In Liebe verführt
knallen. »Ich sollte allerdings erwähnen, dass du in Gesellschaft von Bonaparte und seinen Männern versuchen solltest, aus denselben politischen Gründen nur Französisch zu sprechen.«
»Wie viel leichter alles wäre, wenn ich Korsisch sprechen könnte«, meinte Meg. »Einen Mann in seiner eigenen Sprache zu verführen… würde das nicht alles viel, viel leichter machen?«
»Genug jetzt«, sagte er, als die Pferde sich in Bewegung setzten. »Denk daran, die einzige Gelegenheit, zu der du so mit mir sprechen kannst, wird sein, wenn ich es dir sage. Selbst wenn du denkst, wir wären allein – wenn ich dir kein Zeichen gebe, dass es sicher ist, darfst du deine Rolle nicht verlassen. Ist das klar?«
»Was denkst du denn?«, fragte Meg. »Ich bin doch nicht verrückt.«
»Wenn ich das annehmen würde, wären wir jetzt nicht hier.«
Diese Tatsache war so offensichtlich, dass Meg nicht weiter insistierte. Sie faltete die Hände zierlich im Schoß und lehnte sich zurück, sah sich genau die Umgebung an und lernte dabei, so viel sie konnte, von allem, was sie sah. Ihr war klar, dass jede Beobachtung, so unwichtig sie auch erscheinen mochte, sich irgendwann als nützlich erweisen könnte.
Während sie sich über die Küstenstraße der Stadt näherten, wurde der Verkehr langsam dichter, es gab Kutschen und Pferde. Sie kamen an Truppen von Soldaten und an mit Vorräten beladenen Armeewagen vorüber. Als die Straße einer Kurve um die Bucht herum folgte, kam die Stadt Toulon in Sicht. Der Hafen war gefüllt mit Masten, deren Wimpel in der steifen Meeresbrise flatterten.
Megs Magen zog sich zusammen, ihr Herz schlug schneller, Schweiß sammelte sich in ihrem Nacken und unterhalb ihrer Kehle. Sie waren tief im Lande des Feindes, und sie hatte nichts als nur eine lächerliche Verkleidung.
Und einen Mann zum Partner, der solche Unternehmen schon öfter unternommen hatte, als sie jemals wissen wollte.
Sie holte tief Atem und betrachtete Cosimos Rücken, der die Pferde durch immer schmaler werdende Straßen am Kai entlanglenkte. Nichts an seiner Haltung ließ auf Anspannung schließen. Und offensichtlich vermittelten seine Hände auch den Pferden nichts Derartiges, denn sie gehorchten der leichtesten Bewegung der Zügel, gingen ruhig um Hindernisse herum und zuckten nicht einmal mit den Ohren über die rauen Schreie vom Hafen.
Cosimo wandte die Pferde vom Kai ab in eine mit Kopfsteinen gepflasterte Gasse. Auf einem unbelebten kleinen Platz hinter einer Kirche hielt er an vor einem hohen, schmalen Reihenhaus aus Stein. Ein Bediensteter erschien wie aus dem Nichts, als Cosimo vom Kuschbock stieg und die Tür für Meg öffnete.
»Madame«, sagte er und verbeugte sich tief.
»Danke«, sagte sie abwesend und trat auf den Bürgersteig.
Cosimo ging vor ihr zur Tür, die sich öffnete, bevor er sie erreichte. »Madame Giverny«, verkündete er und schob das Hausmädchen beiseite, das die Tür geöffnet hatte. Er hielt sie auf, damit Meg in ganzem Staat eintreten konnte.
Sie betrat eine kühle, spärlich beleuchtete Eingangshalle mit einem Steinboden und weiß verputzten Wänden. Eine kleine Gruppe von Bediensteten stand am Fuß der Treppe im hinteren Teil der Halle.
»Madame, darf ich Euch Eure Bediensteten vorstellen.« Ihr Haushofmeister stellte die Haushälterin, die Köchin, ihre Zofe und – mit einer alle umfassenden Bewegung – den gesamten unteren Stand der Bediensteten vor, die den Haushalt in Schwung halten würden.
Meg begrüßte jeden mit einem vagen Lächeln. Nur die Frau, die Cosimo als ihre persönliche Zofe ausgesucht hatte, betrachtete sie mit einem schnellen, genauen Blick. Bei dieser Bediensteten würde es am schwierigsten sein, die Rolle erfolgreich durchzuhalten.
Estelle war jung und errötete tief, als sie ihren Knicks machte. Wahrscheinlich hatte sie nicht allzu viel Erfahrung, vermutete Meg, und deswegen war sie sicher mehr als willig, alle möglichen Ungereimtheiten, die sie in diesem Haushalt erlebte, einfach zu ignorieren, nur weil sie die Ehre hatte, für eine Comtesse zu arbeiten… egal, ob diese Gräfin sich entschloss, ihren Titel der Diskretion halber nicht zu gebrauchen. Cosimo war bestimmt davon ausgegangen, dass Meg damit umgehen konnte, wenn das Mädchen hier oder da Schwächen zeigte. Schließlich war sie es gewohnt, für sich selbst zu sorgen. Und das junge Mädchen würde gewiss keine Fragen stellen, wenn sie die Gelegenheit bekam, bei einer freundlichen und verständnisvollen
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