In Liebe verführt
die verschränkten Arme, als ob ihr kalt wäre. »Und warum sollte ich ihn auf meine Seite zu bringen versuchen? Meine Seite gegen wen?«
»Gegen mich, natürlich. Dein angeheirateter Cousin, der hinter dir her ist und hinter dem Vermögen, das du beim Tode deines Mannes geerbt hast, und das noch vergrößert wird durch die Summe, die beim Tode deiner Mutter dazukommt. Er hat die Absicht, dich zu heiraten, und er wird sich auch nicht davon abbringen lassen, wenn er sieht, wie du mit einem anderen Mann flirtest.«
Jetzt kam ihr langsam die Erleuchtung. Ihre grünen Augen weiteten sich, kleine goldene Funken blitzten vergnügt darin. Das war also der Grund für seine Vorstellung gewesen. Meg musste zugeben, dass er wirklich gut war. Aber sie war sich nicht sicher, ob sie Lust hatte, die Rolle zu spielen, die er dabei für sie vorgesehen hatte. Sie wusste nicht, ob sie überzeugend mit jemandem flirten konnte, den sie nicht anziehend fand.
Als sie das aussprach, entdeckte sie einen flüchtigen Schimmer von Enttäuschung in seinem Blick. »Tja, wenn du es nicht kannst, dann kannst du es halt nicht, und wir lassen das Thema ruhen«, erwiderte er.
»Ich habe nicht gesagt, dass ich es nicht versuchen will«, wehrte sie sich. »Aber wird das unter deiner Nase stattfinden?«
»Am Anfang schon«, erwiderte er und ließ sich seine Erleichterung nicht anmerken. »Beim Abendessen. Ich werde wütend, versuche, dich zu unterbrechen, kurz, mich wie ein Flegel benehmen. Das wird dich auf ganz natürliche Weise der Sympathie des Gentlemans versichern. Und da ich weiß, wie Männer so denken, wird es auch bewirken, dass er ein unnatürliches Gefühl von männlichem Triumph empfindet.«
»Du meinst wie zwei Hirsche, die um eine Hirschkuh kämpfen?«, fragte sie spöttisch.
»Ganz genau, meine Liebe.« Er nahm noch mal ihre Hände, breitete ihre Arme auseinander, zog sie zu sich heran, legte sich ihre Arme um seine Taille und hielt sie an seinem Rücken fest. »Wenn du es richtig anfängst, Liebes, dann kannst du dem Mann jeden Verstand rauben. Sei kokett, versprich ihm, dass er morgen noch mehr davon bekommen wird. Wir werden natürlich schon lange unterwegs sein, bevor er am Morgen aufwacht.«
»Wird ihn das denn nicht wieder misstrauisch machen?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, nicht wenn der Herbergswirt und seine Frau ihm erzählen, wie ich dich bei Morgengrauen zum Aufbruch zwang – und wie zornig du darüber warst.«
Ein solches Szenario könnte funktionieren, dachte Meg. »Bist du sicher, dass er ein amtlicher Informant ist?«
»Nein, wie sollte ich da sicher sein?«, gab er leicht gereizt zurück. »Aber in diesem Geschäft bleibt man nicht am Leben, Meg, indem man auf schlüssige Beweise für solche Vermutungen wartet.«
Sie fühlte sich zu Recht gerügt. »Ich werde mein Bestes tun«, versprach sie.
Er lächelte, nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände, küsste ihre Augenlider, ihre Nasenspitze, ihren Mundwinkel. Er neckte sie flüchtig mit kleinen Berührungen seiner Zungenspitze. Er drehte ihren Kopf zur Seite, küsste ihr Ohr und setzte seine Zunge dabei mit gekonntem Geschick ein, bis sie versuchte, sich seinem Griff zu entwinden.
»Schuft!«, sagte sie atemlos, als er schließlich den Kopf hob. »Du weißt doch, was das bei mir bewirkt, oder?«
»Warum sonst sollte ich es tun?«, fragte er mit einem hinterlistigen Grinsen. Er hob sie in seine Arme und trug sie in sein Schlafzimmer, warf sie ohne weiteres auf sein Bett.
Meg kreischte leise in gespielter Panik und versuchte, auf der anderen Seite des Bettes zu entfliehen, aber er fing sie ein und zog sie wieder zurück. Sie sah lachend zu ihm auf, als er sich über sie beugte und ihr die Hände über dem Kopf festhielt.
»Und was jetzt?«, fragte er.
»Was immer Ihr wollt, Sir«, murmelte sie und strich mit ihrem Fußüber die Innenseite seines Beins. »Ich scheine Euch ja völlig ausgeliefert zu sein.«
»Der Tag wird wohl nie kommen«, knurrte er und hielt den Atem an, als ihr Fuß noch höher hinaufwanderte. »Der Schuh, meine Liebe, ist ganz sicher an deinem anderen Fuß!«
Eine Stunde später saß Meg, inzwischen wieder völlig gefasst, vor dem Ankleidespiegel in ihrem Schlafzimmer und verfolgte, wie die Zofe Amelie ein schwarzes Samtband durch ihre roten Locken zog. Ihr letzter modischer Haarschnitt war herausgewachsen, und sie dachte bekümmert daran, wie Monsieur Christophe, der Londoner Coiffeur, angesichts dieser wirren, lockigen Fülle von
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