Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Higgins
Vom Netzwerk:
»Bringen wir es hinter uns, okay?«
     
    Als das Haus in Sichtweite kam, glitt Kates Blick über die abblätternde Farbe an den Mauern und den Streifen grünes Moos auf den Dachschindeln bei der Regenrinne. Annas Fahrrad lag neben Michaels Skateboard und einem umgedrehten Eimer mitten in der Auffahrt. Der Vorgarten wurde von einem kunstvoll arrangierten Gewirr aus Gartenstühlen und Handtüchern beherrscht. Dazu gesellte sich ein Einmannzelt, das mit Springseilen gesichert und mit Pflastersteinen beschwert war, die sonst bei den Rhododendren lagen.
    Jo stellte das Auto am Bordstein ab. Aufgeregt und mit wehem Herzen hievte Kate ihren schmerzenden Körper vom Beifahrersitz und wünschte sich, sie könnte diesen Moment für immer in Erinnerung behalten. Sie wollte den Anblick ihres Hauses bewahren, wie es jetzt gerade aussah, solide und stark im stürmischen Wind, in all seiner verwitterten, lebendigen und wunderbar chaotischen Schönheit.
    »Hey, Mom ist wieder da!«
    Die Haustür wurde aufgerissen, und Tess stürmte den beiden Frauen entgegen. Sie kroch unter einem der Handtuchzelte hindurch und stürzte sich auf ihre Mutter.
    »Endlich! Mom! Ich bin so froh, dass du wieder da bist. Endlich!«
    Kate drückte sie an sich. Sie rechnete damit, dass Tess sich jeden Moment peinlich berührt aus der Umarmung winden würde, doch ihre Tochter sprang nur aufgeregt auf der Stelle auf und ab.
    »Ich bin so froh, dass du wieder da bist! Du glaubst nicht, was alles passiert ist! Grandma war immer so mürrisch! Und ich wurde fast aus dem Team geworfen! Aber nur fast, weil Daddy sich lange mit dem Coach unterhalten und ihm alles erzählt hat, dass du nach Indien geflogen bist und so, und dann durfte ich doch bleiben. Und wir haben das Samstagsspiel gewonnen …«
    Kate strich Tess den Pony aus der Stirn und blickte liebevoll auf die funkelnde Zahnspange ihrer Tochter.
    »… was heißt, dass wir nächste Woche im Halbfinale spielen werden! Stell dir das mal vor! Helena sagt, dass wir Caldwell East niemals schlagen werden. Die haben Spielerinnen, die einen Kopf größer sind als wir, aber ich …«
    »Mom ist wieder zu Hause!«
    Anna kroch aus einem der Handtuchzelte, ein lilafarbenes Tutu um die Hüften, rannte auf Kate zu und schob jedes Gramm ihrer fünfundzwanzig Kilo zwischen ihre Schwester und das Knie ihrer Mutter. Einen Arm um Tess geschlungen, kauerte Kate sich auf den Boden und zog Anna an sich, wobei sie das Tülltutu zerknitterte. Anna gab ihr einen kleinen, nassen Kuss.
    »Schau, Mom!« Anna öffnete eine Faust, in der ein Haufen Candy Corns lag, weiß und orange wie der Rand um ihren Mund. »Ich habe Halloween-Süßigkeiten!«
    »Lecker!«, stellte Kate fest und ertrank in den riesigen braunen Augen ihrer kleinen Tochter. »Wie hast du denn Grandma dazu gebracht, dir so etwas zu erlauben?«
    »Grandma weiß nichts davon«, erwiderte Anna mit einem verschwörerischen kleinen Grinsen. »Daddy hat es mir erlaubt.«
    »Mom, Mom«, rief Tess, »können wir heute Abend die italienischen Hotdogs mit Paprika machen? Oder
richtige
Lasagne? Grandma hat
so
eklig gekocht, und Daddy hat gesagt …«
    Durch Tess’ Wortschwall und über Annas Kopf hinweg entdeckte Kate Michael, der um den Minivan der Familie herumgekommen war und sich nun in der Auffahrt an seinem Skateboard zu schaffen machte. Sie fing seinen Blick durch seine langen Stirnfransen auf und hob die Hand. Unsicher lächelnd erwiderte er ihr Winken. Dann ließ er das Skateboard abrupt auf die Rollen fallen und fuhr die Straße hinunter, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben.
    »Hörst du mir zu, Mom? Weil Helena wirklich gern morgen Abend hier schlafen würde, damit wir Mathe üben können, aber auch weil sie am nächsten Tag eine Mitfahrgelegenheit zum Fußballspiel braucht …«
    Doch Kate hörte ihrer Tochter nicht mehr zu, denn die Haustür hatte sich erneut geöffnet, und Paul stand im Türrahmen.
    Sie drückte die Mädchen enger an sich und richtete sich auf. Er trug ein Caltech-T-Shirt, das schwarze Logo war verblichen, der Stoff so weich gewaschen, dass er sich eng an seine Brust schmiegte. Ein Geschirrtuch hing über seiner Schulter, als ob er gerade aus der Küche gekommen wäre.
    Jo stellte sich neben Kate. »Ich bleibe noch ein bisschen.« Sie zerzauste Annas Haare zur Begrüßung und sagte leise zu ihrer Freundin: »Ich will nur sichergehen, dass es hier nicht zu häuslicher Gewalt kommt.«
    Paul kam die Treppen herunter und den gepflasterten

Weitere Kostenlose Bücher