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In Liebe verführt

In Liebe verführt

Titel: In Liebe verführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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konnte, die den Hafen überblickte.
    »Wenn ich richtig gehört habe, seid Ihr Schottin, Madame?«, sagte der General und tätschelte die Hand, die auf seinem Arm lag. »Es gibt enge Verbindungen zwischen unseren beiden Ländern.«
    Jetzt Vorsicht!, ermahnte sie sich. Mit kühlem Kopf beherrschte sie ihre Geschichte ohne Fehler, aber hier, wo Aufregung und Besorgnis in ihr brodelten, konnte sie leicht einen Fehler machen.
    »Historisch gesehen ja, General«, stimmte sie ihm zu, blieb an der Balustrade stehen und wechselte mutig das Thema. »Was für ein wunderbarer Ausblick!« Sie deutete mit dem Fächer zu der Unzahl von Schiffen im Hafen, deren Lichter glitzerten. »Glaubt Ihr, dass es eine Seeschlacht gegen Admiral Nelson geben wird?«
    Bonaparte lächelte mit einer Spur von Herablassung. »Wenn Admiral Nelson dumm genug ist, eine solche Schlacht herbeiführen zu wollen, dann werden wir allerdings die Gelegenheit ergreifen, Madame.«
    Meg spürte, wie sich die Härchen in ihrem Nacken aufrichteten. Zwei Tage lang spielte sie die Rolle der Skandalwitwe jetzt schon so konzentriert, dass ihr ganz entfallen war, um was es hier ging. Jetzt, mit dem Blick auf die versammelte Flotte im Hafen, während der mächtigste und gefährlichste Mann Europas neben ihr stand, trafen sie die möglichen Konsequenzen dieses Krieges mit voller Macht wie eine Faust in den Magen.
    »Vielleicht wird er ja nicht so dumm sein«, meinte sie mit einem kleinen Lachen hinter dem Fächer. »Schließlich seid Ihr nicht dafür bekannt, Schlachten zu verlieren, General Bonaparte.«
    Ein tief grummelndes Lachen ertönte aus seiner tonnenförmigen Brust. »Nein, allerdings nicht, Madame.« Er wandte ihr seinen großen Kopf zu und betrachtete sie mit einem lüsternen Blick. »Ich bin nicht dafür bekannt, Begegnungen jedweder Art zu verlieren, meine Dame.« Er bemerkte den Bediensteten, der diskret hinter ihnen stand, und orderte ihn mit einem Fingerschnippen zu sich.
    Der Mann trat vor. Der General nahm ein Glas Champagner von dem Tablett und gab es Meg mit einer halben Verbeugung. Dann nahm er selbst eines. »Versucht dies, Madame.« Er nahm einen der kleinen Windbeutel von der Platte und hielt ihn Meg an die Lippen.
    Napoleon Bonaparte verschwendete keine Zeit , dachte Meg und erlaubte ihm, das Gebäckstück in ihren Mund zu stecken. Nun, sie selbst wollte ebenfalls nicht unbedingt Zeit verschwenden, aber sie durfte auch nicht zu schnell kapitulieren. Es war Zeit, einen strategischen Rückzug anzutreten.
    »Ihr seid zu freundlich, General«, murmelte sie und schluckte den Windbeutel hinunter, der ihr geschmacklos und trocken wie Staub vorkam. »Aber wenn Ihr mich entschuldigen würdet, sollte ich jetzt wieder zu meinem Begleiter zurückgehen.«
    »Meine liebe Madame, ich bin nicht sicher, ob ich Euch entschuldigen möchte«, sagte er und legte eine Hand auf ihren Arm, um sie zurückzuhalten. »Ein paar Minuten Eurer Zeit habt Ihr doch sicher noch für mich. Oder ist die Gesellschaft von Major Guillaume so verlockend?« Er fixierte sie mit einer gehobenen Augenbraue.
    Megs Augen lächelten ihm über den Fächer hinweg zu. »Aber nein, natürlich nicht, mein Herr. Wie könnte es jemand je mit General Bonaparte aufnehmen? Ich meine nur, dass ich mich Euch nicht länger aufdrängen möchte. Schließlich seid Ihr der beschäftigtste Mann Frankreichs.«
    »Oh, Ihr schmeichelt mir, Madame«, sagte er mit einem achtlosen Schwenken der Hand, das die Flotte unter ihnen einzuschließen schien, als wolle er der Dame letztendlich doch Recht geben.
    »Das bezweifle ich, mein Herr.« Meg rückte das zarte Tuch zurecht, das über ihre Ellenbogen drapiert war, und lehnte die Arme auf die Balustrade. »Wann habt Ihr vor, die Segel setzen zu lassen? Falls ich eine solche Frage stellen darf…«
    »In etwas weniger als zwei Wochen, Madame. Bis dahin wird die Flotte fertig ausgestattet sein, und die Orient-Armee wird nach Malta aufbrechen.« Er sprach mit einem zufriedenen Selbstvertrauen, das bei Meg ein weiteres inneres Schaudern hervorrief. Sein Glaube an sich und seine Durchschlagskraft war so absolut, dass es ihr fast unmöglich wurde, nicht auch daran zu glauben.
    Es war bisher in Bonapartes steiler Karriere noch nichts geschehen, das diesem Selbstvertrauen abträglich hätte sein können, ganz im Gegenteil. Vielleicht war es nicht weiter überraschend, dass seine englischen Feinde ein Attentat auf ihn als die sauberste, effizienteste Möglichkeit betrachteten,

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