In Liebe und Tod
ihre eigene Arbeit tun«, stellte Roarke durchaus richtig fest. »Sorry, Lieutenant, aber wenn sie nicht ihren Einfluss und die Gesetze geltend machen würden, um die Privatsphäre ihrer Kunden zu schützen, hätten sie wohl kaum den Ruf, den sie anscheinend haben.«
»Jemand in dem Unternehmen weiß, was Copperfield und Byson wussten. Sie waren nur kleine Rädchen, zwar mitten im Getriebe, aber trotzdem kleine Rädchen. Eins der größeren Räder in dem Laden weiß eindeutig Bescheid. «
Er schnitt ein Stück von seinem Steak. »Es ist nicht ausgeschlossen, dass ein guter Hacker sich Zugang zu den Dateien in Copperfields Computer in der Firma verschaffen kann.«
Sie antwortete nicht sofort, denn daran hatte sie ebenfalls bereits gedacht. Doch sie ginge besser den offiziellen Weg. »Das kann ich nicht machen.«
»Das habe ich auch nicht erwartet. Und zwar aus genau demselben Grund, aus dem dieses Unternehmen seine Anwälte dafür bezahlt, die Staatsanwaltschaft mit Beschwerdebriefen einzudecken. Du hältst dich an die Regeln deines Jobs, und da du zum jetzigen Zeitpunkt nicht davon ausgehst, dass noch weitere Leben gefährdet sind, kannst du es nicht rechtfertigen, den inoffiziellen Weg zu gehen.«
»Genau.«
»Ich nehme an, dass du dich bereits dem nächstgrößeren Rädchen im Getriebe, das heißt Copperfields direkter Vorgesetzten, genähert hast.«
»Ich habe sie vernommen und überprüft. Ich streiche sie noch nicht von meiner Liste der Verdächtigen, aber wenn ihr Schock und ihre Trauer über den Tod von Copperfield nicht ehrlich waren, hat sie ihren Beruf verfehlt. Natürlich könnte sie trotzdem wissen, was Copperfield herausgefunden hat. Weshalb hätte Natalie damit nicht zu ihrer Chefin gehen sollen, mit der sie angeblich praktisch befreundet war? Sie musste davon ausgehen oder zumindest befürchten, dass Greene als ihre Vorgesetzte in die Schweinerei, die sie entdeckt hat, eingeweiht war.«
»Bist du dir völlig sicher, dass sie irgendeiner Sauerei in dem Unternehmen auf die Spur gekommen ist?«
»Bisher deutet alles darauf hin. Geldwäsche, Steuerhinterziehung, Betrug? Vielleicht hat sie etwas Illegales entdeckt, was hinter einer legalen Fassade vorgegangen ist.« Sie zuckte mit den Schultern. »Könnte alles Mögliche gewesen sein. Wahrscheinlich kennst du irgendwelche Leute, die dieses Unternehmen nutzen.«
»Davon bin ich überzeugt.«
»Es muss etwas Großes gewesen sein«, fügte Eve hinzu. »Nicht nur eine kleine unerlaubte Wertabschöpfung oder so«, fuhr sie nachdenklich fort. »Sonst wäre Natalie nicht so nervös und aufgeregt gewesen und sonst hätte niemand die beiden auf so brutale Weise umgebracht. Es ging um etwas Großes. Etwas, weshalb man Natalie erst bestechen wollte, sie und ihren Freund dann aber sogar ermordet hat.«
Er überlegte, ob er ihnen beiden Wein nachschenken sollte, doch der wäre vergeudet. Seine diensteifrige Polizistin trank niemals ein zweites Glas, während sie bei der Arbeit war. »Denkst du, dass es ein Profikiller war?«
»So fühlt es sich nicht an und so sieht es auch nicht aus. Weshalb hätte er vertuschen sollen, dass er ein Profi ist, ohne gleich noch weiter zu gehen und es wie einen Einbruch aussehen zu lassen, eine Vergewaltigung, einen persönlichen Racheakt? Aber er war auch nicht nachlässig. Wenn ich ihn erwische, würde es mich überraschen, wenn ich nicht feststellen würde, dass er vorher schon gemordet hat.«
Wieder unten in ihrem Arbeitszimmer, stellte sie eine Pinnwand wie auf der Wache auf.
Während sich der Kater schnurrend zwischen seinen Beinen wand, stand Roarke neben der Tür, studierte die Aufnahmen der Toten und stellte mit ruhiger Stimme fest: »Der Killer ist jähzornig und feige.«
Sie hielt in der Arbeit inne und sah ihn fragend an. »Warum sagst du das?«
»Zum einen wegen ihres Gesichts. Er muss mehrfach zugeschlagen haben, um es so zuzurichten. Obwohl das bestimmt nicht nötig war.«
»Nein. Sprich weiter.«
Roarke zuckte mit den Schultern. »Er hat ihre Hände und Füße eng genug gefesselt, um blaue Flecke und Abschürfungen zu hinterlassen. Das ist für mich ein Zeichen von Wut. Dann die Verbrennungen an ihren Fußsohlen. Sie deuten auf Gemeinheit hin. Aber vor allem war es feige, die Frau zu erwürgen, während sie gefesselt war, und das männliche Opfer erst mit einem Stunner zu betäuben, bevor er es gefesselt hat. Ich finde das einfach auffällig.«
»Ich auch. Aber eines hast du übersehen. Die Taten haben
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