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In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Higgins
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Das Pochen in ihren Schläfen verstärkte sich. Sie wurde sich schmerzhaft ihres zerzausten Haares und des zerknitterten Musselinhemdes bewusst, während Colin sie seinen Kollegen vorstellte, deren Namen sie sofort wieder vergaß.
    Kate unterbrach das Summen und stöhnte auf.
    Der Arzt Colin beugte sich besorgt zu ihr hinunter.
    »Das sind die Impfungen«, erklärte Sarah und versuchte, den Nebel von ihren Sinnen zu vertreiben. »Sie hat fünf bekommen, alle auf einmal.«
    »Welche?«
    Wie eine gute Krankenschwester in einem Notfall ratterte Sarah die Namen herunter. »Alle in der letzten Woche«, fügte sie hinzu. »Im Flugzeug ging es ihr plötzlich schlecht. Wir sind erst vor ein paar Stunden angekommen.«
    Ich bin wegen dir gekommen.
    Sam mischte sich ein. »Wenn du den Zimmerschlüssel hast, sollten wir sie schleunigst ins Bett bringen.«
    »Ich helfe euch.« Colin nahm Kates Hand und überredete sie aufzustehen. »Ich werde Sie dort genauer untersuchen.«
    Seine Kollegen gaben höfliche Bemerkungen von sich und verschwanden. Colin legte der unsicheren Kate einen Arm um die Schultern und führte sie zu den Aufzügen. Sarah lief hinterher und versuchte, ihn nicht allzu offen anzustarren. Er war nicht mehr so hager wie in Paraguay, doch das zusätzliche Gewicht war eindeutig auf Muskeln zurückzuführen. Er besaß einen athletischen Körper, der von gelegentlichem Mountainbiking, zwanglosen Baseballspielen am Wochenende und Bergsteigen zeugte.
    So hatte Sarah sich ihre erste Begegnung mit Colin nicht vorgestellt. Auf dem Weg zu ihrem Zimmer plauderte er ungezwungen mit der nur begrenzt kommunikationsfähigen Kate. Er überredete sie zu einer aufrechten Haltung. Er drückte seine Überraschung darüber aus, sowohl Sam als auch Sarah hier zu sehen, und ließ seinen Blick zwischen ihnen beiden hin- und herwandern. Er fragte, für welche Hilfsorganisation sie arbeiteten, wie lange sie bleiben würden und ob sie wegen der Konferenz gekommen seien. Sarah antwortete ausweichend: Sie arbeite jetzt für
Ärzte ohne Grenzen
und sei nicht wegen der Konferenz nach Bangalore gereist. Als sie verstummte, schloss Sam die Informationslücke. Er erzählte Colin, dass er vor einem Jahr nach Burundi berufen worden und zuständig für die Versorgung von Sarahs Flüchtlingslager sowie die einiger anderer sei. So hatten er und Sarah sich wiedergetroffen.
    Nicht zum ersten Mal verfluchte Sarah ihre helle Haut, die sie mit jedem Erröten demütigte.
    Nachdem sie Kate in ihrem Zimmer ins Bett verfrachtet hatten, flüchtete Sarah mit ihrem Rucksack ins Bad, um sich das Gesicht zu waschen, sich die Haare zu kämmen und ihr wild schlagendes Herz zu beruhigen.
    Ich bin wegen dir gekommen!
    »Es geht ihr sicher bald besser«, sagte Colin, als Sarah aus dem Badezimmer kam. Kate war eingeschlafen. »Ich werde morgen früh vor der Konferenz noch einmal nach ihr sehen.« Dann neigte er den Kopf auf so vertraute Weise, dass Sarah sich in einem plötzlichen Schwindelanfall an der Wand abstützen musste. »Ich habe nach Aspirin gesucht«, fügte er verlegen hinzu und deutete auf den offenen Koffer. »Er war ganz schön voll gepackt, daher …«
    »Ich bin mir sicher, dass es ihr nichts ausmacht.«
    »Sie reist nicht gerade mit leichtem Gepäck. Und wahrscheinlich auch nicht oft …«
    Sarah schüttelte den Kopf. Ihre Ohrringe, Trauben aus Bernsteinperlen, klimperten. »Das ist eine sehr lange Geschichte.«
    »Dann lass uns etwas trinken.« Seine Augen ruhten für den Bruchteil einer Sekunde auf ihr, bevor er mit einem Blick zu Sam hinzufügte: »Komm doch mit! Wir haben uns sicher viel zu erzählen.«
    Der liebe Colin! Immer bezog er alle mit ein, immer war er großzügig, immer höflich, doch an der Art, wie sein Blick auf ihr haftete, erkannte Sarah, dass er nur mit ihr sprechen wollte, mit ihr allein. Dieses Wissen genügte. Hitze breitete sich träge in ihrem Bauchraum aus, doch Timing war alles. Zuerst wollte sie durchatmen, sich sammeln.
    »Vielleicht morgen«, sagte sie. »Wir sind gerade erst angekommen, und ich sollte wirklich bei Kate bleiben …«
    »Geh ruhig, Sarah«, sagte Sam plötzlich. »Ihr beide habt sicher viel zu besprechen.«
    Sam?
Sein Gesicht war ausdruckslos, seine Hände steckten in den Hosentaschen.
    »Mach dir keine Sorgen um Kate.« Sam zuckte mit der Schulter, griff nach der Fernbedienung für den Fernseher und machte es sich auf dem zweiten Bett gemütlich. »Ich werde auf sie aufpassen. Sie wird ganz sicher

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