In Liebe verführt
es vor allem Eure Entscheidung, das Fort am Point l’Eguilette anzugreifen, was Admiral Hood und seine Briten zum Rückzug zwang. Ich bin mit Major Guillaume dorthin geritten, und er hat versucht, mir die Schlacht zu erklären. Aber er hat das halt nicht persönlich erlebt. Es wäre wirklich wunderbar, wenn Ihr mir davon erzähltet.«
Napoleon wischte sich den Mund ab und trank einen kräftigen Schluck Wein. »Ich werde Euch genau zeigen, wie die Schlacht ablief, meine Liebe.« Er begann, Besteck, Gläser und was ihm sonst zur Verfügung stand auf dem Tisch hin und her zu bewegen, um die verschiedenen Positionen anzudeuten, und Meg wurde trotz ihrer inneren Anspannung bald durch die lebhafte Erzählung des Generals von der Schlacht um Toulon in den Bann gezogen. Egal, was sie von Napoleon Bonaparte persönlich halten mochte – was Kriegführung und Strategie betraf, war er ein Genie.
Sie fragte ihn aus über Toulon, seine darauf folgenden Siege und seine Zeit als Gefangener in Antibes vor vier Jahren, als man ihn des Verrats bezichtigt hatte. Die Strategie funktionierte. Er redete mit intensiver Freude über seine Karriere und genoss es, einer derart bewundernden, aufmerksamen und offensichtlich kenntnisreichen Zuhörerin seine Triumphe zu schildern. Das Gespräch schränkte in keiner Weise seinen Appetit ein, und Meg beobachtete mit Erstaunen, welche Mengen von Geflügel, Fisch und Fleisch in seinem Bauch verschwanden.
Schließlich legte er jedoch seine Gabel beiseite und lehnte sich zurück. »Sehr befriedigend.« Er machte eine Geste zu dem Bediensteten in seiner Nähe. »Bitte Alphonse, uns den zweiten Gang vorzustellen.«
Alphonse kehrte zurück, um das Servieren des zweiten Gangs zu überwachen, der diesmal gleich auf den Tisch aufgetragen wurde. Ein Korb mit Pfirsichen, Schüsseln mit Gelee und Cremespeisen, Pilze und geschmolzener Roquefort auf runden Scheiben Brioche und eine erstaunliche Torte, die aufwändig mit einer Marinefregatte unter vollen Segeln dekoriert war. Sogar die Trikolore hatte sie gehisst.
»Herrlich«, erklärte Napoleon und rieb sich die Hände. »Alphonse, Ihr habt Euch selbst übertroffen.«
»Vielen Dank, General.« Der Küchenchef entfernte sich mit einer erfreuten Verbeugung.
»Du darfst uns jetzt auch allein lassen, Claude«, sagte der General zu dem Bediensteten. »Wir können uns selbst servieren.«
Meg nahm sich eine der köstlichen Brioches und wartete, bis der Bedienstete hinausgegangen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Dann sagte sie: »Ihr müsst mir vergeben, Napoleon, aber wenn wir allein sind, wäre es mir lieber, wenn wir eine Tür offen lassen können.«
»Aber lieber Gott, Madame, wovor habt Ihr Angst?«, wollte er wissen. »Ich habe nicht die Angewohnheit, meine Gefährtinnen beim Abendessen oder danach zu vergewaltigen.«
»Nein, natürlich nicht«, sagte sie und lachte. »Und das wollte ich auch wirklich nicht andeuten. Aber mir wäre es lieber, wenn grundsätzlich und für alle Seiten klar wäre, dass wir beide nur gemeinsam zu Abend essen.«
Er schob seinen Stuhl zurück, ging zur Tür, die in den Salon führte, und öffnete sie weit. »Ist das genug für Euch, Madame, oder soll ich Gilles herbeordern, damit er Wache steht?«
Meg sah ihn gekränkt an wegen seines sarkastischen Tons. »Es scheint mir etwas ungerecht, dass Ihr ärgerlich seid wegen einer derart verständlichen Bitte. Vielleicht sollte ich besser gehen.« Sie schien aufstehen zu wollen.
Sofort kam er zurück zum Tisch. »Nein… nein…bitte, Nathalie. Ich wollte nicht unmäßig klingen, aber ich verstehe nicht, warum Ihr Euch solche Sorgen macht. Ihr seid unter Freunden. Die einzigen Menschen hier sind meine Bediensteten, die mir alle bis zum letzten Blutstropfen treu ergeben sind.«
»Das glaube ich gern«, sagte sie und setzte sich wieder. »Aber mir wäre es lieber, wenn sie über unsere Begegnungen mit gutem Gewissen die Wahrheit sagen können.« Sie seufzte tief und beobachtete ihn dabei aus dem Augenwinkel. »Böse Zungen tratschen leider schon bei der kleinsten Gelegenheit. Ihr habt vielleicht schon das eine oder andere von dem gehört, was über mich erzählt wird…«
Er griff nach ihrer Hand. »Meine Liebe, ich höre nie auf Gerüchte«, stellte er fest. »Und ich erlaube auch meinen Bediensteten nicht, das zu tun.«
»Ich fürchte nur, dass Colonel Montaine…« Sie lächelte kummervoll und tupfte sich mit der Serviette die Lippen trocken.
»Der Colonel ist
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