In Liebe und Tod
habe. Dann habe ich das Gefühl, als würde alles gut.«
Peabody wartete, bis Mavis und Leonardo den Raum verlassen hatten, bevor sie von Eve wissen wollte: »Und was machen wir jetzt?«
»Gucken Sie sich die Akte aus Italien an. Sie betrifft ein ähnliches Verbrechen. Eine Frau, die sich in der sechsunddreißigsten Woche einfach in Luft aufgelöst zu haben scheint. Seither gibt es weder eine Spur von ihr noch von ihrem Kind. Wir haben ein paar Namen in Florenz, wo sie gelebt hat, bevor sie nach Rom gezogen und verschwunden ist. Rufen Sie die Leute an.«
»Ich spreche aber kein Italienisch. Außer manicotti, linguini und ciao.«
»Ich auch nicht. Improvisieren Sie. Und gucken Sie, ob irgendjemand weiß, ob sie, bevor sie sich entschieden hat, das Baby zu behalten, irgendwelche anderen Möglichkeiten in Betracht gezogen hat. Wie zum Beispiel eine Abtreibung oder eine Adoption.«
Eve selbst rief die Dateien des IRCCA auf ihrem Computer auf und sah sich auch die anderen Fälle noch einmal genauer an. Vielleicht, dachte sie, vielleicht war ja einer der anderen ungelösten Fälle ein fehlgeschlagenes Kidnapping, das mit dem Tod des Opfers geendet hatte. Vielleicht hatte der Täter seine Fehler durch eine Vergewaltigung, körperliche Misshandlung oder Raub kaschiert und die Leiche irgendwo entsorgt.
Sie ging die Einzelheiten aller Fälle und die Autopsieberichte durch und kniff die Augen zusammen, als sie auf ein zweiundzwanzigjähriges Opfer in Middlesex in England stieß. Die verstümmelte Leiche und der tote Fötus waren im Wald gefunden worden, doch den Ermittlungen der Polizei zufolge schien die junge Frau an einem anderen Ort an einem Schädel-Hirn-Trauma gestorben und erst nach dem Tod verstümmelt worden zu sein.
Eve rief den Ermittlungsleiter an, eine Viertelstunde später lehnte sie sich stirnrunzelnd auf ihrem Stuhl zurück und starrte die Pinnwand an.
Es gab Unterschiede, dachte sie. Das Opfer war - wenn auch nur ein paar Wochen - verheiratet gewesen, hatte die Familie vor Ort gehabt und seit seiner Geburt in Middlesex gelebt.
Abgesehen von einer kurzen Phase, während der sie in London gewesen war. Zeugenaussagen zufolge hatte sie in London eine Agentur gesucht, mit deren Hilfe sich ihr Kind an Adoptiveltern vermitteln ließ.
Als Peabody den Raum durchquerte, hob sie abwehrend die Hand.
»Ich wollte mir nur einen Kaffee holen«, erklärte ihre Partnerin.
»Ich habe hier noch ein zweiundzwanzigjähriges Opfer in England. Schwanger von ihrem Freund, wollte das Baby aber kriegen. Die Familie war dagegen, weil ihnen der Freund nicht ganz geheuer war. Er war ein paarmal mit den Gesetzen in Konflikt geraten und hatte keinen ordentlichen Job. Nach einigem Hin und Her ist das Opfer nach London gefahren, um dort nach einer Agentur zu suchen, über die sich das Baby an Adoptiveltern hätte vermitteln lassen. Sie hat ein paar Tage in einer Jugendherberge gewohnt, bevor sie in ein Hotel der mittleren Preisklasse umgezogen ist. War alles in allem sechs Wochen in London, bevor sie wieder nach Middlesex zurückgefahren ist. Dann hat der Freund einen festen Job gefunden, die Liebe hat gesiegt, die beiden haben geheiratet und wollten das Kind behalten.«
»Aber?«
»Ein paar Wochen vor dem Termin verschwindet sie und taucht zwei Tage später im Wald in der Nähe des Hauses, das sie und ihr frischgebackener Ehemann gemietet hatten, wieder auf. Allerdings wurde die Leiche dort nur abgeladen. Ermordet wurde sie an einem anderen Ort, der nie gefunden worden ist.«
»Haben sie den frischgebackenen Ehemann unter die Lupe genommen?«
»Sogar unters Mikroskop. Aber er hatte ein wasserdichtes Alibi. Sie ist an einem Schädel-Hirn-Trauma gestorben, wahrscheinlich infolge eines Sturzes. Die Untersuchungen haben ergeben, dass sie an Händen und Füßen gefesselt war und ein paar kleine blaue Flecken an den Armen hatte, weiter nichts. Nach dem Tod jedoch wurde sie verstümmelt. Sie wurde regelrecht in Stücke gehackt und der Fötus wurde rausgezogen. Hat aber nicht überlebt.«
»Widerlich.« Peabody blickte in Richtung der Tür, um sich zu vergewissern, dass sie fest geschlossen war und Mavis nichts von dieser Unterhaltung mitbekam. »Aber es gibt ein paar grundlegende Unterschiede zwischen ihr und Tandy.«
»Aber auch einiges, was ähnlich ist. Wenn wir davon ausgehen, dass, wer auch immer diese Frauen gekidnappt hat, die Babys haben wollte, ist es die logische Folge, dass der Täter, nachdem dieses Opfer gestorben war,
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