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In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Higgins
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»Es war wie eine verdammte Slideshow. Ich habe versucht, mich an etwas zu erinnern – einen Streit, einen Betrug, irgendetwas Großes –, das dich dazu gebracht haben könnte, die halbe Welt zwischen uns zu bringen, weil es glasklar war, dass du nicht nach Indien geflogen bist, um mal von den Kindern wegzukommen.« Seine Stimme wurde heiser. »Du wolltest weg von mir.«
    Die Zeit schien stehenzubleiben, während sich Kate plötzlich an ein Spielzeug erinnerte, das Paul für Michael gekauft hatte, als er noch klein war: einen ein Meter großen Clown zum Aufblasen, der ein Gewicht in den Füßen hatte, so dass er nicht umfiel, wenn man auf ihn einschlug.
    Kate fühlte sich jetzt wie dieser aufblasbare Clown. Und doch spürte sie hinter all den Schlägen auch Pauls Schmerz. Sie hatte ihn verletzt. Sie wollte unbedingt sein Gesicht in ihre Hände nehmen, ihm in die Augen schauen und ihm sagen, dass sie ihn liebte,
ihn liebte,
und dass nichts sonst eine Rolle spielte.
    Sie trat einen Schritt auf ihn zu, um genau das zu tun, doch da griff er nach einem Gartenstuhl, klappte ihn zusammen und stellte ihn als eine Art Barriere zwischen sich und seine Frau.
    »Du hast offenbar vergessen, dass ich dich geradezu angefleht habe, zu mir nach Indien zu kommen«, sagte sie sanft.
    »Ist das denn so wichtig? Du wusstest genau, dass ich weder die Arbeit noch die Kinder mir nichts, dir nichts sich selbst überlassen konnte.«
    Paul drehte ihr den Rücken zu und trat die Steine zur Seite, mit denen ein weiteres Handtuchzelt auf dem Boden fixiert war. Betäubt griff Kate nach dem Gartenstuhl, an dem das Zelt festgebunden war. Sie horchte in sich hinein, während sie mechanisch die Knoten entwirrte und das Seil löste. Hatte sie sich etwas vorgemacht? Nein! Sie hatte sich jeden Tag, den sie in Indien verbrachte, verzweifelt nach ihm gesehnt. Doch jetzt, hier, in ihrem Vorgarten, fragte sie sich, ob sie nicht Unmögliches von ihm erwartet hatte.
    Zweifel regten sich, als sie gedankenverloren den Gartenstuhl zusammenklappte. Vielleicht hatte Paul recht. Vielleicht war sie nach der ersten Euphorie des Fallschirmsprungs wirklich irrational gewesen, und sie war schuld daran, dass diese Kluft zwischen ihnen entstanden war, aus der verrückten Idee geboren, dass eine ganz andere Art Ehe möglich sein müsste, eine wildromantische, idealisierte Liebe wie aus einem Roman. Ihr Handeln schien ihr plötzlich geradezu idiotisch: ohne weitere Umstände ein Flugticket zu buchen und nach zu Indien zu fliegen!
    Aber sie hatten doch in der realen Welt gelebt. Vielleicht kommt jedes Paar im Leben an einen Punkt, an dem die Ehe zwangläufig in wenig mehr als eine funktionierende Partnerschaft übergeht, in der sich alles um die Kinder dreht.
    Jo räusperte sich und warf Kate einen bedeutungsvollen Blick zu.
    Du wirst jetzt nicht klein beigeben, oder?
    Kate wandte hastig den Blick ab. Verdammt! Sie kniff die Augen zusammen und versuchte, ihre durcheinanderwirbelnden Gedanken zu ordnen, doch dann traf sie plötzlich eine starke Windbö, die ihr die Haare aus dem Gesicht wehte. Ein Windstoß, der sie plötzlich daran erinnerte, wie es war, im freien Fall durch den Himmel zu fliegen. Wie es war, sich leicht und berauscht zu fühlen.
    Kate öffnete die Augen und sah sich und die Welt auf einmal von außerhalb ihres Körpers. Sie sah das Haus und das Durcheinander im Garten und Pauls verkrampften Rücken, seine frustrierten Handgriffe, mit denen er versuchte, Ordnung zu schaffen. Sie sah sich selbst, wie sie ihm still folgte, ihn bei der Hausarbeit unterstützte, wie nichts mehr zwischen ihnen stand außer dem verzweifelten Bedürfnis, dass alles wieder normal wurde. Sie sah, dass sie nicht mehr über das sprachen, was am meisten schmerzte.
    Und Kate sah klarer. Sie wusste, dass sie nicht einfach klein beigeben konnte. Sie erkannte die Konsequenzen, die es hätte, wenn sie doch nachgab, so deutlich wie die Schatten, die der Wind über den Rasen jagte. Auch die folgenden Jahre sah sie, die sich mit präziser Vorhersehbarkeit vor ihr ausbreiteten und in denen sich nichts ändern würde. Sie würden zu einem alten Ehepaar werden, das am Samstagabend schweigend nebeneinander im Restaurant sitzt.
    Sie legte das letzte Handtuch auf den Haufen zu den anderen. Dann sammelte sie all ihre Kraft und Entschlossenheit, durchquerte den Vorgarten, stieß Steine beiseite und wich den zusammengeklappten Gartenstühlen aus, bis sie Paul erreicht hatte.
    Er fuhr herum, sein

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