In letzter Sekunde
Freundschaft nur vernachlässigen können? Würde ihr Licht vielleicht wieder für ihn leuchten? „Lass uns deine Beförderung feiern, Sternchen."
„Ich bin nicht im Dienst", erklärte sie munter.
„Warte, ich bringe dir ein Bier", sagte er, als er sich an ihre Vorliebe erinnerte. „Nur einen Moment, ja?"
Rasch mixte er die Getränke fertig und stellte sie für die Kellnerin auf ein Tablett. Dann schenkte er in routinierter Bewegung seiner alten Freundin ein Bier und sich eine Cola ein.
„Erzähl, was verschafft mir die unerwartete Ehre?" fragte sie und bezog sich auf die Nachricht, die er ihr hinterlassen hatte. „Und wie kannst du mir in der Sache Evelyn Cross helfen?"
Plötzlich angespannt, klatschte er die Morgenzeitung auf die Theke. Von der Titelseite starrte ihn das hübsche, aber ängstliche Gesicht einer Frau an, die, von zwei Sanitätern gestützt, gerade ein Stundenhotel verließ. Die Schlagzeile lautete: Entführte gerettet.
„Erzähl mir von ihr", bat er, obwohl er bereits genug wusste.
„Evelyn Cross ist Scheidungsanwältin - sehr bekannt, sicher auch, weil sie bestimmte Fälle übernimmt, ohne dafür ein Honorar zu verlangen. Erinnerst du dich an Carla Rincon? Lynn hat es geschafft, Carla von Johnny wegzuholen, bevor er sie totprügeln konnte."
Blade schaute auf das Gesicht in der Zeitung, besonders auf die angsterfüllten Augen der Frau, und sein Magen zog sich zusammen. „Und du hast sie gerettet?"
„Nein", Stella schüttelte den Kopf, „aber ich ermittle in der Sache. Der Kerl, der sie entführt hat, läuft immer noch frei herum. Er drohte ihr, sie umzubringen, und sie hat solche Angst, dass sie fortlaufen will. Und da man uns die Mittel gekürzt hat..." .' „Wie wäre es, wenn ich bei ihr den Bodyguard spiele?"
Misstrauisch sah sie ihn an. „Warum?"
„Ich habe meine Gründe. Persönliche Gründe."
„Interessant." Ihre Skepsis wich offener Neugier. „Irgendetwas, das du mir erzählen kannst?"
„Bei Gelegenheit." Falls er überhaupt jemals darüber reden konnte, was er getan hatte.
Nach kurzem Überlegen nickte sie. „Okay. Wenn du sie für ein paar Tage sicher unterbringen kannst, wird sie vielleicht doch in der Gegend bleiben. Und wenn wir den Kerl schnappen, kann sie ihn möglicherweise identifizieren."
„Was verstehst du unter sicher?"
„Irgendwo außerhalb ihres Apartments. Er weiß, wo er sie finden kann. Heute Abend rief er sie zu Haus an und sprach weitere Drohungen aus. Sie hatte schon mit dem Packen begonnen, aber ich habe sie überredet, mir eine Stunde Zeit zu geben, damit ich mir etwas für sie überlegen kann."
Stella zuckte mit den Schultern und schnitt ein Gesicht. „Na, wie sieht es aus mit dir?"
Blade wusste, es war lebenswichtig für ihn, dass man ihm verzieh, dass er seine Schuld wieder gutmachte. Auch wenn er das, was er getan hatte, nie mehr würde rückgängig machen können. Damit musste er leben.
Der Barbesitzer, Gideon, und einige weitere Mitarbeiter des Club Undercover, wie Logan und Cassandra, würden jede Gelegenheit nutzen, Unschuldigen zu helfen. Sie nannten sich scherzhaft Team Undercover. Ihnen brauchte er nicht zu erzählen, warum er ausgerechnet Evelyn Cross ausgewählt hatte.
Blade hob nochmals sein Glas und lächelte, was selten vorkam. „Ich bin dabei."
Diese eine Stunde erschien ihr wie die Ewigkeit.
Lynn wanderte im Wohnzimmer auf und ab und warf einen Blick auf ihre Uhr. Wieder. So wie fast jede der vergangenen siebenundfünfzig Minuten.
„Kommen Sie schon, Detective, rufen Sie an ..."
Weil Lynn nicht einfach davonlaufen, sich nicht verlieren und irgendein namenloses Gesicht in irgendeiner fremden Stadt werden wollte, setzte sie all ihre Hoffnungen auf die Polizistin. Dennoch konnte sie nicht ewig hier bleiben und darauf warten, dass das Fallbeil niedersauste.
Er konnte überall sein, warten ... beobachten.
Er konnte sogar genau in diesem Augenblick vor ihrer Apartmenttür stehen, bereit, wieder zuzuschlagen!
Das Telefon klingelte. Tony meldete sich. „Hier ist Detective Jacobek. Sie möchte zu Ihnen."
„Schicken Sie sie bitte herauf."
Ein Blick auf ihre Uhr zeigte Lynn, dass die Polizistin eine Minute vor Ablauf der vereinbarten Zeit gekommen war.
Dennoch wäre sie fast über ihren gepackten Koffer gestolpert, als kurz darauf an die Tür geklopft wurde.
„Gott sei Dank!" Sie entriegelte die Tür, riss sie weit auf und rief dabei: „Ich dachte schon, Sie würden es nicht mehr rechtzeitig
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