In Liebe verführt
beiden roten Setter, lagen auf dem Teppich vor dem Kamin und beobachteten sie, kamen immer wieder zu ihr, um sie mit ihren feuchten Nasen anzustupsen. Sie streichelte abwesend ihre Köpfe. Die Atmosphäre, die in den letzten zwei Tagen hier im Haus herrschte, war so angespannt gewesen, dass sie sogar aufgehört hatten zu fressen. Ein sehr ungewöhnliches Ereignis.
Es war schon beinah Mittag, als statt Jack auf seinem braunen Wallach eine langsame, altmodische Kutsche vor dem Haupteingang des Hauses hielt. Sie erkannte sie sofort, und ihr sank das Herz. Das war die Kutsche des Sir Barratt. Sie waren wohl im Morgengrauen aufgebrochen, um jetzt schon Folkstone erreicht zu haben. Was sollte sie ihnen nur sagen? Sie erwarteten, hier ein kranke Tochter vorzufinden, nicht eine abwesende.
Warum zum Teufel hatte Jack darauf bestanden, nach London zu reiten? Dachte sie, obwohl sie wusste, dass es das Beste – und das Einzige – war, was er hatte tun können. Versteinert blieb sie am Fenster stehen und sah zu, wie Sir Mark aus der Kutsche kletterte und seiner Frau beim Aussteigen half. Die Hunde, die die alten Freunde des Hauses erkannten, sprangen aufgeregt bellend am Fenster hin und her und rannten dann zur Tür, wo sie sich umdrehten und ungeduldig ihr Frauchen ansahen.
Arabella wusste, dass sie eigentlich auf die Straße hinauslaufen und Megs Eltern persönlich hätte begrüßen sollen, aber sie wusste einfach nicht, was sie sagen sollte. Genau genommen war Meg unter ihrem Schutz gewesen, und nun war sie verschollen.
Natürlich war es lächerlich sich vorzustellen, dass man sie in irgendeiner Weise für das Verschwinden einer erwachsenen Frau verantwortlich machen würde, die immer schon ihre eigenen Wege gegangen war. Arabella glaubte auch nicht, dass Sir Mark oder seine Frau sie anprangern würden. Aber all das änderte nichts an ihrem panischen Schuldgefühl.
Lady Barratt hielt ihre Haube fest, als ein Windstoß vom Meer sie ihr vom Kopf zu reißen drohte. Mit der freien Hand packte sie den Arm ihres Mannes und zerrte seine hoch gewachsene, leicht gebeugte Gestalt fast zur Tür. Dabei war die Unruhe deutlich in ihrem runden, rosa Gesicht zu erkennen.
Arabella zwang sich, ihnen entgegenzugehen. Sie durchquerte den Salon, und als sie die Tür öffnete, schossen die Hunde kläffend an ihr vorbei. Sie betrat die Eingangshalle genau in dem Moment, als Tidmouth ihre Gäste hereinließ. Boris und Oscar sprangen begeistert auf den schwarzweißen Fliesen hin und her.
»Sir Mark… Lady Barratt.« Arabella hastete auf sie zu und hoffte, dass die wachsende Panik ihrer Stimme nicht anzuhören war. »Wie gut, dass Ihr so schnell gekommen seid.« Dumm… dumm, das zu sagen , schimpfte sie sich selbst. Es war nun wirklich nichts Ungewöhnliches oder Lobenswertes daran, wenn Eltern an das Bett einer leidenden Tochter eilten. Sie umarmte Lady Barratt.
»Oh, meine liebe Bella, wie geht es ihr? Meg ist doch sonst nie krank.« Die Lady umarmte die Herzogin fest, ohne auf die Hunde zu achten. »Hat sie Fieber? Hoffentlich ist es nicht Typhus. Oder Pocken. Ich habe mir solche Sorgen gemacht, konnte letzte Nacht kein Auge zutun.«
»Nein, es ist ganz sicher kein Typhus«, sagte Arabella und warf Tidmouth einen verzweifelten Blick zu, während Sir Barratt ihr einen väterlichen Kuss auf die Stirn gab. Er schnippte die Finger für die Hunde, die Abkömmlinge seiner Lieblingshündin waren und ihn gut kannten. Sie setzten sich brav hin, hechelten mit offenen Mäulern, wobei ihre großen schwarzen Augen glänzten und ihre langen buschigen Schwänze eifrig hin und her wedelten.
Lady Barratt plapperte unaufhörlich weiter, sie stellte Fragen und beantwortete sie selbst. »War der Arzt schon bei ihr? Ja natürlich wird er schon bei ihr gewesen sein. So etwas würdet Ihr natürlich nie versäumen, meine Liebe, da bin ich sicher.«
Tidmouth hustete und sagte: »Vielleicht möchten Euer Ladyschaft in den Salon gehen zu einer Erfrischung nach der langen Reise?«
»Oh, ich muss direkt zu Meg«, sagte Lady Barratt. »Sir Mark, kommt Ihr mit?«
Sir Marks kluge, grüne Augen, Augen, die er an Meg vererbt hatte, waren, seit Arabella sie begrüßt hatte, auf sie gerichtet gewesen. So hatte er auch den Blick zwischen ihr und ihrem Butler registriert. Jetzt sagte er: »Wir gehen gleich nach oben, Liebes. Lass uns erst mal in den Salon gehen, damit wir uns ein wenig sammeln können. Du willst doch Meg bestimmt nicht mit deiner Besorgnis aufregen,
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