In Liebe verführt
einladend war, hatte dabei leicht fragend die Augenbrauen gehoben und lächelte ihn aus einem nur mit zartem Make-up bedeckten Gesicht zu.
»Colonel Alain Montaine, zu Euren Diensten, Madame.« Er verbeugte sich noch einmal tief, nahm die Hand, die sie ausstreckte, und hob sie zu den Lippen. »Guillaume, wo hattet Ihr diese reizende Dame versteckt?«, wollte er von dem Major wissen.
Meg lachte, in einem musikalischen Trillerton, den sie im Spiel des Flirtens lange perfektioniert hatte. »Ihr schmeichelt mir, Colonel, aber ich kann Euch versichern, dass niemand mich irgendwo versteckt.«
»Madame Giverny ist erst vor kurzem in der Stadt eingetroffen«, erklärte der Major etwas steif, denn offensichtlich gefiel ihm dieser Austausch zwischen dem Colonel und seiner Begleiterin nicht besonders.
»Das ist wahr, Colonel«, sagte die Dame. »Ich bin vor zwei Tagen aus Paris eingetroffen. Ich musste einfach nach Toulon kommen und General Bonaparte, seiner Armee und seiner Flotte moralische Unterstützung anbieten zu ihrem so mutigen Unterfangen.« Der Fächer bewegte sich langsam, die grünen Augen glitzerten ihn darüber hinweg an.
»Aber natürlich, Madame«, stimmte er ihr zu und spürte den ungeduldigen Blick seines Generals von der anderen Seite des Saals. »Wenn Ihr mich entschuldigen würdet, ich glaube, der General braucht mich.« Er verbeugte sich zum Abschied und trat zurück in die Menge.
»Charmanter Herr«, bemerkte Meg und wandte ihrem Begleiter wieder ihre lächelnde Aufmerksamkeit zu.
Der Major stimmte dem mit einem kleinen, wenig überzeugenden Lächeln zu. »Darf ich Euch ein Glas Champagner bringen, Madame?«
»Vielen Dank, wie aufmerksam«, sagte sie. »Aber bleibt nicht so lang fort«, fügte sie mit einem extra Augenaufschlag hinzu.
»Nein… nein… keine Sekunde länger als nötig, das versichere ich Euch, Madame.« Er hastete davon und direkt in den Hinterhalt des Adjutanten, der neue Anordnungen von seinem General bekommen hatte.
»Was wisst Ihr von ihr, Guillaume? Sie benimmt sich sehr offen.«
Der Major spähte über seine Schulter hinüber zu Madame Giverny, die sich entspannt mit den Männern um sie herum unterhielt. Es gefiel ihm gar nicht, dass er auf diese Art erst später wieder zu ihr zurückgelangen konnte, aber den Adjutanten des Generals durfte er nicht abweisen. »Wenn ich das richtig verstanden habe, ist sie Witwe… eine wohlhabende Witwe, aus dem Umfang ihres Haushalts zu schließen. Sie wohnt in einem schönen Haus gleich hinter der St.-Maria-Kirche.«
»Ja, das weiß ich schon. Aber wer sind ihre Freunde?« Der fragende Blick des Colonels ruhte auf den lebhaften Zügen der Frau.
Der Major zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich bin ihr gestern Morgen begegnet, als sie allein über die Corniche fuhr. Mit einem schönen Paar Brauner«, fügte er hinzu. »Sie rief mich an – oder besser gesagt ihr Kutscher. Er wollte wissen, wie er zur Place des Armes kommt. Offensichtlich hatte jemand Madame Giverny erzählt, dass dort jeden Morgen die Truppen aufmarschieren, und das wollte sie sehen.«
»Und niemand weiß etwas Genaueres über sie – außer ihrem Namen und der Tatsache, dass sie Witwe ist«, sagte der Colonel nachdenklich. »Eine reiche Witwe.« Er runzelte die Stirn, sein scharfer Blick war immer noch auf Madame Giverny gerichtet. »Sie ist wirklich sehr eindeutig in ihrem Verhalten.«
Der Major wirkte etwas beleidigt. »Nur weil eine Frau allein ist, muss man doch noch keinen Skandal vermuten«, sagte er, denn er hatte verstanden, dass der Adjutant sich auch anderweitig informiert hatte, und wusste genau, was er dabei zu hören bekommen hatte. »Das Geflüster über sie entbehrt jeder Grundlage.«
»Das würde man natürlich gern denken«, meinte der Colonel. »Aber sie ist nicht nur allein, sondern auch unbekannt «, stellte er fest. »Und sie hat einen seltsamen Akzent. Ich kann ihn nicht recht einordnen.«
»Sie ist nur zur Hälfte Französin«, plapperte nun der Major mehr oder weniger freiwillig. »Die Familie ihrer Mutter ist schottisch. Und sie war mit einem Schweizer Grafen verheiratet, so sagte man mir.«
» Giverny .« Der Adjutant schüttelte den Kopf. »Kein Name, den ich kenne.«
»Warum solltet Ihr?«, fragte der Major. »Schweizer Adel aus der Provinz. Solche gibt es doch in Frankreich jetzt viele, die alle nur zu eifrig bemüht sind, ihre aristokratischen Wurzeln zu verleugnen.«
»Das ist richtig.« Colonel Montaine nickte. »Nun,
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