In Liebe verführt
Herrin mehr über ihren Beruf zu lernen.
Also, wenig überraschend, hatte Cosimo auch hier gewusst, was er tat.
»Wenn ich richtig verstanden habe, kommt Paul, der Coiffeur um sechs, Estelle«, sagte sie und machte sich auf den Weg zur Treppe. »Haushofmeister, haben die Weißschneider und Schneider ihre Muster für mich zur Auswahl gebracht?«
»In Eurem Zimmer, Madame«, sagte der Haushofmeister mit einer tiefen Verbeugung. »Und wann immer Ihr es wollt, können sie kommen und Eure Anweisungen für eventuelle Änderungen entgegennehmen.«
Meg nickte kurz zum Dank und schritt die Treppe hinauf, dicht gefolgt von Estelle.
»Hier entlang, Madame«, sagte Estelle und eilte nach rechts, als sie das obere Ende der Treppe erreicht hatten. Dort öffnete sie zwei Türflügel einer breiten Tür zu einem großzügigen Schlafzimmer. Eine zweite Tür mit zwei Flügeln stand offen zum Balkon, von dem aus in der Ferne ein kleines Stückchen Hafen zu sehen war. »Ich hoffe, dass Madame sich hier wohl fühlen werden.« Sie trat zur Seite, damit Meg das Zimmer begutachten konnte.
»Ja, vielen Dank, Estelle«, sagte Meg warm. »So, und jetzt wollen wir uns die Angebote der Schneider ansehen, bevor Paul kommt, um mein Haar in Ordnung zu bringen.«
22
»Alain, wer ist die Frau, die da eben eingetreten ist?« Der kurze, stämmige junge Mann trug die Uniform eines Generals, bedeckt mit goldenen Tressen und Medaillen, die von einer triumphalen Karriere sprachen – was für einen Mann, der noch keine dreißig Jahre zählte, kaum zu glauben war. Er redete leise über die Schulter mit seinem Adjutanten, der wie üblich abrufbereit hinter ihm stand.
»Welche, General?« Der Adjutant sah sich in dem überfüllten Raum um. Es hatte den Anschein, als hätte sich die gesamte Elite der französischen Gesellschaft in Toulon versammelt, um General Bonaparte und der französischen Marine für die neue Kampagne ihres Helden Erfolg und guten Wind zu wünschen. Darunter waren eine Menge schöne Frauen, denn die Gastgeberinnen konkurrierten miteinander, wer die elegantesten Soirées, Bälle und Diners veranstaltete.
»Die Rothaarige«, sagte Bonaparte und machte eine Geste mit seinem Champagnerglas. »Sie erinnert mich an jemanden. Kam mit Jean Guillaume herein.« Er lachte kurz. »Der schnappt sich doch regelmäßig als Erster die Interessantesten.«
Der Blick des Adjutanten folgte der Richtung des Glases. Nun entdeckte er eine zierliche Rothaarige in einem bemerkenswerten Kleid aus bronzefarbener Seide mit tiefem Dekolletee, das kleine, aber sehr weiße Brüste sehen ließ, deren Brustwarzen gerade knapp bedeckt waren. Ein Halsband aus Smaragden lag um ihre weiße Kehle, und ein Kamm mit Smaragden steckte in ihren modisch kurz geschnittenen roten Haaren. » Distinguée «, erklärte er. »Und sicher nicht unerfahren.« Sein General, so jung er auch sein mochte, hatte kaum oder gar kein Interesse an Debütantinnen.
»Nein. Aber wer ist sie?«, wollte der General ungeduldig wissen. »Ich könnte schwören, dass ich ihr schon mal begegnet bin.«
»Ich werde es sofort herausfinden.« Der Adjutant verschwand in der Menge. Er blieb neben einer Gruppe von Offizieren stehen, die in einer Fensternische eine leise Unterhaltung führten, die von vielen Gesten und leisem Lachen begleitet war. Nachdem er dort ihren Namen und noch ein paar andere interessante Einzelheiten erfahren hatte, setzte der Adjutant seinen Weg durchs Zimmer fort, bis er die Rothaarige erreichte.
Sie stand inmitten einer Gruppe von Männern, und ihr Begleiter, Major Guillaume, stand mit ziemlich offensichtlichem Besitzerstolz neben ihr. Sie wandte sich sofort dem Adjutanten zu, schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, und ihre grünen Augen bekamen dabei kleine Fältchen an den Augenwinkeln.
Ganz sicher nicht unerfahren, dachte der Adjutant noch einmal. Und nach dem, was er eben gehört hatte, besaß sie vielleicht sogar ganz beträchtliche Erfahrung. Sie entsprach genau den Bedürfnissen in Bezug auf eine kurze Liaison, deren sich General Bonaparte gern vor einer neuen Kampagne erfreute. Es war schon lange die Aufgabe des Adjutanten, solche Liaisons für seinen Kommandanten herbeizuführen. Er verbeugte sich. »Madame Giverny, wenn ich mich nicht irre?«
»Ihr irrt Euch nicht, mein Herr«, sagte sie mit leichtem Akzent in ihrem Französisch. »Aber ich glaube, ich hatte noch nicht das Vergnügen?« Sie fächelte sich mit ihrem Elfenbeinfächer in einer Weise zu, die eindeutig
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