In Liebe verführt
legte eine Decke über ihren Schoß.
»Du siehst umwerfend aus«, flüsterte er.
»Ich weiß«, murmelte sie zurück und wurde durch ein kurzes, humorvolles Glitzern in seinem Blick belohnt, als er sich wieder aufrichtete.
Wenn ihre Erscheinung eine Rolle spielen sollte in dem, was geschehen würde, war sie perfekt. Vielleicht war das der Grund, warum sie so unerwartet viel Selbstvertrauen hatte.
Cosimo fuhr die Kutsche durch das Tor und in den Hof am Hauptquartier des Generals. Man erwartete sie dort. Die Wächter am Tor salutierten, und als sie um genau acht Uhr vor der Tür der Villa hielten, eilte ein Adjutant herbei, um den Wagenschlag zu öffnen.
»Guten Abend, Madame Giverny.« Er öffnete die Tür für sie. »General Bonaparte erwartet Euch.« Er gab ihr die Hand, um ihr aus der Kutsche zu helfen.
Meg, die auf den herben Montaine vorbereitet gewesen war, spürte Erleichterung über das neue Gesicht und warf ihm ein warmes Lächeln zu, als sie aus der Kutsche stieg. »Mein Kutscher wird mit den Pferden beim Tor warten«, sagte sie mit einer hochmütigen Kopfbewegung in Richtung auf besagten Kutscher, der unbeweglich auf dem Bock saß und sich nicht anmaßte, seine Herrin anzusehen.
»Bitte kommt mit mir, Madame.« Der Adjutant deutete auf die offene Tür, durch die gelbes Licht in den Hof strömte.
Megs Herz stolperte einen Moment, doch dann schluckte sie, entspannte sich und gewann die Beherrschung zurück. »Danke.« Sie legte eine Hand auf seinen ausgestreckten Arm und wurde ins Haus begleitet. Die Türen schlossen sich mit einem lauten Klick hinter ihr.
Diesmal erwartete sie der General schon in seinem Salon. Er stand vor dem leeren Kamin, die Hände im Rücken verschränkt. Er strahlte sie an, als sie hereinkam, und eilte auf sie zu, nahm ihre beiden Hände und hob sie an die Lippen. »Meine liebe Nathalie, wie charmant Ihr wieder ausseht, wie reizend. Möchtet Ihr nicht ein Glas Champagner?… Gilles, ein Glas Champagner für Madame Giverny.« Ihre Hände weiterhin in den seinen, machte er einen Schritt rückwärts und betrachtete sie mit offensichtlichem Wohlwollen. »Reizend«, wiederholte er. »Wirklich reizend!«
»Ihr seid zu freundlich, General«, erwiderte sie, entzog ihre Hände sanft seinem Griff und wandte sich dem Adjutanten zu, um das ihr angebotene Glas zu nehmen. »Wo ist denn Colonel Montaine heute Abend?«
Bonapartes strahlender Blick verdunkelte sich für einen Moment. »Er hat frei«, stellte er fest. »Ihr solltet Euch darüber keine Gedanken machen.«
»Oh, das habe ich nicht. Ich war nur so daran gewöhnt, ihn an Eurer Seite zu sehen.« Meg lächelte ihn sorglos an, trank ein Schlückchen Champagner und fragte sich, ob dieser Blick und Montaines Abwesenheit wohl etwas zu bedeuten hatten. Hatte der Colonel unklugerweise seinem General geraten, der Witwe fernzubleiben? Sie nahm an, dass es Napoleon absolut nicht gefallen würde, wenn sein Adjutant versuchte, ihm Ratschläge zu erteilen. Umso besser für sie, wenn Montaine sich selbst einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.
»Das ist alles, Gilles.« Bonaparte schickte den Mann mit einer Handbewegung fort. »Du kannst anordnen, das Abendessen in fünfzehn Minuten zu servieren.«
Der Adjutant verbeugte sich und verließ den Salon.
»So, Nathalie, und jetzt müssen wir beide uns richtig kennen lernen.«
Napoleon streckte den Arm aus und wollte ihre Hand nehmen, doch sie schenkte ihm ein kleines Lächeln und sagte ruhig: »Entschuldigt mich einen Moment.« Sie ging zur Tür, die der Adjutant hinter sich geschlossen hatte, und öffnete sie ein wenig. »Es ist noch etwas zu früh für ein tête-à-tête , Napoleon.«
Sein Blick wurde ziemlich finster, dann lachte er kurz. »Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr so viel Wert auf guten Ton legt, Madame.«
»In meiner Stellung kann ich gar nicht vorsichtig genug sein, General«, erwiderte sie und lachte mit einer einladenden Nuance in der Stimme, die ihrer Bemerkung jede Schärfe nahm, während sie wieder zu ihm ging und die Hände ausstreckte. »Bei Frauen ist das etwas anders, Napoleon.«
Der finstere Blick verblasste, als er ihre Hände nahm. »Da habt Ihr wohl Recht. Aber kommt und erzählt mir etwas von Euch.« Er geleitete sie zu einem Sofa, auf das er sich setzte und sie drängte, sich neben ihn zu platzieren.
Meg erzählte ihm die Version ihrer Geschichte, die ihr jetzt schon so vertraut war, dass sie sie beinah selbst glaubte. »Mein Mann, der Comte de Giverny,
Weitere Kostenlose Bücher