In Liebe und Tod
Hotel gezogen wäre oder ihrer Schwester davon abgeraten hätte, bei ihr zu nächtigen.
»Sie hat den Mörder oder den Mittelsmann gekannt. Sie war aufgeregt, nervös und vorsichtig, hatte aber keine echte Todesangst. Das Messer neben ihrem Bett. Typisch Mädchen«, murmelte Eve vor sich hin und stapfte vor der Pinnwand auf und ab. Jeder ernst zu nehmende Angreifer hätte eine Frau von ihrer Größe und Statur mit Leichtigkeit entwaffnet. Aber sie war alleine und nervös gewesen. Deshalb hatte sie das Messer mitgenommen und gedacht, sie könnte sich, falls wirklich jemand käme, damit verteidigen.
»Sie war nicht dumm, aber total naiv«, fügte Eve hinzu. »Wollte diese Sache möglichst alleine durchziehen, nur zusammen mit ihrem Freund. Dachte, dass in ihrem Leben endlich mal etwas passiert. Aber wem hat sie sonst noch was davon erzählt?«
Als das Link auf ihrem Schreibtisch schrillte, drehte sie sich um und griff geistesabwesend nach dem Apparat. »Dallas.«
»He, ich weiß, es ist schon ziemlich spät, aber ich habe da eine Idee.« Peabody runzelte die Stirn, als sie Eve vor der Pinnwand mit den Fotos stehen sah. »Sind Sie etwa immer noch am Arbeiten?«
»Wem hat sie noch davon erzählt?«
»Wer? Was?«
Offensichtlich, dachte Eve, während sie ihre Gedanken von den Morden losriss, hatte Peabody die Arbeit bereits eingestellt. »Was für eine Idee?«
»Wegen der Party.«
»Oh, mein Gott.« »Hören Sie, sie findet schließlich schon übermorgen statt.«
»Nein. Am Sonnabend.«
»Da morgen Freitag ist, ist übermorgen Sonnabend. Zumindest in meiner hübschen, kleinen Welt.«
»Verdammt, verdammt, verdammt.«
»Wie dem auch sei, habe ich auf dem Weg nach Hause ein paar Deko-Sachen eingekauft und dachte, wenn ich morgen Abend zu Ihnen kommen und bei Ihnen übernachten würde, könnten wir am Samstagmorgen alles aufhängen.«
»Was soll das heißen, alles aufhängen?«
»Tja, die Dekoration, und dann müssen wir noch die Blumen, die ich bestellt habe, verteilen und, nun - all das andere Zeug. Außerdem hatte ich die Idee, dass man den Schaukelstuhl, den Sie für sie gekauft haben, mitten ins Zimmer stellen und als Thron herrichten kann, bis ...«
»Bitte, in Gottes Namen, reden Sie bloß nicht weiter.«
»Also, ist es okay, wenn ich und McNab morgen bei Ihnen übernachten?«
»Sicher, bringen Sie am besten auch noch die ganze Familie, alle Ihre Freunde und ein paar Fremde, die Sie auf der Straße treffen, mit. Sind alle herzlich eingeladen.«
»Super. Dann sehen wir uns morgen früh.«
Damit legte Peabody auf, Eve nahm auf der Kante ihres Schreibtischs Platz und starrte in die Luft. Babypartys und Doppelmorde. War sie etwa die Einzige, die sah, dass das einfach nicht zusammenpasste? Für Ersteres war sie eindeutig nicht gewappnet. Das war einfach nicht ihre Welt.
Aber sie hatte es auf jeden Fall versucht, oder etwa nicht? Sie hatte den Partyservice angerufen und Mavis eine Horde Leute einladen lassen - von denen ihr die meisten fremder wären als mutierte Aliens. Trotzdem war es offenbar noch immer nicht genug.
»Warum muss ich dekorieren?«, fragte sie, als Roarke durch die Tür zwischen den beiden Arbeitszimmern trat.
»Musst du ja gar nicht. Ich wünsche mir sogar von Herzen, dass du es gar nicht erst versuchst. Unser Heim gefällt mir nämlich, wie es ist.«
»Siehst du? Mir auch.« Sie warf die Arme in die Luft. »Warum muss es für diese Babyparty extra hergerichtet werden?«
»Oh. Das. Nun - ich habe keine Ahnung. Mit diesem bestimmten Bereich gesellschaftlicher Bräuche habe ich mich absichtlich noch nicht näher befasst.«
»Peabody hat gesagt, wir bräuchten ein bestimmtes Thema.«
Er starrte sie verwundert an. »Schreibt ihr denn ein Buch?«
»Wieso ein Buch?« Eve hielt sich entsetzt die Augen zu. »Außerdem kriegen wir einen Thron.«
»Für das Baby?«
»Keine Ahnung.« Jetzt raufte sie sich das Haar. »Ich kann einfach nicht darüber nachdenken. Es bringt mich völlig aus dem Gleichgewicht. Ich habe über die Morde nachgedacht, und es ging mir gut. Jetzt aber denke ich an Themen und Throne, und davon wird mir schlecht.«
Sie atmete tief durch. »Wem hat sie es erzählt?«
»Peabody? Ich dachte, dir.«
»Nein, Gott, nicht Peabody. Natalie Copperfield. Wem hat sie genug vertraut, wen hat sie genügend respektiert oder wem hat sie gemeint, Bericht erstatten zu müssen, als sie auf etwas gestoßen ist, was nicht ganz sauber war? Von welchem ihrer Kunden hat sie angenommen,
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