In letzter Sekunde
Blade?"
„Nicht meine Wahl der Waffen."
Sollte das ein Witz sein? Lynn humpelte Richtung Schlafzimmer. „Bin gleich wieder da."
Sie schlüpfte in Sandalen mit etwas flacherem Absatz, verteilte ein wenig Make-up über der Schwellung auf ihrer Wange und zog ihre Lippen mit einem pfirsichfarbenen Lippenstift nach. Bestimmt nicht, um diesen Macho im Nebenzimmer zu beeindrucken, redete sie sich ein. Sie wollte einfach nur wieder einigermaßen normal aussehen, das brauchte sie jetzt für ihr Selbstvertrauen.
Aber ob Blade ihre Verschönerung auffiel, konnte sie nicht sagen, als sie das Schlafzimmer wieder verließ. Sein Gesicht war ausdruckslos, als er einen Blick auf ihre Sandalen warf.
Dann nahm er ihre kleinere Reisetasche und hängte sie sich um die Schulter.
„Fertig?"
„Fertig." Sie schluckte.
Mit einer Leichtigkeit, als wäre er leer - was er nicht war, denn sie hatte mehr eingepackt, als eigentlich notwendig war -, nahm er nun ihren Koffer hoch.
„Das Ding hat Rollen", betonte sie.
Aber er war schon halbwegs aus der Tür und marschierte weiter. Das Gewicht des Koffers schien ihm nichts auszumachen. Mein Gott, was für ein Macho ...
Lynn, nur mit der Handtasche bewaffnet, folgte ihm in den Flur. Sie schloss ab und hoffte dabei, es würde nicht zu lange dauern, bis sie in ihr Zuhause zurückkehren konnte. Das einzige friedliche Zuhause, das sie je gekannt hatte.
Als sie um die Ecke bog, sah sie, dass ihr neuer Bodyguard ihr schon die Fahrstuhltür aufhielt. Falls er ungeduldig war, zeigte er es nicht. Lynn ließ sich Zeit mit dem Einsteigen.
Es war schon spät. Außer ihnen benutzte niemand den Fahrstuhl, er fuhr bis zum Erdgeschoss durch.
Als sie am Tisch des Wachmanns vorbeikamen, fragte Tony: „Schon wieder eine Geschäftsreise, Miss Cross? Sind Sie wirklich ganz okay?"
„Ja, mir geht es gut, Tony. In einigen Tagen bin ich zurück."
„Dann einen guten Flug."
Sie berichtigte ihn nicht, sondern folgte Blade, der am Ausgang stand und auf sie wartete.
Bestimmt hatte er keine große Lust, sich ihretwegen die Beine in den Bauch zu stehen.
Schließlich war er normalerweise kein Leibwächter. Er tat Stella - und auch ihr - einen Gefallen. Also sollte sie ihr Verhalten und ihre Einstellung ihm gegenüber ändern. Bestimmt würde sie ein paar Tage lang mit ihm auskommen. Sie mochte sich vielleicht nicht unbedingt darauf freuen, die nächste Zeit mit Blade in seiner Welt zu verbringen, aber als sie an seiner Seite das Gebäude verließ, fühlte sie sich doch um einiges sicherer, als wenn sie allein gewesen wäre.
„Er könnte irgendwo hier draußen sein", murmelte sie und rückte unwillkürlich näher.
„Nicht nahe genug, um an Sie heranzukommen."
„Woher wollen Sie das wissen?"
„Weil er erst an mir vorbei muss."
Lynn schluckte. Tödlicher Ernst sprach aus dieser knappen Bemerkung. Ihr Instinkt verriet ihr, dass ihm keine Bewegung, kein Geräusch, kein Lebewesen in der näheren Umgebung entging. So, als wäre er darauf trainiert worden. Aber wo? Allerdings hatte sie den Eindruck, Fragen danach würden ihm nicht gefallen.
Außerdem hatte Stella versichert, sie könne ihm vertrauen, also würde sie es tun.
Dann fiel ihr auf, dass er leicht humpelte, und sie fühlte sich schuldig. Sie hatte ihn bestimmt mit der Skulptur verletzt. Doch er erwähnte es mit keinem Wort.
Blade blieb vor dem einzigen Wagen stehen, der vor dem Gebäude parkte. Er konnte von Glück sagen, dass noch kein Strafmandat hinter dem Scheibenwischer klemmte. Und sie fragte sich, was er mit einem Jeep in der Stadt anfing. Ein Yuppie-Typ war er eigentlich nicht.
Mehr der Naturbursche, falls die Jeans und Stiefel, das offene braune Hemd und die hochgerollten Ärmel ein Indiz dafür waren. Hatte er vielleicht bei der Jagd seine Instinkte geschärft, dabei mit dem Messer umzugehen gelernt?
Er verstaute ihr Gepäck auf der Rückbank und öffnete die Beifahrertür.
Lynn bedankte sich und stieg ein.
Als sie die North Michigan Avenue überquert hatten und sich der beliebten River-North-Gegend näherten, in der sich um diese Zeit immer noch Einheimische und Touristen aufhielten, versuchte sie eine Unterhaltung in Gang zu bringen.
„Erzählen Sie mir von diesem Club Undercover."
„Es ist ein Nachtclub mit täglich wechselndem Abendprogramm - Gedichtlesungen, Kleinkunst, was auch immer. Den Gästen scheint die Vielfalt zu gefallen."
Das klang fast, als wolle er ihr den Aufenthalt dort schmackhaft machen, aber sie war
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