Haltung ein. Seine Kleidung war schmutzig und hing voller Strohhalme.
    »Gut geschlafen?«, fragte Reacher.
    »Sie werden bald zurückkommen«, sagte Bobby. »Und was passiert dann, glauben Sie?«
    Reacher lächelte. »Sie meinen, ob ich ihnen erzähle, dass ich Sie dazu gezwungen habe, den Stall auszumisten und im Stroh zu schlafen?«
    »Das wäre dumm von Ihnen.«
    »Ja, das

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