In Liebe verführt
wirklich, Major?« Meg hob fragend eine Augenbraue, doch in ihrem Blick lag eine Warnung.
Eine Warnung, die der Major dummerweise nicht beachtete. »General Bonaparte, Madame. Man sagt, er wäre hingerissen von Euch.«
»Sagt man das?«, meinte sie, und ihre Nasenflügel blähten sich etwas. »Ich wäre Euch sehr dankbar, Major Guillaume, wenn Ihr Euch nicht daran beteiligt, dass mein Name in der ganzen Stadt zum Gespräch wird, und auch, wenn Ihr den Klatsch der Küchenmädchen für Euch behalten würdet.« Sie spornte ihre Stute mit den Fersen an, und das Pferd reagierte und verfiel in einen stürmischen Galopp.
Guillaume spornte sein Pferd ebenfalls an, wobei sein Gesicht dunkelrot geworden war. »Vergebt mir, Madame. Ich habe mich ungehörig benommen.«
»Allerdings«, sagte sie und ritt in eisigem Schweigen weiter.
Der Major hielt Schritt mit ihr, machte ein paar hoffnungsvolle Versuche zur Konversation und schwieg dann verzweifelt. Endlich erbarmte sich Meg seiner.
»Es ist sehr schwer für eine Frau allein, den bösen Zungen auszuweichen, Major. Ich hatte gehofft, Ihr würdet über dieser Art von Tratsch stehen.« Sie klang verletzt und bekümmert.
»Ach, meine liebe Madame, mir sind die Gerüchte völlig egal, das schwöre ich«, sagte er ernsthaft. »Vergebt mir, ich wollte Euch nur darauf aufmerksam machen.«
»Dann danke ich Euch für eine Warnung, die jedoch unnötig ist«, sagte sie mit einem schwachen Lächeln. »Ich bin mir durchaus bewusst, was für eine Ehre General Bonapartes Aufmerksamkeit für mich bedeutet. Ich muss allerdings auch gestehen, dass Colonel Montaines Missbilligung schwer zu ertragen ist. Und ich fürchte, dass ich Euch das habe spüren lassen. Er wendet sich nicht direkt offen gegen mich, aber in seiner Art, mich anzusehen, liegt etwas, das klar macht, was er von mir denkt.« Sie seufzte schwer.
»Ach, meine liebe Madame Giverny«, sagte er und beugte sich vor, um ihre Hand zu tätscheln. »Ihr braucht keine Angst zu haben. Jeder weiß, dass Montaine eine misstrauische Klatschbase ist. Ihr könnt Euch darauf verlassen, dass keiner besonders auf ihn achtet.«
Eventuell mit Ausnahme von Bonaparte, dachte Meg, als sie sich bei ihrem Begleiter mit einem süßen, leicht traurigen Lächeln bedankte. Als er sie bei sich zu Hause ablieferte, ging sie hinauf in ihr Zimmer und war sicher, dass Guillaume sie in der Offiziersmesse mit ausreichendem Nachdruck verteidigen würde, um sicherzustellen, dass seine Kollegen es sich gut überlegten, bevor sie sich über den Ruf der Witwe lustig machten. Vielleicht würde das sogar Montaine Einhalt gebieten, zumindest für die kurze Zeit, die sie noch brauchen würden.
24
Meg war erneut überrascht, wie ruhig sie war, als sie am Abend die Treppe hinunterging, die Schleppe ihres dunkelroten seidenen Abendkleides über den Arm gelegt, um nicht zu stolpern. Das Kleid war atemberaubend, sein schmaler Schnitt umschmeichelte ihren Körper, die Taille lag modisch unter dem Busen, und der Ausschnitt war tief genug, um ihre Brüste möglichst gut zur Geltung zu bringen. Ein schwarzes Umschlagtuch bildete einen dramatischen Kontrast zu der tiefroten Seide, und am Hals und im Haar trug sie dazu schwarze Opale.
Als sie Cosimo gefragt hatte, wie er an die Juwelen gekommen wäre, die ihre Garderobe ergänzten, hatte er lediglich gelächelt und den Kopf geschüttelt. Also war eventuell noch jemand an ihrer Beschaffung beteiligt gewesen, von dessen Identität sie nicht wissen durfte. Entweder das – oder er hatte sie auf ihrer Reise quer durch Frankreich dabeigehabt, was sie sich allerdings überhaupt nicht vorstellen konnte, denn wo hätte er sie verstecken sollen? Andererseits hätte sie das nicht überrascht, denn der Freibeuter hatte viele Geheimnisse, zu viele für ihren Geschmack. Die Schmuckstücke selbst waren natürlich für Ana ausgesucht, was erklärte, warum sie so vollendet zu ihr passten.
Als sie in die Eingangshalle hinunterkam, entfaltete sie ihren chinesischen Fächer aus bemalter Seide und hob flüchtig die Augenbrauen als Gruß für ihren Haushofmeister, der wartend an der Tür stand, um sie zur Kutsche zu begleiten.
Er nickte und öffnete mit zeremoniell ausschweifender Bewegung die Tür. »Madame, Eure Kutsche wartet.«
»Danke, Charles.« Sie warf ihm ein distanziertes Lächeln zu, als sie an ihm vorüberrauschte, und gab ihm die Hand, als sie in die Kutsche stieg. Er drückte als kurze Anerkennung ihre Finger, beugte sich vor und
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