In Liebe, Rachel
Also, so sieht’s aus: Das ganze Puzzle wird die Form eines Puzzlestückes haben. Ein Puzzle in einem Puzzlestück – ist das nicht brillant?«
»Nett.«
»In den Zeitungsanzeigen werden wir am unteren Rand einfügen: ›Wer ist das Gesicht von
Mystery?
‹ Oder: ›Wer errät das Gesicht von
Mystery?
‹ Wir haben bisher noch keinen richtigen Knaller gefunden. Casey schlägt vor, ein Gewinnspiel zu machen. Die Leute schicken ihren Tipp auf einer Postkarte ein, und dann wird aus den richtigen Antworten ein Gewinner gezogen, oder so ähnlich, du weißt schon. Einen Preis könnte es auch geben, vielleicht ein Kosmetikköfferchen …«
»Vergiss es!« Jo beugte sich auf ihrer Couch nach vorn und überflog den groben Entwurf des Projektexposés, während sie die Seite hinunterscrollte. »Zu bieder, das klingt zu sehr nach
Family Circle
. Unsere Zielgruppe sind die Fußball-Mütter mit den versteckten Nabelpiercings und die Teenager mit den Zungenpiercings.«
»Gut. Der Grafikerstreber arbeitet an der Videopräsentation. Er sagte, er hätte einige neue Ideen, wie man die Teile mischen könnte. Wann hast du Zeit für ein persönliches Gespräch?«
»Morgen.«
Jo blickte aus ihrem Behelfsbüro im Wohnzimmer nach oben, wo Grace im Gästezimmer wie ein Eichhörnchen herumraschelte. Zweimal schon hatte Jo hinaufgehen und nachsehen wollen, was das Kind da trieb, war aber beide Male durch Telefonanrufe daran gehindert worden. Nun sagte ihr der verführerische Duft nach warmem Käse, der aus der Küche herüberdrang, dass Benito, der Koch, den sie für den Tag engagiert hatte, letzte Hand an das Mittagessen legte. Sie würde nach Grace sehen, wenn das Essen fertig war.
Jo trommelte mit dem Stift auf den von Tinte verschmierten Tagesplan, mit dem sie am Morgen um sechs Uhr begonnen und den sie seither energisch in ihrer besten Herrscherin-des-Universums-Manier abgearbeitet hatte, um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. »Bis heute Abend werde ich alles fertig haben, Hector. Aber dieses Exposé ist wertlos, solange wir kein Gesicht finden. Wen hast du bekommen?«
»Niemanden. Ich habe alle angerufen, die du genannt hast, doch keiner hat angebissen. Und stell dir vor: Die Soulsängerin mit dem Riesenhintern arbeitet an ihrem eigenen Parfüm.«
»Mist!«
»Vielleicht wird das der Name. Und diese Girl-Band, die du vorgeschlagen hast … nun, ich habe mit der Leadsängerin gesprochen. Sie glaubt immer noch, dass sich alles nur um Musik dreht.«
»Was ist mit diesem Starlet aus dem Sundance-Film, die, die den lesbischen Vampir gespielt hat?«
»Kein Rückruf. Hör mal, Jo«, sagte Hector, »du wirst mir wahrscheinlich die Eier abreißen und sie mir auf einem Tablett servieren, aber Sophie könnte mit dem Supermodel recht haben.«
Zorn regte sich in Jo. Sophies Einfluss auf dieses Projekt –
Jos
Projekt – glich einer Giftwolke. »Sprichst du etwa von dem Koksnasenmodel? Das einzig Geheimnisvolle an ihr ist doch die Frage, wo sie ihren Vorrat versteckt.«
»Aber sie wäre jetzt billig zu kriegen. Und sie ist verzweifelt. Wenn das Parfüm auf den Markt kommt, hat sie den Entzug überstanden, sich an Barbara Walters’ Schulter ausgeheult und ihre Sozialstunden abgeleistet. Sie wird wieder für Versace laufen …«
»… und hinter der Bühne auf dem Hintern ihres Freundes Linien ziehen. Kommt überhaupt nicht in Frage! Von unserem Model hängt alles ab. Wir müssen jemand anderes finden.«
»In zehn Tagen?«
»Wer hat denn einen Film am Start? Eine CD ? Eine TV -Serie in der Zwischensaison?« Es läutete an der Tür, und Jo blickte auf die Uhr. »Finde jemanden, der ein bisschen Publicity gebrauchen kann, Hector. Ich arbeite von hier aus daran. Wir sprechen uns in einer Stunde noch einmal.«
Der untersetzte Mann, der vor ihrer Tür stand, trug ein rotes Polo-Shirt und dunkelblaue Hosen. Er war höchstens etwas über einen Meter sechzig groß und bestand nur aus Muskeln. Seine Schultern wölbten sich so stark nach oben, dass sie beinahe seinen glänzenden kahlen Schädel verschluckten.
Er warf einen Blick auf sein Klemmbrett. »Sind Sie Bobbie Jo Marcum?«
»Ja.«
»Ich bin George von SafeKiddies.com.« Er beugte seine Arme. Die Muskeln, die sich von seinem Nacken über seine Schultern erstreckten, zuckten auf eine Weise, die irgendwie nicht menschlich war. »Ich bin hier, um Ihnen zu zeigen, wie Sie Ihr Kind vor den Gefahren des Haushalts schützen können.«
»Kommen Sie herein!« Jo ging zur Couch
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