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In Liebe verführt

In Liebe verführt

Titel: In Liebe verführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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haben sollte. Das war ihr letzter Gedanke, bevor sie in tiefen Schlaf fiel.

19
    Es war erstaunlich, wie sie das Meer spüren konnte, selbst wenn es mehrere Tagereisen entfernt war, dachte Meg und hob ihr Gesicht der Sonne entgegen. Der Horizont hatte etwas Grenzenloses an sich, was für sie jetzt auf ewig mit dem Blick übers Meer verbunden war – selbst hier in den friedlichen, fruchtbaren grünen Tälern der Landschaft Vaucluse, die zwischen zwei Höhenrücken lag.
    An diesem milden Spätfrühlingstag ruhten sie sich mal wieder nach zwei harten Tagen aus. Die Herberge, die sie gefunden hatten, war einer der hübschesten Orte, an denen Meg je gewesen war. Sie saß auf einer hölzernen Bank im Garten am Ufer eines Baches, beinah hypnotisiert vom Flug der Libellen und dem tanzenden Sonnenlicht auf dem glatten, braunen Wasser. Sie fühlte eine überwältigende Dankbarkeit, dass die Ritte über die Berge hinter ihnen lagen. Zwei weitere Tage würden sie nun dem Tal der Rhone folgen, dann der Küstenstraße nach Marseille, um von dort aus schließlich nach Toulon zu gelangen. Dort würde das Abenteuer schließlich zu Ende sein. Oder zumindest im Großen und Ganzen, sobald sie die Mary Rose gefunden hatten und den Heimweg antreten konnten.
    Die letzten zwei Wochen waren fast wie im Traum vergangen, wie eine Zeit, die nicht in der Zeit lag. Manchmal war es extrem unbequem gewesen in schmuddeligen Herbergen mit unsäglich schlechtem Essen. Sie waren durch heftige Regenfälle geritten und im brennenden Sonnenschein. Doch da war auch noch die andere Seite gewesen: atemberaubende Aussichten, erfreuliche Unterkünfte und die immer wieder unvergleichlichen Freuden ihres Liebeslebens. Ihre impulsive Begegnung auf der Fensterbank in Cadillac hatte keine Folgen gehabt. Seither waren sie nie mehr unvorsichtig gewesen.
    Als die einzige Schwierigkeit, der sie bisher auf der ganzen Reise begegnet waren, hatte sich Megs Müdigkeit erwiesen. Die Wege über die Berge hatten einen anstrengenden Ritt für Pferde und Reiter bedeutet. Und irgendwann, gegen Ende der ersten Woche, hatte Cosimo trotz all ihrer Widersprüche darauf bestanden, dass Meg in einer Kutsche reiste. Zu ihrer Verblüffung hatte Meg dabei festgestellt, dass sie seiner Entschlossenheit nicht gewachsen war. Und die zeigte sich nicht nur in seinem Gletscherblick. Sich seinem stählernen Durchsetzungswillen zu widersetzen war, als wollte sie den Fels des Sisyphus einen Berg hinaufrollen. Am Schluss gab sie auf, obwohl sie wusste und fürchtete, was geschehen würde. Es erschien ihr halt als die einzige Möglichkeit, ihm zu beweisen, dass sie ihn nicht beschwindelte.
    Dennoch musste sie leiden, bevor er seine Entscheidung zurücknahm. Cosimo war entsetzt gewesen, als sie bis zum Mittag des ersten Tages ihrer Fahrt in der Kutsche innerhalb von vier Stunden viermal hatten anhalten müssen, woraufhin Meg jedes Mal eine Weile elendiglich würgend am Straßengraben hockte. Er hatte sein Verhalten von Herzen bereut und sich danach so oft bei ihr entschuldigt, dass sie ihn am Schluss geradezu anflehen musste, sich nicht mehr deswegen schuldig zu fühlen. Obwohl ihr sein schlechtes Gewissen eine gewisse Befriedigung vermittelte.
    Danach hatte Cosimo die Notwendigkeit akzeptiert, dass sie jeden dritten Tag einen Ruhetag einlegten. Meg wusste, dass ihm die Untätigkeit schwer fiel, auch wenn er nie ein Wort darüber verlor. Aber sie wusste ebenso, dass sich das leider nicht ändern ließ. Sie hatte ganz einfach nicht seine Ausdauer.
    Natürlich hätte Ana in dieser Situation keinerlei Schwäche gezeigt, dachte sie mit einer Spur von Widerwillen. Doch die ser Gedanke blieb unausgesprochen.
    » Bon après-midi, madame .«
    Die leise Stimme ließ sie aus ihrer Träumerei hochschrecken. Sie wandte den Kopf mit einem Ruck zur Seite. Ein elegant gekleideter Mann, den sie vor einer Weile hatte mit dem Herbergswirt sprechen sehen, kam über das grasbewachsene Ufer auf sie zu. Sie sah sich automatisch nach Cosimo um, doch der hatte die Pferde zum Schmied gebracht, um ihre Hufeisen auf eventuelle Steine und lockeren Sitz überprüfen zu lassen. Deswegen würde er erst gegen Abend zurückkommen.
    Sie hatte sich daran gewöhnt, sich mit Fremden zu unterhalten, ob sie nun in der Verkleidung als Anatole Giverny oder, wie heute, im Kleid als Nathalie auftrat. Andererseits fühlte sie sich in letzterer Rolle wohler, also gelang ihr ein Lächeln und ein höflich zurückhaltendes »Guten Tag,

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