In Liebe und Tod
verlobt. Er müsste oben sein. Oh Gott. Sie wollten im Mai heiraten.«
»Hat sie direkt für Sie gearbeitet?«
»Sie ist eine meiner Sachbearbeiterinnen und hätte bestimmt noch weiter Karriere gemacht. Sie ist, ich meine - oh Gott, oh Gott - sie war wirklich gut. Eine hervorragende Kraft. Freundlich, intelligent und fleißig. Ich hatte die Absicht, sie zu befördern und zu meiner Stellvertreterin zu machen.«
»Sie waren miteinander befreundet«, warf Peabody ein.
»Ja. Wenn auch nicht eng. Als ihre Vorgesetzte musste ich eine gewisse Distanz wahren, aber ja.« Sie schloss die Augen und presste sich die kalte Flasche gegen die Stirn. »Wir kamen prima miteinander aus. Ich kann einfach nicht glauben, dass sie nicht mehr leben soll.«
»Warum sagen Sie uns nicht, wo Sie zwischen Mitternacht und vier Uhr heute früh gewesen sind?«
»Sie glauben doch wohl nicht...« Cara setzte sich wieder hin, schraubte die Wasserflasche auf und nahm einen großen Schluck. »Ich war zu Hause, bei meinem Mann und unserem zwölfjährigen Sohn. Mein Mann und ich sind kurz nach Mitternacht ins Bett gegangen. Gott, wie wurde sie ermordet?«
»Zum jetzigen Zeitpunkt können wir noch keine Einzelheiten nennen. Da Sie beide miteinander befreundet waren und Sie gleichzeitig ihre Vorgesetzte waren, hat sie Ihnen vielleicht irgendwas davon erzählt, dass sie sich wegen irgendetwas Sorgen macht, dass sie irgendwas stört oder dass ihr irgendjemand droht?«
»Nein. Nein. Nein. In den letzten Wochen war sie etwas neben der Spur, aber ich dachte, die Vorbereitungen für ihre Hochzeit hätten sie vielleicht etwas nervös gemacht. Sie hätte Bick erzählt, wenn etwas sie beunruhigt hätte. Ihm hat sie alles anvertraut.«
Ja, dachte Eve, das hatte sie bestimmt. Deshalb war er tot.
»Woran hat sie gearbeitet?«
»Sie hatte mehrere Konten, einige allein und andere zusammen mit Kolleginnen und Kollegen.«
»Wir brauchen eine Liste all dieser Konten, und wir müssen ihre Unterlagen sehen.«
»Das ist völlig ausgeschlossen. Wir müssen die Privatsphäre unserer Klienten schützen. Wenn ich der Polizei vertrauliche Unterlagen überließe, würden wir sofort verklagt.«
»Dann besorgen wir uns einen Beschlagnahmungsbefehl.«
»Bitte tun Sie das. Das meine ich ernst. Besorgen Sie sich eine richterliche Verfügung, und ich werde persönlich dafür sorgen, dass Sie sämtliche Unterlagen ausgehändigt kriegen, die von dieser Verfügung betroffen sind. Ich muss Mr Kraus verständigen«, erklärte sie, während sie sich abermals erhob. »Ich muss ihm sagen, was geschehen ist. Und Bick. Sie müssen auch mit Bick reden.«
»Bick Byson wurde letzte Nacht ebenfalls ermordet.«
Jetzt wich ihr auch noch der letzte Rest Farbe aus dem Gesicht. »Ich - ich kann nicht mehr denken. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist einfach grauenhaft.«
»Es tut mir leid. Mir ist klar, dass das für Sie ein Schock sein muss. Wir müssen auch mit Mr Bysons Vorgesetzer sprechen.«
»Hm, das ist - oh Gott, ich kann wirklich nicht mehr denken. Myra. Myra Lovitz. Ich kann sie für Sie anrufen.«
»Es wäre mir lieber, wenn Sie erst mit ihr reden würden, nachdem wir bei ihr waren. Wer hat alles mit Ms Copperfields Kunden zu tun?«
»Ich werde eine Namensliste für Sie erstellen. Tut mir leid.« Sie trat vor ihren Schreibtisch, riss eine Schublade auf und wühlte darin nach einem Taschentuch. »Tut mir leid, langsam fange ich an zu begreifen, was geschehen ist. Ich kann oben bei Myras Sekretärin anrufen und Sie bei ihr anmelden. Wäre das okay?«
»Das wäre sicher gut. Danke für die Zusammenarbeit. Wegen der Unterlagen kommen wir mit dem Beschlagnahmungsbefehl zurück.«
In der oberen Etage wurden sie von Myras Sekretärin in Empfang genommen und direkt in ein ganz ähnliches Büro wie das von Cara Greene geführt.
Myra Lovitz saß hinter einem mit Akten, Disketten, Notizblättern übersäten, ausladenden Tisch. Sie war vielleicht Anfang sechzig, schätzte Eve, mit zu ihrem etwas harten, kantigen Gesicht passendem steingrauem Haar. Sie trug ein geschäftsmäßig blaues Nadelstreifenkostüm und sah Eve und Peabody mit einem säuerlichen Lächeln an.
»Okay, was wird das, eine Razzia?«
»Wir sind Bick Bysons wegen hier.«
Jetzt schwand sogar das säuerliche Lächeln. »Ist dem Jungen was passiert? Wir haben schon den ganzen Vormittag versucht, ihn zu erreichen.«
»Er ist tot. Er wurde letzte Nacht ermordet.«
Myra zog die Lippen ein, ballte die Fäuste
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