In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05
sehe ich auch so«, meinte Reacher. »Wollen Sie’s ihnen also sagen?«
Bobby schwieg.
»Nein, das tun Sie bestimmt nicht«, sagte er. »Bleiben Sie also bis Mittag hier, dann lasse ich Sie rechtzeitig ins Haus, damit Sie sich für den großen Empfang fein machen können.«
»Was ist mit meinem Frühstück?«
»Sie kriegen keins.«
»Ich bin aber hungrig!«
»Dann halten Sie sich ans Pferdefutter. Wie sich rausgestellt hat, ist das Zeug noch säckeweise da.«
Reacher ging in die Küche zurück und traf dort Jenny an, die Kaffee kochte und Fett in einer Bratpfanne erhitzte.
»Pfannkuchen«, sagte sie. »Und sie müssen reichen. Sie
werden ein großes Mittagessen wollen, mit dem ich vormittags beschäftigt bin.«
»Pfannkuchen sind klasse«, sagte er.
Er ging in den Salon hinüber und horchte auf Geräusche von oben. Aber er konnte nichts hören. Er versuchte, sich den Plan des Hauses vorzustellen, aber die Zuordnung der Räume war zu schwierig. Das Red House war offensichtlich als geräumiges Ranchhaus geplant und durch scheinbar willkürliche Anbauten erweitert worden.
Das Dienstmädchen kam mit einem kleinen Tellerstapel herein. Vier Teller, vier Bestecke und vier Papierservietten auf dem obersten Teller.
»Isst du auch hier?«, fragte sie.
Reacher nickte. »Aber Bobby nicht. Er bleibt im Stall.«
»Warum?«
»Ich glaub, eines der Pferde ist krank.«
Jenny stellte den Tellerstapel ab, zog einen Teller heraus und nahm ein Besteck sowie eine Serviette weg.
»Dann muss ich ihm das Frühstück wohl bringen«, meinte sie irritiert.
Er folgte ihr in die Küche hinaus, und sie legte die ersten vier Pfannkuchen auf den Teller. Fügte etwas Butter und reichlich Ahornsirup hinzu. Reacher wickelte das Besteck in die Serviette, nahm den Teller und ging damit wieder in den Stall. Er fand Bobby dort, wo er ihn zurückgelassen hatte.
»Was ist das?«, fragte er.
»Frühstück«, entgegnete Reacher. »Ich hab’s mir anders überlegt. Weil Sie mir einen Gefallen tun werden.«
»Yeah, welchen?«
»Zur Feier von Sloops Rückkehr findet wohl ein großes Mittagessen statt.«
Bobby nickte. »So ist es.«
»Sie laden mich dazu ein. Als Ihren Gast. Als wäre ich Ihr Freund.«
»Ach?«
»Klar doch. Wenn Sie diese Pfannkuchen und weiterhin ohne Krücken gehen wollen.«
Bobby gab keine Antwort.
»Auch zum Abendessen«, fuhr Reacher fort. »Kapiert?«
»Ihr Ehemann kommt heim, verdammt noch mal«, sagte Bobby. »Das Spiel ist aus, begreifen Sie das doch.«
»Sie ziehen voreilige Schlüsse, Bobby. Ich hab kein besonderes Interesse an Carmen. Mir geht’s nur um Sloop. Ich muss mit ihm reden.«
»Worüber?«
»Machen Sie’s einfach, ja?«
Bobby zuckte mit den Schultern. »Wenn Sie meinen«, sagte er resigniert.
Reacher gab ihm Teller und Besteck und ging ins Haupthaus zurück.
Carmen und Ellie saßen nebeneinander am Tisch. Ellies Haar war vom Duschen feucht. Sie trug ein Kleid aus gelbem, kreppähnlichem Baumwollstoff.
»Mein Daddy kommt heute heim«, sagte sie.
Reacher nickte. »Ja, das hab ich gehört.«
»Ich dachte, er würde erst morgen kommen. Aber nun kommt er schon heute.«
Carmen starrte die Wand an. Das Dienstmädchen kam mit Pfannkuchen auf einer Platte herein. Sie verteilte sie auf die Teller: zwei für die Kleine, drei für Carmen, vier für Reacher. Dann verschwand sie mit der Platte wieder in die Küche.
»Ich wollte morgen von der Schule wegbleiben«, sagte Ellie. »Darf ich trotzdem?«
Carmen schwieg.
»Mami? Darf ich trotzdem?«
Carmen wandte sich Reacher zu und sah ihn an, als hätte er mit ihr gesprochen. Ihr Gesicht war ausdruckslos.
»Mami? Darf ich?«, fragte Ellie noch mal.
»Ich denke schon«, erwiderte Carmen. »Was?«
»Mami, du hast nicht zugehört! Bist du auch aufgeregt?«
»Ja«, sagte Carmen.
»Darf ich also?«
»Ja«, sagte Carmen wieder.
Ellie wandte sich ihrem Teller zu und stürzte sich auf die Pfannkuchen. Reacher, der ohne großen Appetit aß, beobachtete dabei Carmen. Sie nahm keinen Bissen zu sich.
»Ich sehe jetzt nach meinem Pony«, sagte Ellie, als sie fertig war.
Sie hüpfte von ihrem Stuhl und raste wie ein Wirbelwind zur Tür hinaus. Reacher hörte, wie die Haustür aufgerissen wurde und ins Schloss fiel. Er aß seine Pfannkuchen auf, während Carmen mit der Gabel in der Hand dasaß, als wisse sie nicht, was sie damit anfangen solle.
»Reden Sie mit ihm?«, fragte sie.
»Klar«, antwortete er.
»Ich glaube, er muss erfahren, dass
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