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In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Higgins
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liebte ihre Barbie, keine Frage, doch viel mehr noch liebte sie Aufmerksamkeit. Jemand hörte ihr zu, hörte ihre Wünsche und nahm sie ernst.
    Das Handy vibrierte in ihrer Tasche. Jo griff hinein und packte das Gerät. Hielt es fest.
    Sie dachte an ihren Job: Die Position als Vizepräsidentin, auf die sie mit Achtzig-Stunden-Wochen hingearbeitet hatte, der Gehaltsscheck, der die Karamell-Lattes und den Single-Malt-Scotch bezahlte, der den bitteren Geschmack von Dosengemüse und zwei Tage altem Brot ihrer Jugend wegwusch, und ihr Sparkonto, das ihr eines Tages die Unabhängigkeit von Schufterei und Schulden sichern würde – eine Zwillingsfalle, aus der sich ihre Mutter nur mit dem Tod hatte befreien können.
    Das Handy in Jos Hand vibrierte immer noch.
    Grace blickte sie mit Rachels unergründlichen braunen Augen an, voller unverhüllter, bebender Hoffnung, und Jo tat, was sie tun musste.
    Sie schaltete das Telefon aus.

[home]
    Kapitel 11
    B eschwingt und hoffnungsfroh rekelte sich Kate auf dem riesigen Bett in ihrem Hotelzimmer. Paul würde kommen, das wusste sie. Während des letzten Telefongesprächs hatte er versprochen, sich zu überlegen, einen Flug nach Indien zu nehmen. Wärme hatte in seiner Stimme gelegen, die bei all den anderen Anrufen – zwei pro Tag seit ihrer Ankunft – gefehlt hatte. Wärme und ein Versprechen, die sie dahinschmelzen ließen.
    Seither hatte er nicht mehr angerufen. Seit achtundvierzig Stunden hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen. Das konnte nur eines bedeuten: Er saß bereits in einem Flugzeug nach Bangalore.
    Sie rieb sich das Knie mit dem nackten Fuß und spielte mit der Schleife an ihrem roten Seidennegligé. Versöhnungssex mit Paul war immer heiß und leidenschaftlich. Sie hatte das Nachthemd nur für ihn gekauft, nur für diesen Anlass. Das Einwickelpapier lag noch zerknüllt auf dem Boden, die Tüte in einer Ecke. Am Abend zuvor hatte sie im Internet nach Flügen von Newark nach Bangalore gesucht. Wenn man einen halben Tag rechnete, um daheim und bei der Arbeit alles zu organisieren, und berücksichtigte, dass er in Frankfurt würde umsteigen müssen, dann müsste er eigentlich jede Minute im Hotel eintreffen. Sie würde ihn darum bitten, die Zimmertür hinter sich abzuschließen, damit Sarah sie nicht bei ihrer üblichen frühmorgendlichen Rückkehr überraschte.
    Sie fragte sich, ob er wohl Blumen vom Flughafen mitbringen würde. Sie fragte sich, ob er daran denken würde, die Schokoladenkörpercreme einzupacken, die im Nachtschränkchen langsam schal wurde. Doch im Grunde war es ihr gleichgültig, wenn er mit leeren Händen kam, denn der Mann, der durch diese Tür treten würde, wäre ohne Zweifel das einzige Geschenk, das sie sich wirklich wünschte, der Paul, den sie geheiratet hatte, der Surferjunge mit dem Sinn für Humor, der Mann, der in ihrem Leben wieder für Aufregung sorgen würde.
    Sie hatte ihm bereits all die bösen Dinge vergeben, die er ihr seit ihrer Ankunft in Indien gesagt hatte. Anspannung und Wut waren die Ursache gewesen, von Schock, Verwirrung und Frustration hervorgerufen. Ein scharfer Einschnitt wie dieser war wie eine Geburt. Der Schmerz war notwendig. Nur so wurde seine Bedeutung erfasst. Sie hatte nicht vergessen, dass erst ein Sprung aus zweieinhalbtausend Metern Höhe sie selbst hatte wachrütteln können.
    Der Türknauf klapperte, und Kate sprang vom Bett. Ihre Haare, offen und frisch geföhnt, schwangen um ihr Gesicht. Sie stolperte über ein Paar Joggingschuhe, das auf dem Boden lag, und die Tür öffnete sich.
    »Sa … Sarah!« Kate hielt abrupt inne. »Du bist es!«
    Sarah erstarrte blinzelnd, die Schlüsselkarte in der Hand. Sie trug denselben batik-braunen Rock und die zerknitterte weiße Baumwollbluse, die sie am Abend zuvor getragen hatte, als sie aus dem Zimmer geschlüpft war. Ihr Gesicht wirkte frisch gewaschen.
    »Hallo.« Sarah zog eine Augenbraue hoch, als sie Kates Nachthemd wahrnahm. Dann blickte sie plötzlich angespannt zum Bett. »Passiert hier etwas, von dem ich wissen sollte?«
    »Nein, nein, noch nicht.« Kate schob die Jeans, die sie am Abend zuvor einfach auf dem Boden hatte liegen lassen, zur Seite. Dann steckte sie den Kopf durch die Zimmertür und blickte nach links und rechts auf den langen Flur. »Paul müsste eigentlich jede Minute hier sein.«
    »Oh! Welch glücklicher Mann!« Sarah schüttelte sich kurz und trat ins Zimmer. Interessiert betrachtete sie das ockerfarbene Muster auf Kates Unterarm.

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