In Liebe und Tod
Fall. Melden Sie die Sache der Zentrale, dann gehen Sie rüber und nehmen eine offizielle Aussage der Nachbarin entgegen. Ich hole währenddessen meinen Untersuchungsbeutel und sehe mich schon mal am Tatort um.«
3
Sobald sie die Sachen aus dem Wagen hatte, sprühte sich Eve die Hände und die Stiefel mit Versiegelungsspray ein, schaltete den Rekorder an und trat durch die Tür des Lofts.
Es gab ein Seitenfenster mit einem schmalen Balkon, von dem aus man auf die Gebäude gegenüber sah. »Das Südfenster steht offen«, sprach sie in das Mikrofon und sah sich genauer in dem Zimmer um. »Scheint von außen aufgebrochen worden zu sein. Wahrscheinlich ist der Eindringling über die Feuerleiter raufgekommen und auch wieder verschwunden.«
So war es sicherer, dachte Eve. So hatten die Nachbarn nicht zufällig mitbekommen können, wie er kam und ging.
Dann wandte sie sich von dem Fenster ab. »Der Tote liegt mit dem Gesicht nach oben auf dem Boden, wie bei dem vorherigen Opfer sind seine Hände und Füße mit Klebeband gefesselt. Der Tote ist männlich, gemischtrassig, Ende zwanzig und nur mit weißen Boxershorts bekleidet. Wahrscheinlich bist du davon wach geworden, Bick, dass jemand durch das Fenster stieg. Du hast es ihm nicht leicht gemacht. Die Zeichen eures Kampfes sind nicht zu übersehen. Ein umgestürzter Tisch, eine zerbrochene Lampe. Bestimmt stammt nicht das ganze Blut von dir, wir haben also eine erste Spur. Gesicht und Körper des Opfers weisen Hämatome und Abschürfungen auf.«
Sie bahnte sich einen Weg durchs Zimmer, bevor sie neben dem Leichnam in die Hocke ging. »Außerdem hat er Brandmale auf der Brust, sie sehen wie Kontaktverbrennungen von einem Stunner aus. Sie haben miteinander gekämpft, dann aber hat der Killer Byson mit einem Stunner betäubt, gefesselt und geschlagen. Hat er ihn vielleicht auf diese Art verhört? Schließlich hat er ihn mit einer blauen Plastikschnur erwürgt.«
Sie sah sich noch einmal im Zimmer um. »In der nördlichen Ecke des Raums sind Baumaterialien mit blauer Plastikschnur, wie sie das Opfer um den Hals hat, zusammengebunden. «
Sie nahm seine Fingerabdrücke, um sich davon zu überzeugen, dass der Tote wirklich Byson war, und hüllte seine Hände in zwei Plastiktüten. »Todeszeitpunkt zwei Uhr fünfundvierzig«, sagte sie nach einem Blick auf das Messinstrument. »Der Täter ist also hierhergekommen, nachdem er Copperfield erledigt hat.« Sie beugte sich ein wenig dichter über den toten Mann. »Wie das erste Opfer hat er Spuren von Klebeband am Mund. Warum hat der Täter es noch einmal abgerissen? Musstest du ihm noch etwas sagen? Wollte er hören, wie du keuchst, während er dich erwürgt? Vielleicht auch beides.«
Sie richtete sich wieder auf und ging in den an den Wohnbereich angrenzenden Raum. Hier hatte Byson offenbar geschlafen. Auch wenn es wahrscheinlich nicht das zukünftige Schlafzimmer der beiden werden sollte, hatte er während der Renovierung dort kampiert. Sie sah eine Matratze auf einem Lattenrost und das Gegenstück der zerbrochenen Lampe auf einem der beiden kleinen Tischchen links und rechts des Betts. Seine Kleider waren auf dem Fußboden verstreut, aber nicht, als hätte jemand sie durchwühlt, sondern eher, als hätte Bick keinen ausgeprägten Ordnungssinn gehabt.
»Er ist wach geworden und hat sich eine der Lampen als Waffe geschnappt. Die Frau hat sich ihr Link geschnappt und versucht davonzulaufen, aber er hatte einen anderen Instinkt. Er wollte seine Höhle schützen. Ist ins Wohnzimmer gegangen, wo er auf den Killer getroffen ist. Hat ihn vielleicht sogar überrascht. Hat mit ihm gekämpft, die Abschürfungen an den Knöcheln seiner Hände machen deutlich, dass ihm der eine oder andere Treffer offenbar gelungen ist. Dann aber hat der Kerl ihm seinen Stunner auf die Brust gedrückt und ihn auf diese Art betäubt.«
Sie ging wieder in den anderen Raum und studierte Bysons Position. »Der Killer hat seine Hände und Füße gefesselt und ihm den Mund zugeklebt. Er hat ihn also nicht sofort erwürgt. Warum hat er ihn geknebelt, obwohl er doch betäubt war? Anscheinend wollte er ihm erst noch etwas sagen oder erst noch etwas mit ihm tun. Vielleicht hatte er ja noch irgendwelche Fragen. Hat er ihm erzählt, was er mit Natalie gemacht hat? Das hat er ganz bestimmt.«
Sie klapperte eilig auch die anderen Zimmer ab. Das Loft hatte drei Schlafzimmer, wie das der Nachbarin. Abgesehen von weiteren Materialien für die Renovierung war das
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